Stadtrat:Selig die Freigiebigen

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Regelmäßig unterstützen Sponsoren städtische Veranstaltungen und Aktionen, im vergangenen Jahr flossen insgesamt 1,4 Millionen Euro. Ein interner Bericht listet nun alle Gönner und ihre Gaben auf - samt der jeweiligen Gegenleistung durch das Rathaus

Von Heiner Effern

Wenn ein Müllmann zu Weihnachten ein Geschenk annimmt, dann steht er unter Korruptionsverdacht. Eine Sachspende im Wert von 25 Euro ist erlaubt, die Annahme von Bargeld ist grundsätzlich verboten. Das gilt übrigens für alle städtischen Angestellten. Dass aber nicht jede Spende gleich eine Bestechung darstellt, weiß die Stadt auch. Zumal sie selbst jedes Jahr Begünstigte ist. Sponsoren unterschiedlichster Art schießen ihrer Kommune etwas zu. Mal aus gutem Willen, mal für eine Gegenleistung.

Damit gar nicht erst der Verdacht aufkommt, dass in den städtischen Finanzen ungebührliche Zuwendungen auftauchen, lässt sich der Stadtrat jedes Jahr eine Aufstellung aller Spenden zukommen. In der Vollversammlung am Mittwoch wird diese Transparenzliste nun vorgelegt. Zu viel Offenheit ist allerdings auch nicht gewünscht, die Liste kommt nur im nicht öffentlichen Teil der Stadtratssitzung zur Sprache. Ein Blick hinein zeigt aber, dass darin keine großen Skandale beheimatet sind, sondern viel guter Wille.

Bavaria Filmstadt

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(Foto: Schunk, Philharmonie, Messe, Isser, Haas, Schellnegger)

Die niedrigste Einzelspende im vergangenen Jahr: Die Bavaria Filmstadt überließ dem Baureferat Freikarten im Wert von 26 Euro. Gewinnen konnten sie Münchner, die defekte Straßenlaternen meldeten. Foto: Claus Schunk

BMW

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(Foto: Schunk, Philharmonie, Messe, Isser, Haas, Schellnegger)

Der Autokonzern fungiert als "erster Partner" der Aktion "Spielfeld Klassik" der Philharmoniker. Kosten ließ er sich das 200 000 Euro; im Gegenzug bekam er Freikarten, und sein Logo war auf Werbematerialien zu sehen. Foto: Münchner Philharmonie

Paulaner

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(Foto: Schunk, Philharmonie, Messe, Isser, Haas, Schellnegger)

Für den Münchner Stand auf der Immobilienmesse Expo Real (und eine weitere Messe) ließ Paulaner 17,5 Hektoliter Bier im Wert von 3400 Euro springen, dafür druckte die Stadt das Logo der Brauerei ab. Foto: Messe München

Ikea

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(Foto: Schunk, Philharmonie, Messe, Isser, Haas, Schellnegger)

Als neuer Kammerspiel-Intendant ließ Matthias Lilienthal "Shabby-Shabby-Apartments" aufbauen, in denen jedermann übernachten konnte. Als Sponsor trat das Einrichtungshaus auf, dafür zahlte es 29 715,70 Euro in bar. Foto: Natalie Neomi Isser

AOK Bayern

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(Foto: Schunk, Philharmonie, Messe, Isser, Haas, Schellnegger)

Das "Münchner Kariesprophylaxe-Programm" ist eine gemeinsame Aktion der Stadt und der Krankenkasse AOK. Die zahlte 108 000 Euro, gekauft wurden davon Materialien - also zum Beispiel Zahnbürsten und Zahnpasta. Foto: Robert Haas

Münchner Rückversicherungsgesellschaft

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(Foto: Schunk, Philharmonie, Messe, Isser, Haas, Schellnegger)

Die größte Einzelspende 2015: 260 000 Euro zahlte der Rückversicherer an das städtische Lenbachhaus für Veranstaltungen und Ausstellungen. Dafür durfte sich das Unternehmen dort vielfach präsentieren. Foto: Alessandra Schellnegger

Insgesamt spendeten Firmen und Organisationen der Stadt im vergangenen Jahr knapp 1,4 Millionen Euro. Etwa 214 000 Euro gingen als Sachleistungen ein, der Rest in bar. Damit liegt 2015 im unteren Mittelfeld der vergangenen fünf Jahre. Der höchste Betrag ging 2013 ein (knapp zwei Millionen), der niedrigste 2012 (1,3 Millionen). Größter Profiteur aller städtischen Abteilungen war im Jahr 2015 das Kulturreferat. Mit mehr als 900 000 Euro geht der mit Abstand höchste Betrag an die schönen Künste. Dort haben die Spender zwei Favoriten: die Münchner Philharmoniker (569 000 Euro) und das Lenbachhaus (260 000). Die größten Spender kommen aus zwei Branchen, die sich in München heimisch fühlen: Autokonzerne und Versicherungen. Allerdings gelang es der bayerischen Landeshauptstadt auch, einen Karossenhersteller aus einem anderen Bundesland als Sponsor zu gewinnen. Da dort aber sehr sparsame Menschen leben sollen, musste die Stadt als Gegenleistung für die 150 000 Euro an die Daimler AG 450 Karten der ersten und zweiten Kategorie für "Klassik am Odeonsplatz" und maximal 450 VIP-Pakete herausrücken. Und noch einiges mehr.

Doch in der Kategorie "Städtische Gegenleistung" steht bei einigen Spender auch "keine". Sie steuerten zwischen 26 und 179,50 Euro bei für die Aktion "Bei Anruf Licht". Das sind die kleinen Aufkleber an Laternen, die Bürger dazu animieren sollen, kaputte Birnen dem Baureferat zu melden. Unter allen Helfern verlost die Behörde die gespendeten Freikarten.

Sponsoren (Foto: Schunk, Philharmonie, Messe, Isser, Haas, Schellnegger)
© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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