Wintersport in Berg:Ski und Rodel gut

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Seit dem Sonntag läuft der Skilift auf dem Kreuzmöslberg bei Aufkirchen. Es ist der letzte Lift im Landkreis. Robert Schmid hat die Anlage von seinem Vater übernommen und sogar eine neue Holzhütte gebaut

Von Otto Fritscher, Berg

"Endlich", sagt Robert Schmid, und es klingt wie ein Seufzer der Erleichterung. Es ist Montagnachmittag, die Sonne scheint, der Schnee glitzert - und der Skilift auf dem Kreuzmöslberg läuft. Endlich. Sehnsüchtig hat Schmid seit Anfang Dezember auf den Schnee gewartet. "Jeden Tag hab' ich zweimal aufs Wetter geschaut", sagt er. Und am Sonntag dann den Elektromotor für den gut 200 Meter langen Skilift auf dem Hang zwischen Berg und Aufkirchen zum ersten Mal eingeschaltet. Drei Wochen später als im letzten Winter, aber immer noch besser als vor zwei Jahren, als der Lift wegen Schneemangels gar nicht anlaufen konnte.

Nicht einmal zehn Zentimeter ist die weiße Schicht dick, aber das reicht, um auf Skiern, Schlitten oder sonstigen Gefährten den Hang hinunterzusausen. Meist sind es an diesem Nachmittag Mütter mit ihren Kindern, wie Tanja Neumeyer, die mit ihrem Sohn Georg, 7, eigens aus München nach Berg gekommen ist. "Ich bin oft hier", sagt sie, "es ist einfach schön." Das findet auch Sandra Schedler, die mit ihrem Sohn aus Bachhausen gekommen ist. Voll ausgestattet mit einem Rucksack, Tee und Waffeln zur Stärkung, ist Romy Gastl aus Leoni nach Berg heraufgekommen. "Alle meine Kinder haben hier da Skifahren gelernt", sagt sie. "Man kennt die Leute, es ist so familiär hier."

In der Tat ist es ein richtiges Familienunternehmen, das den einzigen Skilift im Landkreis betreibt, nachdem die Lifte in Leutstetten vor einigen Jahren und am Griesberg bei Oberalting schon vor Jahrzehnten abmontiert wurden. Robert Schmid indes ist unter der Woche jeden Tag ab 14 Uhr da, unterstützt von seiner Frau Manina, die Wurstsemmeln schmiert, Glühwein und Kinderpunsch zubereitet. Auch die drei Kinder, 14 und 11 Jahre, helfen mit, wenn viel los ist, knipsen Karten ab und verkaufen Süßigkeiten.

Mutter Cilli schaut ab und zu mal aus alter Verbundenheit vorbei, der Vater Martin Schmid ist nicht mehr so gut zu Fuß. Und Robert Schmids Bruder, Martin, der als Landwirt den Hang gepachtet hat, planiert schon mal die Parkplätze, damit die Autos nicht im Schnee versinken. "Anders wäre das gar nicht machbar", sagt Schmid, der im Hauptberuf in Berg einen Malerbetrieb führt. Wie er das mit seinem eigentlichen Job in Einklang bringt? "Vormittags bin ich meiner Firma, und nachmittags hier", sagt er.

Im April vergangenen Jahres hatte Robert Schmid die beiden alten Hütten abgerissen und mit dem Neubau begonnen. Es ist eine schmucke Holzhütte geworden, in der nun sowohl das Kassenhäuschen als auch der Kiosk unter einem Dach vereint sind. "Das ist doch viel praktischer, da muss ich nicht mehr so viel hin- und herlaufen", sagt Schmid. "Eine Stange Geld" habe der Neubau gekostet, "das ich nie wieder hereinbekommen werde". Bei seinen Kartenpreisen mag man ihm das glauben: Eine Zehnerkarte für Kinder kostet vier Euro, für Erwachsene fünf Euro. Warum Schmid dann jeden Tag nachmittags am Lift steht? "Es ist einfach eine Tradition", sagt er, nachdem der Vater den Lift vor mehr als 40 Jahren gebaut und bis vor einem Jahr betrieben hat. Angesichts der immer wärmeren Winter ist Schmid allerdings überzeugt: "Das ist das letzte Mal, dass ich hier richtig investiere."

Wie hält es eigentlich Robert Schmid selbst dem Skifahren? "Hier auf dem Kreuzmöslberg hab' ich das Schussfahren gelernt", sagt er. Sonst kommt er allerdings kaum dazu, die Brettern anzuschnallen, auch wenn die Kinder gern mal zum Brauneckfahren würden. "Ich bin halt meist hier am Lift, denn man kennt die Leute, und es ist einfach nett hier", sagt er und knipst die nächste Fahrt auf der Karte des Nachwuchsrennläufers ab, der schon ungeduldig vor dem Kassenfenster wartet.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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