Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen:München und seine Wachstumsstörungen

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Die letzten Freiflächen mit Wohnungen zubauen - oder den Zuzug bremsen? SZ-Leserinnen und -Leser sind sich da nicht einig

"Ein Bündnis gegen Anwohnerprotest" sowie Kommentar "Wer schon wohnt, hat leicht reden" vom 9. Januar:

Zuzugsdruck verringern

In München herrscht Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Dieser Mangel wird in erheblichem Maß durch den Zuzug von jährlich vielen tausend Menschen in die Stadt befördert. Die damit verbundenen Probleme sind nicht auf den Wohnungsmarkt beschränkt. Autor Dominik Hutter stellt fest, dass hierzulande Freizügigkeit bei der Wahl des Wohnortes besteht. Dem ist zuzustimmen. Es ist aber ein Unterschied, ob man jemandem den Zuzug nach München verbietet (das geht natürlich nicht, fordert aber auch kein vernünftiger Mensch), oder ob man darauf verzichtet, für den Wirtschaftsstandort München zu werben und stattdessen versucht, die Neuansiedelung von Unternehmen und damit die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu bremsen. Letzteres würde den ländlichen, teilweise unter Bevölkerungsrückgang leidenden Regionen helfen und der Erfüllung des Verfassungsauftrages zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Bayern dienen.

Eine immer stärkere Verdichtung schafft immer größeren Unmut bei der ansässigen (zahlenmäßig weit überwiegenden) Bevölkerung und bleibt dennoch immer nur ein "Hinterherhecheln". Wo sollen zudem mittelfristig Flächen für neue Industrie- und Gewerbeunternehmen sowie jährlich 20 000 bis 30 000 zusätzliche Einwohner und die erforderliche Infrastruktur herkommen? Es bleiben nicht mehr viele Flächen wie in Freiham, Feldmoching oder Daglfing. Wohnungsbau ja, aber nur in verträglichem Maß und nicht um jeden Preis, stattdessen gezielte Strukturmaßnahmen zur Reduzierung des Zuzugsdruckes. Reinhard Schulz, München

Gruppenegoismen

Endlich formiert sich ein Bündnis, das der schweigenden Mehrheit der Bürger eine Stimme verleiht, und sich diesem Gruppenegoismus in den Stadtvierteln, den wir Zeitungsleser tagtäglich über uns ergehen lassen müssen, entgegenstellt. Zum Beispiel die Initiative "Heimatboden" im Norden von München ist doch offensichtlich nur eine unheilige Allianz aus bäuerlichen Bodenspekulanten und einer Gruppe von Bürgern, die ihre ländliche Idylle am Rande der Großstadt mit Zähnen und Klauen verteidigt. Ein Hort des Gruppenegoismus sind die Bezirksausschüsse, die mit den immer gleichen, unehrlichen Argumenten die Öffentlichkeit manipulieren: "Wir sind nicht gegen Wohnungsbau, aber gerade in unserem Viertel können nur noch wenige, kleinere Wohnhäuser gebaut werden..." Und immer vorneweg die "Grünen"-Funktionäre und nicht selten die CSU-Funktionäre (Brannekämper & Co).

Im Wahlkampf dagegen werden von den gleichen Parteien große, pauschale Forderungen zum Wohnungsbau gestellt und eine Bodenrechtsreform gefordert, die die Bodenspekulation einschränkt. Die Stadtplanung sieht im Nordosten 30 000 Einwohner und 10 000 Arbeitsplätze auf 300 Hektar vor. Die Grünen wollen auf nur 100 Hektar 30 000 Einwohner zusammenpferchen. Das Thema "Arbeitsplätze" wird von ihnen offensichtlich komplett ignoriert nach dem Motto: "Wir kümmern uns um die Verteilung der Steuern, wer diese Steuern aufbringt, ist nicht unser Bier." Wo bleibt da die Glaubwürdigkeit? Edmund Bund, München

Gleiche Lebensverhältnisse

Sagen Sie nicht selbst in Ihrem Kommentar, dass "der Staat dafür da ist, das Zusammenleben seiner Bürger verträglich und sozial zu organisieren?". Was München braucht, sind ausschließlich bezahlbare Wohnungen, so dass auch Alleinerziehende, Krankenschwestern, -pfleger, Polizisten, Erzieher, Rentner (jeweils beiderlei Geschlechts) in München leben können. Denn eine Stadt lebt durch bunte Vielfalt und Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Vielleicht wäre es an der Zeit, mal den Spekulanten den (Nähr-)Boden zu entziehen, anstatt den Bewohnern von München. Der Freistaat findet langsam Gefallen an der Idee, den ländlichen Raum zu stärken und Wohnen und Arbeiten dort zusammenzubringen. Wann zieht München nach? Denn spätestens, wenn der Englische Garten plattgewalzt ist - was dann, Herr Hutter? Dann vielleicht doch aufs Land? Sabine Kinseher, München

Bezahlbar bauen

Unsere Stadt wächst und es ist richtig, dass Platz geschaffen wird. Mal ganz abgesehen davon, dass nur bezahlbaren Wohnraum schaffen kann, wer baut, baut, baut. Ich appelliere an alle Münchner, sich mit dem Thema SEM auseinanderzusetzen und sich aktiv einzubringen, wenn bestimmte Gruppierungen Stimmung gegen große Baumaßnahmen machen. Wir müssen als Stadtgesellschaft solidarisch sein. Auch diejenigen, die eine schöne und bezahlbare Wohnung haben, sollten sich für die anderen stark machen. Lena Odell, München

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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