Bundesverdienstkreuz für Franziska Sperr:Hilfe für Autoren in Not

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Die Berger Schriftstellerin wird für ihren ehrenamtlichen Einsatz für bedrohte Kollegen in aller Welt ausgezeichnet

Von Katja Sebald, Berg

Die Schriftstellerin Franziska Sperr, die seit vielen Jahren in Berg lebt, erhält an diesem Freitag in Berlin das Bundesverdienstkreuz am Bande. Auf Vorschlag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wird Sperr für ihren ehrenamtlichen Einsatz als "Writers-in-Exile"-Beauftragte des deutschen PEN-Zentrums ausgezeichnet. "Ich habe mich sehr gefreut", sagte Sperr vor ihrer Abreise nach Berlin, "aber ich weiß noch nicht genau, was ich mit einer solchen Ehrung anfangen soll". Zum Festakt werden sie ihre beiden erwachsenen Kinder begleiten, die beide in Berlin leben.

Von 2013 bis 2019 war Franziska Sperr Vizepräsidentin des Deutschen PEN-Zentrums und Beauftragte für das Programm "Writers in Exile", das 1999 auf Initiative von Kulturstaatsminister Michael Naumann gegründet wurde. Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine von über 140 Schriftstellervereinigungen unter dem Dach des PEN International, der sich weltweit für den Schutz und die Freiheit der Kultur einsetzt. "Aus historischen Gründen", so Sperr, engagiere man sich insbesondere in Deutschland für Schriftsteller und Journalisten, die in ihren Heimatländern verfolgt und unterdrückt werden. Einer der berühmtesten Stipendiaten war der Journalist Can Dündar, der 2015 in der Türkei der Spionage angeklagt wurde.

"Writers in Exile" setzt sich dafür ein, dass Autoren, die in ihren Heimatländern nicht in Freiheit schreiben können und manchmal wegen einer Winzigkeit in Haft sind, nach Deutschland ausreisen dürfen, erläutert Sperr. In eigens angemieteten Wohnungen haben sie bis zu drei Jahre lang eine sichere Bleibe. Der Bund übernimmt alle Kosten. Sperr holte in ihrer Amtszeit außerdem das Goethe-Institut mit ins Boot, das den Stipendiaten nun kostenlose Sprachkurse anbietet.

Sie war außerdem Herausgeberin der Buchreihe "Autoren im Transit", für die jeweils zwei Exilschriftsteller mit Hilfe eines Übersetzers in einen Dialog treten. Für die meisten der Stipendiaten war sie der erste Kontakt nach der Ankunft in Deutschland, manche seien ihr schon am Flughafen weinend in die Arme gefallen. Eine Schriftstellerin aus Eritrea hatte sechs Jahre Kerkerhaft überstanden, als sie ausreisen konnte. Aus vielen dieser Begegnungen entwickelten sich Freundschaften. "Ich habe diese Arbeit gerne und mit Leidenschaft gemacht, aber ich habe auch sehr viel dafür zurückgekriegt", sagt Sperr rückblickend.

© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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