Baum-Projekt:"Es fehlt ein Baumschutzbeauftragter"

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Christina Voormann, die Mit-Organisatorin des Bernrieder Projekts, über Anfänge und aktuelle Konflikte

Interview von Armin Greune

Bis 2012 lebte sie 16 Jahre lang im "Golddorf" und lernte dabei, Bäume und Landschaft ihres Heimatorts zu lieben. Christina Voormann hat das beispielhafte Baumschutz-Projekt "Bernrieder Vorsprung" nicht nur angebahnt, sondern auch mit einer Handvoll ehrenamtlicher Helfer gesteuert. Im Gespräch mit der SZ blickt sie auf die Ursprünge ihres Engagements zurück. Voormann zeigt auf, welche Konflikte noch zu lösen sind und was Kommunen zum Schutz ihrer Baumveteranen beitragen könnten.

SZ: Wie weit reichen die Wurzeln des Bernrieder Baum-Projekts zurück?

Christina Voormann: Schon in den 1980er Jahren haben Bürger um den Erhalt einzelner Bäume im Bernrieder Park gekämpft. Der Bund Naturschutz war schon immer eine unheimlich starke politische Kraft.

Und wann sind Sie dazu gestoßen?

Mein Mann Klaus und ich sind 1996 nach Bernried gezogen, als Münchnerin habe ich den Starnberger See ja schon von Kindesbeinen an gekannt. Als Mitglied der Agendagruppe "Landschaft und Natur" habe ich dann intensiver zum Thema recherchiert und viele Aktionen organisiert. Daraus entstand dann 2008 in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium mein Konzeptentwurf "Alte Bäume, bedrohte Käfer".

Dieser Entwurf muss offenbar beeindruckt haben...

Ja, laut Vertretern der Bezirksregierung passte unser Projekt perfekt in die Bayerische Biodiversitätsstrategie und konnte dank der Unterstützung von Christine Simlacher vom Planungsbüro Pan umgesetzt werden. Im März 2011 wurde der Förderbescheid überreicht.

Gab es Probleme bei der Gründung der Trägergemeinschaft für den Bernrieder Vorsprung? Noch zehn Jahre zuvor standen sich Busch-Woods-Stiftung und Naturschützer fast feindlich gegenüber.

Daraus hat sich längst eine hervorragende Zusammenarbeit entwickelt. Im von der Stiftung gepflegten Park stehen die meisten wertvollen Biotopbäume; inzwischen werden ihretwegen sogar zeitweise Besucher umgelenkt, wenn die Verkehrssicherheit in Frage steht.

Allerdings ist in den Stiftungsrichtlinien auch verankert, dass ein 36 Hektar großer Teil des Parks zur Rinderzucht genutzt wird, was zu Konflikten mit dem Baumschutz führen kann.

Ja, denn schwere Maschinen verursachen Bodenverdichtungen und eine weitere Überdüngung der bereits nährstoffreichen Futterwiesen kann nicht nur die Vitalität der Methusalems beeinträchtigen, sondern die Artenarmut der Wiesen weiter verstärken. Bereits im Parkpflegekonzept von 1992 hieß es: Die Gülle muss raus. Ich bin mir sicher, dass man im Sinne der Stifterin einen Konsens finden kann, auch hinsichtlich der Tatsache, dass es sich um ein Gartendenkmal im Landschaftsschutzgebiet handelt.

Was könnten denn Behörden zum Schutz der Baumriesen beitragen?

In den Landratsämtern könnte man vielleicht weniger zögerlich bei der Ausweisung von Naturdenkmälern vorgehen. Die Kreisbehörde übernimmt dafür die Pflegekosten, aber die Haftungspflicht bleibt beim Eigentümer. Und in der Verwaltung des "Baumdorfs Bernried" bräuchten wir dringend, ähnlich wie in Ingolstadt, einen Baumschutzbeauftragten: Der könnte einmal wöchentlich als Anlaufstelle für Eigentümer alter Baumriesen zur Verfügung stehen. Ein kommunaler Fördertopf, wie ihn die Gemeinde Huglfing für schonende Baumpflegearbeiten hat, wäre sehr hilfreich.

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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