Diskussion:Lockeres Gespann

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Christian Kalinke (re.) mit Gerichtsdirektor Ulrich Kühn (Mitte) und Polizeipräsident Hubertus Andrä. (Foto: Nila Thiel)

Amtsgerichtsdirektor und Polizeichef bei den "Bergspektiven"

Von Christian Deussing, Berg

Experten oder Prominenz aus Politik, Kultur, Sport und dem öffentlichen Leben mit Hintersinn und zugespitzt zu befragen - das gelingt Christian Kalinke fast immer. Auch diesmal entlockte der Initiator und Moderator der "Bergspektiven" den geduzten Gästen interessante Statements zur Herkunft, ihren Eigenheiten und zu ihrem Beruf. Eingeladen waren am Donnerstagabend im Hotel Schloss Berg der Starnberger Amtsgerichtsdirektor Ulrich Kühn und Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä, die sich schlagfertig präsentierten.

Kühn erzählt vorn am Stehtisch davon, als Lehrersohn ein "braves Kind" gewesen zu sein und mangels anderer Talente Jura studiert zu haben. Die meistens der 80 Besucher schmunzeln bereits. Moderator Kalinke frotzelt, dass ein Gerichtsdirektor wohl nur von 9 bis 17 Uhr arbeite. "Stimmt nicht, ich gehe früher", kontert Kühn, und das Publikum lacht. Der 51-Jährige leitet seit einem Jahr das Starnberger Gericht. Seine Aufgaben seien facettenreich - vom Grundbuch über das Erbrecht bis zum Straf- und Familiengericht. Und oft gehe es um Geld. Auch müsse er als Richter viele Akten lesen und in komplexen Fällen Entscheidungen finden. Das könne "bittere Arbeit sein", so der promovierte Jurist.

Zuhörer befragen ihn, was zu tun sei, wenn Handwerker sich mit Kunden streiten und mit Gutachten drohen. Einer will wissen, nach welchen Kriterien Bußgelder verhängt werden, ein anderer Besucher fragt nach dem Prinzip des Schöffengerichts. Für Kühn, der sich selbst als kompromissfähig bezeichnet, sind diese Fragen kein Problem. Er betont überdies, dass in vielen Fällen ein Vergleich zwischen den Parteien sinnvoller sein könne, als auf einem Urteil zu bestehen.

Nach der Pause ist der Münchner Polizeichef Andrä dran, der als ruhiger Pragmatiker gilt - aber auch klare Kante zeigt. "Was sind denn deine Schwächen?", lockt ihn Kalinke. Der Präsident räumt ein, in "manchen Bereichen etwas ungeduldig zu sein, was einigen eventuell auf den Keks" gehe. Eine andere Schwäche seien früher die Süßigkeiten gewesen, sagt der robuste 62-Jährige und grinst. Befragt wird Andrä dazu, was "neu an der Wiesn" sei? "Neu ist der Bierpreis", sagt er trocken und erntet sofort Gelächter.

Natürlich geht er dann auf den Sicherheitsaspekt der Wiesn ein, berichtet von der neuen Methode der Gesichtserkennung durch "Super-Recogniser" und von einer besseren Kameratechnik auf dem Oktoberfest. Andrä verteidigt das neue Polizeiaufgabengesetz, das viele nicht gelesen hätten und über das "viel Mist gesprochen" werde und verweist auf die "veränderte Sicherheitslage". Er betont aber auch, dass durch Flüchtlinge und Asylbewerber die Kriminalität nicht angewachsen sei. Für unsinnig hält es der Präsident, dass Fußballvereine Polizeieinsätze bezahlen sollten - denn die Probleme gebe es nicht in den Stadien, sondern bei der An- und Abfahrt der Zuschauer.

Die Veranstaltung diente übrigens wieder einem guten Zweck: Die Spenden erhalten Basketball-Mädchen aus Mosambik.

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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