Stammstrecke:Rauch legt S-Bahn lahm

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Die Feuerwehr muss wegen eines Decken-Schwelbrandes unter dem Marienplatz die Bahnsteige räumen - und stundenlang sperren.

Susi Wimmer

Hunderte von Fahrgäste standen am Einkaufssamstag in der Innenstadt vor dem versperrten S-Bahngeschoss, die Stammstrecke war stundenlang außer Betrieb, dichter Qualm drang von den Gleisen nach oben, während auf dem Marienplatz die Anti-Kriegsdemonstranten versuchten, gegen den ohrenbetäubenden Lärm der anfahrenden Feuerwehrautos anzukommen: Ein Schwelbrand im S-Bahngeschoss am Marienplatz hat am Samstagnachmittag für erhebliche Behinderungen gesorgt.

Nach einem Schwelbrand am Münchner S-Bahnhof war die Stammstrecke für Stunden gesperrt. (Foto: Foto: ddp)

Drei Stunden lang ging auf dem Hauptstrang der S-Bahn zwischen Isartor und Donnersberger Brücke in beiden Richtungen nichts mehr. Personen wurden nicht verletzt, die Ursache für den Brand ist noch unklar.

Exakt um 14.59 Uhr alarmierte die Notfall-Leitstelle der Bahn die Münchner Berufsfeuerwehr: Auf dem S-Bahngleis in Richtung Ostbahnhof drang dichter Rauch aus der abgehängten Decke. Bahnangestellte begannen sofort, die anwesenden Fahrgäste nach oben ins Zwischengeschoss zu lotsen. Mit Hilfe von rund 80 Feuerwehrleute wurde der gesamte S-Bahnbereich schließlich evakuiert. Unter Atemschutz drangen die Feuerwehrler auf den Bahnsteig vor, um den Brandherd zu suchen.

Rauch auch in der S-Bahnröhre

Währenddessen saßen noch Fahrgäste in einer S-Bahn kurz vor dem Marienplatz fest: Der Schaffner hatte im Tunnel zwischen Stachus und Marienplatz den Zug angehalten. Auf Weisung der Bundespolizei wurde dieser Zug ohne Halt bis zum Isartor aus dem Gefahrenbereich manövriert. Der Rauch hatte sich nämlich nicht nur den Weg nach oben in Richtung Zwischengeschoss gesucht, sondern auch in die S-Bahnröhre hinein. Und so mussten auch am Haltepunkt Stachus der Bahnhof geräumt und die Zugänge versperrt werden.

Polizei und auch das Sicherheitspersonal der Bahn hatten teilweise alle Hände voll damit zu tun, auch uneinsichtige Fahrgäste von den verrauchten Bahnsteigen fern zu halten. Die Passanten mussten auf U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen ausweichen. "Eine Gefährung für die Fahrgäste gab es zu keiner Zeit", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Fahrgastverband "Aktion Münchner Fahrgäste" half mit, dass die S-Bahn-Gäste rechtzeitig von den Störungen informiert wurden.

Kein Kabelbrand

Gegen 15.25 Uhr dann hatten die Männer der Berufsfeuerwehr den Brandherd entdeckt: Unter der abgehängten Decke hatte sich ein Schwelbrand gebildet. Die Einsatzkräfte öffneten die Decke und löschten den Brand. Nachdem die verkokelte Reste des Dämmmaterials beseitigt waren und der Bahnsteig wieder sauber war, führte die Feuerwehr noch Messungen durch, um die Schadstoffbelastung zu prüfen. Als jegliche Gefahr ausgeschlossen werden konnte, wurde der Bahnverkehr gegen 17.47 Uhr wieder aufgenommen.

"Ein Kabelbrand war es auf alle Fälle nicht - wir vermuten, dass sich das Dämmmaterial unter der Decke entzündet hat", sagte Berti Habelt, Pressesprecher der Bundespolizei. Bereits am Samstag seien die Brandermittler vor Ort gewesen und auch am Sonntag und Montag werde man die Stelle noch weiter untersuchen, um die Ursache des Feuers zu ergründen.

Erhebliche Schwierigkeiten hatten indes die rund 400 Teilnehmer der Demonstration "für den Frieden und gegen den Krieg in Gaza/Palästina": Ausgerechnet zu ihrer Schlusskundgebung am Marienplatz fuhren rund zehn Feuerwehrautos vor der Mariensäule auf. Trotzdem lief die Demonstration weiter und fand gegen 15.35 Uhr ein friedliches Ende.

© SZ vom 26.01.09/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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