Stadtwerke im Minus:Schlechte Bilanz

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Für März, April, Mai, Juni und demnächst Juli stehen noch Zahlungen aus. Für Vollkunden, die Strom, Gas und Wasser von den SWM beziehen, kann es in die Tausende gehen. (Foto: Robert Haas)

Der Rückbau des Atomkraftwerks Isar II kostet die Stadtwerke mehr als geplant - das trifft auch den Kämmerer

Von Katja Riedel

Die Stadtwerke (SWM) liefern eigentlich einen der zuverlässigsten Posten des städtischen Haushalts, festgezurrt in einem bürokratischen Werk namens "Gewinnabführungsvertrag". Weil es 2015 bei den SWM aller Voraussicht nach aber keinen Gewinn geben wird, sondern einen Verlust nach Steuern, geht die Stadt zumindest in diesem Jahr leer aus - die 100 Millionen Euro, die von der Tochter normalerweise an die städtische Gesellschafterin fließen, wird es heuer nicht geben. Mit dem Gewinn der SWM ging es zuletzt rasant bergab, von fast 900 Millionen Euro noch 2010 auf zuletzt 81 Millionen. Gewachsen sind hingegen die Schulden, allein bei Kreditinstituten beliefen sich die Verbindlichkeiten laut Geschäftsbericht 2014 auf mehr als 2,3 Milliarden Euro.

Überraschend ist das nicht: Denn die SWM haben mehr als drei Milliarden Euro in ihre Ausbauoffensive für Erneuerbare Energien gesteckt: am meisten in Windparks auf Land und See, aber auch in Solarthermie, Photovoltaik und Biomasse-Kraftwerke. Die fertiggestellten Projekte, allein drei Großprojekte in diesem Jahr, sollen nun den weiteren Ausbau finanzieren.

Ein Minus wird in diesem Jahr aber nicht wegen der hohen Investitionen vor dem Ergebnis stehen, sondern vor allem wegen der Vergangenheit. Denn der Ausflug in die Atomkraft mit der Investition in das Kraftwerk Isar II kommt die SWM teuer zu stehen. Für den Rückbau muss das Unternehmen viel Geld zurücklegen, sogar weit mehr als ursprünglich geplant. Das liegt an den niedrigen Zinsen, die bisherigen Rücklagen werfen weniger Ertrag ab als kalkuliert. Mit den Einnahmen der SWM-Kraftwerke ist SWM-Chef Florian Bieberbach hingegen sehr zufrieden. Er profitiert auch davon, dass seine Windparks derzeit nicht vom kriselnden Strommarkt abhängen. Dort sind die Preise im Keller. Doch der grüne SWM-Strom aus den Großprojekten wird noch fest vergütet, nicht zu Marktpreisen gehandelt. Was für deutsche Stromkunden teuer ist, ist für das Unternehmen SWM gut. Arm sind die SWM real ohnehin nicht. Sie haben Vermögen - nicht nur durch ihre Beteiligungen an den Kraftwerken. Sie sind einer der größten Immobilienbesitzer der Stadt - mit mehr als 30 Millionen Quadratmetern Fläche allein auf Münchner Boden.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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