Stadtsparkasse München:Das beste Jahr in ihrer Geschichte

Lesezeit: 2 min

"Wir machen keine Geschäfte, von denen wir nichts verstehen": Stadtsparkassen wie jene in München galten als Auslaufmodell. Nun blüht sie trotz Finanzkrise wie nie.

Otto Fritscher

Auch wenn sich die Finanzkrise nach und nach der gesamten Münchner Wirtschaft bemächtigt, so scheint sie doch einen Bogen um das Tal zu machen, jene Straße, die vom Marienplatz zum Isartor führt. Dort befindet sich der Hauptsitz der Stadtsparkasse. Während andere Banken fast täglich Hiobsbotschaften produzieren, sitzt Vorstands-Chef Harald Strötgen ganz entspannt in seinem Büro. Für ihn ist alles nach Plan gelaufen, und das nicht nur an diesem Donnerstagvormittag, sondern während des ganzen Jahres 2008.

(Foto: Foto:)

Gerade hat er Oberbürgermeister Christian Ude und den anderen Mitgliedern des Sparkassen-Verwaltungsrats die frohe Botschaft verkündet, die Ude fast so frohgemut stimmen dürfte wie das Weihnachts-Evangelium. Der Kernsatz lautet: "Für die Stadtsparkasse ist 2008 das beste Jahr in ihrer Unternehmensgeschichte."

In Zahlen heißt das: Der Gewinn 2008 steigt im Vergleich zum Vorjahr von 43 auf 53 Millionen Euro - der internationalen Finanzmarktkrise und dem Beinahe-Zusammenbruch der bayerischen Landesbank zum Trotz. Denn das ist die zweite gute Nachricht an diesem Tag: Es steht endlich fest, wie viel Geld die Stadtsparkasse in die BayernLB stecken muss. Es sind 36,4 Millionen Euro - viel, aber doch wieder nicht so viel. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", kommentiert Strötgen. Für diese 36 Millionen löst die Sparkasse keine stillen Reserven auf und greift auch nicht auf sonstige Rücklagen zu; die Finanzspritze für die BayernLB wird aus dem laufenden Geschäftsbetrieb finanziert.

Monatelang war, wie berichtet, gerätselt und gerechnet worden, mit welchem Betrag die Stadtsparkasse für die BayernLB gerade stehen muss, es gab verschiedene Rettungsschirme, es standen Beträge zwischen 28 Millionen und immerhin 208 Millionen Euro im Raum. "Es ist ein Ende mit Schrecken, aber ich hoffe, dass wir endlich wieder zur Tagesordnung zurückkehren können", sagt der Bank-Chef.

Die entscheidende Frage lautet:Wie kommt es, dass andere Banken gebeutelt werden, während sich die Stadtsparkasse als Gewinner in der Krise präsentiert? Dafür gibt es zwei Erklärungen: "Wir machen keine Geschäfte, die wir nicht verstehen" lautet das Kredo von Strötgen. So engagierte sich das Institut etwa nicht im Handel mit windigen Zertifikaten. Das entspricht der Geschäftsphilosophie der Sparkasse, die Strötgen als "konservativ und traditionell" bezeichnet. Andere Banker sprechen von erzkonservativ.

So schaffte es die Sparkasse, sich nahezu alle Risiken vom Leib zu halten: Alle Aktien aus dem sogenannten Depot A wurden bis Anfang 2008 verkauft, als sich erste Risiken abzeichneten. "Andere haben den Kopf geschüttelt, wir haben das einfach gemacht", erinnert sich Strötgen. Dass es beim Aktienverkauf nicht um Kleckerles-Summen ging, zeigt das Volumen des Depots: Es enthält vier Milliarden Euro, freie Mittel, die die Sparkasse nicht für das Kreditgeschäft benötigt. Der Vorstandschef: "Jetzt haben wir festverzinsliche Wertpapiere und Termingelder drin."

Für Freude dürfte auch die dritte Botschaft vom Donnerstag sorgen: Die Stadt als Eigentümer der Sparkasse darf mit einer Ausschüttung in Höhe von vier Millionen Euro rechnen, einer Million mehr als 2007, das übrigens ebenfalls ein Rekordjahr war. Und jeder Mitarbeiter erhält eine Bonuszahlung in Höhe von 1000 Euro, was sich auf gut 2,5 Millionen summiert.

Doch die Erfolgsgeschichte hat auch einen Wermutstropfen: Die Sparkasse wird wegen der Abschreibungen für 2008 deutlich weniger Körperschafts- und Gewerbesteuer an die Stadt zahlen. Der Betrag dürfte sich von 52 Millionen Euro für das Jahr 2007 auf rund 30 Millionen Euro reduzieren. Ansonsten ist Strötgen vor 2009 nicht bange: "Wir versuchen, den enormen Zuwachs an Kunden und Konten, den wir in den vergangenen Monaten hatten, dauerhaft an unser Haus zu binden."

Mehrere hundert Millionen Euro sind von besorgten Bankkunden seit September von anderen Instituten abgezogen und zur Sparkasse transferiert worden. Und: "Wir rechnen damit, dass es bei der Erlös- und Kostensituation keine besonderen Veränderungen geben wird", sagt Strötgen, schränkt aber ein, dass 2009 "schwierig zu prognostizieren ist". 2008 hat er es geschafft.

© SZ vom 19.12.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: