Stadtrat:Langsam im Fluss

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Foto: Florian Peljak (Foto: N/A)

Beim Umbau der Isarufer geht es allen Rathausfraktionen zu betulich voran. Nun fordern sie einen verbindlichen Zeitplan

Von Alfred Dürr

Schon seit vielen Jahren wird darüber diskutiert, wie man die Uferzonen der innerstädtischen Isar für Fußgänger und Radfahrer attraktiver gestalten kann. Inzwischen liegt ein ganzes Bündel guter Ideen vor, konkret umgesetzt ist bisher allerdings nichts. Deswegen drückt der Stadtrat aufs Tempo. Die Verwaltung soll im kommenden Jahr einen verbindlichen Fahrplan präsentieren. Dieser habe genau aufzuzeigen, welche Maßnahmen in welchem Zeitraum realisiert werden.

"Stadt und Fluss -Rahmenplanung innerstädtischer Isarraum" lautet der Titel der umfangreichen Vorlage des Planungsreferats mit den Gestaltungsvorschlägen für den Abschnitt zwischen der Reichenbachbrücke und der Luitpoldbrücke. "Wir hatten uns sehr gefreut auf den großen Wurf, aber rausgekommen ist dann nicht viel", bemängelte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rathaus, Florian Roth. Immerhin sollen die Stellen festgelegt werden, an denen im Bereich der Kaimauern die Büsche ausgelichtet werden - damit der Blick auf das Wasser wieder frei wird. Das reicht Roth nicht: "Wir sehen eine gewisse Verzögerung, der Isarplan muss konkreter werden."

Auch der Planungssprecher der SPD, Christian Amlong, ist enttäuscht: "Wir hätten uns mehr Mut von der Verwaltung gewünscht." Michael Kuffer (CSU) schlägt vor, speziell den Bau eines Cafés auf einer Plattform über der Isar in Höhe des Europäischen Patentamts zu prüfen: "Wir sind offen für neue Lösungen."

Allerdings gibt es für die CSU Grenzen. Zum Beispiel müsse man auf das Ruhebedürfnis der Anwohner Rücksicht nehmen. Man akzeptiere auch nicht, dass über die Hintertür der Straßenverkehr entlang der Isar beeinträchtigt werde, etwa durch Reduzierungen von Fahrbahnen oder das temporäre Aussperren von Autos, sagte Kuffer. Zu diesem Thema soll eine eigene Studie erstellt werden. Die CSU konnte sich allerdings nicht mit der Forderung durchsetzen, "verkehrliche Beeinträchtigungen" von vornherein auszuschließen.

Die Untersuchung habe keinen Sinn, wenn das Ergebnis bereits feststehe, heißt es bei der SPD. Christian Amlong: "Wenn herauskommt, dass der Autoverkehr an der Westseite der Isar zugunsten einer Promenade oder auch für temporäre Veranstaltungen eingeschränkt werden kann, ohne dass dadurch ein Chaos ausgelöst wird, setzen wir uns mit dieser Option auseinander."

Die Verwaltung wird nun möglichst rasch prüfen, wie man die Isarpromenade entlang der Erhardtstraße, zwischen der Cornelius- und Ludwigsbrücke, gestalten kann. Dort soll es mehr Platz für Flaneure und Radfahrer geben. Vorgesehen sind auch sogenannte Isarbalkone mit terrassenartigen Abstufungen hin zum Fluss. An bestimmten Stellen entlang der Isar wünschen sich die Grünen Gastronomie, zum Beispiel einen Kiosk beim Vater-Rhein-Brunnen an der Ludwigsbrücke oder ein Café im schlösschenartigen Maxwerk in den Maximiliansanlagen.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Paul Bickelbacher, will die Diskussion um eine attraktivere innerstädtische Isar für neue Verkehrsberuhigungskonzepte im Umfeld nutzen. So soll zum Beispiel auf der Ludwigsbrücke vor dem Deutschen Museum mehr Platz für Fußgänger sein. Autos hätten nur eine Fahrspur in jeder Richtung. Die Ströme sollten sich nach Bickelbachers Vorstellung verlagern: von der Isarparallele auf den Mittleren Ring und von der Rosenheimer Straße, Ludwigsbrücke und Zweibrückenstraße auf die Achse Einsteinstraße, Maximiliansbrücke und Maximilianstraße. Dafür gab es allerdings keine Mehrheit bei der Abstimmung.

Und wenn es schon darum geht, die Ufer im Bereich der Erhardtstraße zu verschönern, dann könnte man auch gleich die Einrichtung eines Flussbads untersuchen. Die CSU hatte schon vor einiger Zeit eine solche Anlage mitten in der Isar beantragt. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) war in der Debatte am Mittwoch eher skeptisch. Es gehe nicht nur um die technische Realisierung. Für das Flussbad brauche man auch einen Betreiber und einen guten Finanzierungsplan.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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