Bürgerversammlung:Eine saubere Gemeinde

Lesezeit: 3 min

Die Windräder liefern mehr Ökostrom als Berg verbraucht. Stolz präsentiert Bürgermeister Rupert Monn die Bilanz. Auch sonst steht die Kommune gut da. Dass es seine letzte Bürgerversammlung ist, verschweigt der Rathauschef

Von Sabine Bader, Berg

Die Brücke musste abgebrochen und neu gebaut werden. (Foto: Nila Thiel)

Bergs Bürgermeister Rupert Monn ist ein Meister des Understatements: So, als wäre es eine Bürgerversammlung wie jede andere für ihn, trat er am Dienstagabend im Saal das Gasthofs zur Post in Aufkirchen ans Rednerpult. Mit keinem Wort erwähnte er, dass es das letzte Mal ist, dass er vor den Bürgern Rechenschaft ablegen wird. Denn bekanntlich stellt sich Monn nach 20 Amtsjahren im kommenden Frühjahr nicht mehr zur Wahl. Er appellierte lediglich an die Besucher, sich kommunalpolitisch zu engagieren und sich auf einer der Gemeinderatsfraktionslisten zur Wahl zu stellen. Denn Berg brauche auch künftig Bürger, die sich "uneigennützig und verantwortungsvoll" für das Wohl der Gemeinde einsetzen, so Monn.

Windkraft

Das einzige Thema, bei dem Monn ins Schwärmen geriet, war die Windenergie. Täglich höre man viel über Klimawandel und erneuerbare Energien. Während es in anderen Gemeinden oft bei Absichtserklärungen und Worthülsen bleibe, habe Berg gehandelt. Die vier Berger Windräder seien "eine Erfolgsgeschichte mit Vorbildcharakter", erklärte Monn. "Unsere Anlagen erzeugen etwas mehr Strom als insgesamt im Gemeindegebiet verbraucht wird." Die Gemeinde Berg ist bekanntlich mit einer Million Euro wirtschaftlich an den Anlagen beteiligt. Laut Monn betrugt die Rendite in den Jahren 2015 bis 2017 zwischen vier und sechs Prozent: "Somit flossen bereits jetzt schon 140 000 Euro wieder in den Gemeindesäckel zurück." Selbst aus dem Jahr 2018 mit seinem Extremsommer, in dem die Stromerzeugung unter den Erwartungen gelegen habe, seien mindestens vier Prozent Rendite zu erwarten. Und die gute Nachricht dieses Jahr: Die ersten drei Monate seien "sehr windreich" gewesen, so Monn, darum habe man "bis Ende März bereits 40 Prozent des prognostizierten Jahresertrages" erzeugen können.

Finanzen

Auch dieses Thema erwähnt Monn gerne: die Finanzen. Denn Berg ist seit dem Jahr 2011 schuldenfrei und verfügt darüber hinaus laut Bergs Bürgermeister inzwischen auch über ein "beachtliches finanzielles Polster für anstehende Investitionen". So betrage das Gesamtvermögen der Gemeinde derzeit rund 90 Millionen Euro. "Der Gesamtbestand an liquiden Mitteln am Ende des Haushaltsjahres 2018 beläuft sich auf beachtliche 13,5 Millionen Euro." Monn kann sich sogar vorstellen, dass die Gemeinde den geplanten Rathausneubau am Huberfeld schultern kann, ohne sich neu zu verschulden.

Wohnfläche

Auch diese Zahlen sprechen für sich: Während die Bürger im Freistaat im Schnitt fast 48 Quadratmeter Wohnfläche pro Person zur Verfügung hätten, seien es im Landkreis Starnberg durchschnittlich 52 Quadratmeter und in Berg sage und schreibe 59 Quadratmeter pro Kopf, rechnete Rathauschef Monn den Besuchern vor. "Das sind immerhin 14,1 Quadratmeter mehr als in derjenigen Landkreisgemeinde mit der niedrigsten Wohnfläche pro Kopf - Gilching", sagte Monn. "Damit sind wir die Spitze im Landkreis Starnberg."

Klärwerk Mörlbach

Die Tage der Mörlbacher Teichkläranlage sind gezählt. 2023 sollen die Haushalte des kleinen Ortsteils an das Klärwerk in Starnberg angeschlossen werden. So sieht es ein Änderungsbescheid des Starnberger Landratsamts vor. Der Abwasserverband hat laut Monn bereits die Kanalisation und die Grundstücksanschlüsse inspiziert. Die Kosten für die Untersuchung müssen die Hauseigentümer aber nicht selbst tragen, sie werden vom Verband übernommen. Baubeginn ist voraussichtlich 2020.

Gasthaus und Brücke in Farchach

Die Gemeinde hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Jährlich will sie ein gemeindliches Gebäude sanieren und energetisch ertüchtigen. Immer gelinge dies nicht, gab Monn zu, aber im vergangenen Jahr schon: 2018 konnte die Freizeitanlage "Müllers auf der Lüften" in Farchach grundlegend instandgesetzt werden. Die Fassade, das Dach und die Fenster wurden großteils erneuert. So wirkt das Erscheinungsbild der Gaststätte neu. Insgesamt hat die Gemeinde laut Monn 300 000 Euro in den Bau investiert.

Neu ist auch die Brücke in der Kempfenhausener Straße in Farchach. Das alte Bauwerke habe so große Schäden aufgewiesen, dass ein Neubau unausweichlich gewesen sei, hieß es. Allerdings habe man die Arbeiten in "relativ kurzer Zeit und ohne größere Probleme" abwickeln können, sagte Monn. Der Rathauschef glaubt, dass die neue Brücke nun "mindestens die nächsten 100 Jahre" halten wird. Für dieses Jahr plant die Gemeinde übrigens rund 800 000 Euro für Straßenbaumaßnahmen im Haushalt ein.

Radweg Allmannshausen

Die Lücke im Radweg zwischen Allmannshausen und Münsing zählt zu jenen Themen, die Rathauschef Rupert Monn regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht treiben: Erst 2021 will das zuständige Straßenbauamt Weilheim die nur einen Kilometer lange Waldstrecke in Angriff nehmen. "Ich bedaure es sehr und bin verärgert darüber", sagte Monn dazu in der Bürgerversammlung. Die Behörde treibe das Vorhaben "nicht mit der notwendigen Vehemenz" voran, findet er. Dabei habe sich die Gemeinde sogar dazu entschlossen, das Projekt, das eigentlich schon für 2019 avisiert war, vorzufinanzieren. Auch habe es nichts geholfen, sich wegen dieser Angelegenheit an den bayerischen Verkehrsminister Hans Reichhart zu wenden.

© SZ vom 09.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: