Bayernweit auf Platz eins:Starnbergs Radler hängen alle ab

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Radfahrer im Starnberger Verkehr. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Beim Stadtradeln liegt der Landkreis Starnberg bayernweit auf Platz eins - und ist kaum mehr einzuholen. Doch trotz aller Begeisterung finden die Organisatoren mahnende Worte und fordern mehr Geld für das Wegenetz.

Von Christiane Bracht

Die Stadtradler im Fünfseenland sind stolz. Sie haben alle Erwartungen übertroffen: Mehr als 850 000 Kilometer haben sie innerhalb von drei Wochen gesammelt, rund 340 000 mehr als im Vorjahr, und was noch viel erstaunlicher ist: knapp 55 000 mehr als München. Im bayernweiten Vergleich hat es der Landkreis damit auf Platz eins geschafft, bundesweit liegen die Starnberger derzeit auf dem zweiten Platz hinter Dresden - vor München. Ob sie sich in dieser Position bis Oktober halten können, ist fraglich. Einige Städte und Gemeinden haben noch nicht einmal angefangen, in die Pedale zu treten. Doch Landrat Karl Roth ist jetzt schon begeistert: "Ich find's grandios. In Bayern macht uns keiner mehr was vor", sagte er auf der Abschlussveranstaltung. Die Organisatoren indes freut am meisten, dass heuer mehr als 6000 Radler für den Landkreis gestartet sind, rund 1000 mehr als noch 2012. "Dass die Zahl der Radler steigt, ist wichtiger als die Kilometer, denn so machen wir unseren Landkreis lebenswerter", sagte Gerhard Sailer.

Doch trotz aller Freude fand er auch ernste, mahnende Worte: "Die Aktion ist ein Auftrag für uns alle", sagte er. "Für den Radverkehr muss Geld in die Hand genommen werden." Denn im Landkreis steht es keineswegs überall zum Besten. Es fehle noch immer ein Radwegenetz sowohl für Freizeit- als auch für Alltagsradler, und an vielen zentralen Orten müssten noch mehr Radständer aufgestellt werden. "Jede Gemeinde braucht zudem einen Ansprechpartner", forderte Sailer. Nur so könne man es schaffen, den öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten, so dass ältere Menschen sich frei bewegen und Kinder gefahrlos allein zur Schule kommen können.

Wichtig sei es, bei großen Bauvorhaben die Radfahrer von vorneherein mit zu berücksichtigen, sagte Sailer. Sonst werde man immer nur die zweitbeste Lösung finden. "Sieben Spuren, ein schmaler Fußweg, aber wo sind die Radler?", fragte der engagierte Organisator und zeigte auf eine Animation des Starnberger Tunneleingangs. Auch die neue Umfahrung von Unter- nach Oberbrunn habe keine Radwege. Die Straße sei für Radler sogar "reine Schikane". Denn große Autos und kleine Laster führen oftmals flott ins Bankett und wirbelten dabei Kies auf die Fahrbahn, nur weil es keinen hohen Bordstein gibt. Für Radler wird dies manchmal zur Falle, weil sie auf dem Kies leicht ausrutschen und stürzen, erklärte er. Auch die Radunterführung nutzten "schneidige Autofahrer als Abkürzung", eine echte Gefahr für Radler. Aber selbst die alte Straße sei keineswegs sicher, weil Autos gerne mit mehr als 100 Stundenkilometer dort entlangpesten. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung könnte die Situation deutlich verbessern, sagte Sailer. "Oder eben die Ausweisung einer Fahrradstraße."

"Das Stadtradeln ist die beste Form der Radverkehrsförderung", jubilierte auch die Verkehrsmanagerin Susanne Münster angesichts des unerwarteten Erfolgs. Es verleihe ihr Rückenwind, wenn sie mit Gemeinden und anderen staatlichen Stellen über Radständer und -wege diskutiere. "Die Zahl der Radler wächst, wir müssen reagieren", könne sie nun sagen. Im vergangenen Jahr habe sie viele Anregungen von den Stadtradlern bekommen, auch jetzt freue sie sich wieder über Kritik. Den von Sailer monierten Punkten wolle sie nachgehen. Nach den Sommerferien plane sie ein Gespräch mit dem Stadtradel-Organisator und allen zuständigen Stellen, um für möglichst alle Probleme eine Lösung zu finden. Manches allerdings sei nicht sofort realisierbar, sagte sie. So habe man Schwierigkeiten, einen Radweg entlang der neuen Umfahrung Unter-/Oberbrunn zu bauen, weil man noch in Grundstücksverhandlungen feststecke.

Das gleiche gelte für die Verbindung Oberpfaffenhofen - Unterbrunn. Und hinsichtlich des B2-Tunnels müsse man sich fragen, ob Radler ihn zwingend nutzen müssten oder ob die alten Wege für sie nicht viel reizvoller seien. Wer Anregungen für sie hat, kann sich unter www.lk-starnberg.de/radwege an Münster wenden. Aber auch die Stadtradler nehmen unter www.stadtradeln-sta.de Kritik entgegen.

© SZ vom 05.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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