Am Rande:Hohe Ansprüche

Warum ein Festivalleiter auch einmal genervt sein kann

Von Gerhard Summer

Ein Mann ist stocksauer, weil das Kino voll ist und er nicht reinkommt. Sauerei! Eine Serbin meldet sich, weil sie findet, dass auf diesem Festival nur anti-serbische Filme zu sehen seien und das so nicht weitergehe. Oh nein! Was folgt, ist eine längere und interessante Unterhaltung, wenn auch mit lauteren Passagen. So zumindest schilderte Matthias Helwig den Anruf im Gespräch mit dem Ehrengast und Regisseur Goran Paskaljević. Ja, der Leiter des Fünfseen-Filmfests hat es nicht leicht. Letztlich ist er wahrscheinlich für alles und jedes verantwortlich, für Verspätungen, Mückenstiche und Regengüsse genauso wie dafür, ob ein Saal besetzt ist oder gähnend leer. Und: Das Programm soll natürlich anspruchsvoll sein, aber auch nicht zu anspruchsvoll. Vielleicht erklärt sich so, dass sogar ein ruhiger Mensch wie Hellwig genervt sein kann und dann wie eine Mimose reagiert. Auf der Dampferfahrt jedenfalls beklagte er sich darüber, dass sein Publikum die ihm so wichtigen, oft schweren Filme nicht zu schätzen wisse. Paskaljević hatte eine Antwort parat: Die Zahl der Besucher sei nicht so wichtig, heute seien jedenfalls die richtigen Leute gekommen, sagte er. So wenige waren es gar nicht: 50 oder 60 Zuschauer bei dem Film "Honeymoons" - das war sehr wohl ein Erfolg.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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