Diskussion in Berg:Frustrierende Ermittlungen

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Anton Hunger interessiert sich für die Verkettung von Wirtschafts- und Internetkriminalität. Christiane Kern sagt, die Polizei brauche mehr Spezialisten. (Foto: Georgine Treybal)

SPD-Landtagskandidatin Christiane Kern trifft in Berg auf den Krimiautor Anton Hunger

Von Ute Pröttel, Berg

Warum gibt es Verbrecher? Das will Krimiautor Anton Hunger von Kriminalhauptkommissarin Christiane Kern wissen. Und wie könne sie feststellen, ob jemand aus Not kriminell wird oder ein geschulter Verbrecher ist? SPD-Landtagskandidatin Christiane Kern ist am Dienstabend zu Gast beim Ortsverein Berg. Der hat sein Mitglied Anton Hunger aus Kempfenhausen gebeten, der Kriminalerin Fragen zum Thema "Politik und Polizei" zu stellen. Kern muss die Antwort schuldig bleiben. Auf der Polizeifachschule für den höheren Dienst habe sie zwar viel Juristisches gelernt, psychologische Betrachtungen zum Wesen eines Verbrechers standen nicht auf dem Stundenplan.

Anton Hunger, der mit seinem Buch "Gebrauchsanweisung für Schwaben" 2007 einen Bestseller landete, hat im Oktober 2017 seinen ersten Kriminalroman veröffentlicht. In "Der Pakt mit dem Teufel" sind es nicht Polizei und Staatsanwaltschaft, die einen Mord aufklären, ganz im Gegenteil, sie haben ein Interesse daran, die Aufklärung zu verhindern. Ein mäßig erfolgreicher Investigativreporter macht sich in Hungers Buch auf die Suche nach der Wahrheit.

Auch die 45-jährige Kriminalhauptkommissarin weiß aus ihrer Zeit beim Staatsschutz von langwierigen Ermittlungen zu erzählen, die am Ende nicht ausreichen, um Anklage zu erheben. "Das kann schon frustrierend sein", gibt Kern zu. Gerade bei extremistischen Straftaten habe sie das oft erlebt. "Aber so ist eben das deutsche Rechtssystem, wenn der Staatsanwalt feststellt, dass keine ausreichenden Anklagepunkte vorliegen, dann wird ein Verfahren eingestellt."

Was Hunger besonders interessiert, ist die Verkettung von Wirtschafts- und Netzkriminalität. Er konstruiert einen Fall: "Eine Firma in Israel, der Ansprechpartner in Indien und die Geldeingangsstelle in Kanada..." - "...dann haben wir verloren", muss Kern eingestehen. Überhaupt habe die Cyberkriminalität die Polizei förmlich überrollt. Es fehle an Spezialisten und an Geld, diese zu bezahlen. Als Abgeordnete will Christiane Kern sich für mehr Investitionen in die innere Sicherheit stark machen. Für mehr Personal, eine bessere Ausbildung, aber auch eine bessere Ausrüstung der Polizei. Die soziale Verwahrlosung in der Großstadt, deren Zeuge Kern im Einsatz immer wieder wurde, seien eine Triebfeder dafür gewesen, dass sie vor fünf Jahren in die SPD eingetreten ist. Auf die Frage nach einer eher rechten Gesinnung bei der Polizei reagiert Kern prompt: Sie verwahre sich gegen das Vorurteil, das man bei der Polizei auf dem rechten Auge blind sei und schildert den aufwendigen Einsatz bei Pegida-Demonstrationen und gesteht, auch selbst auf Gegenveranstaltungen demonstriert zu haben.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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