Stadtführungen:So bunt ist München

Auf den Spuren der Streetart und der Geister: In München gibt es verschiedenste Stadtführungen, die nicht nur die Standard-Sehenswürdigkeiten besuchen.

Deutschlands größte Freiluftgalerie

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Street Art, das kennt man aus Berlin. Aber in München? "In München haben sie den ersten Wholetrain besprüht, da wussten die in Berlin noch nicht mal, wie man eine Spraydose hält", sagt Stadtführer und Buchautor Martin Arz, "die Wurzeln der Graffiti-Szene kommen aus München." Bei einer seiner Stadtführungen, der Streetart-Safari, geht es zu den Hotspots der Münchner Szene. An der Tumblinger Straße befinde sich die einzige Hall of Fame, an der die Künstler legal sprayen dürfen. "Ein Witz für so eine große Stadt", meint Arz. Er will den Leuten die Augen öffnen, dass Graffiti nicht nur Schmiererei ist - und München gar nicht so clean, wie man denkt. Er selbst fotografiert viel in der Stadt: "Ich will die Kunst vor dem Vergessen bewahren." Denn viele Wände würden schnell wieder übersprüht. Sein Tipp: "An der Donnersbergerbrücke ist der Wahnsinn los, Deutschlands größte Freiluftgalerie."

Gespenster und viel Fantasie

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Gruseln ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Findet zumindest Christoph Weidner. Er ist Mitgründer der Stadtspürer und zeigt Interessierten das schaurige München. Bei der Tour erzählt Weidner zum Beispiel vom dicken Gespenst am Maxtor an der Prannerstraße. Ein mehr breiter als hoher Mann verfolge die Menschen dort nachts. "Das kann man auch in alten Polizeiberichten lesen." Ob es sich um einen Kardinal oder eine Parlamentarier handelt, der hier spukt, das überlässt Weidner der Fantasie der Teilnehmer. Ihm ist wichtig, die Leute nicht zu erschrecken. Der gruseligste Ort in München sei der Jungfernturm (im Bild) mit den Überresten der Stadtmauer. Kurfürst Karl Theodor soll seine Gefangenen dort eingesperrt und gefoltert haben. Auch früher habe man diesen Ort nachts gemieden - wegen der seltsamen Schreie aus den Verliesen. Geistern könne man dort nachts heute auch noch begegnen.

Eckig, kantig und verrückt

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Angefangen hat Martin Schmitt-Bredow mit Feng-Shui-Stadtführungen. Mittlerweile tourt er für Stadtführung.info durch die Männersauna, über Dachterrassen und den "Crazy Underground". Die Feng-Shui-Führung bietet er nur auf Nachfrage an. Interessant findet er die Tour nach wie vor. Er beobachtet noch heute, dass Geschäftshäuser den Besitzer wechseln oder Firmen in Krisen geraten, wenn spitze Kanten und Ecken von gegenüberliegenden Gebäuden auf sie zeigen. Um verrückte Münchner Geschichten geht es dagegen bei der Führung "Crazy Underground". Woher kommt beispielsweise das Lied "Skandal um Rosi"? Schmitt-Bredow erklärt, mit welch unkonventionellen Methoden es dem damaligen Polizeipräsidenten Manfred Schreiber gelungen sein soll, die Bordelle in der Nähe des Hofbräuhauses zu vertreiben. Außerdem zeigt er, wie Alfons Schuhbeck in der Orlando-Passage jahrelang das Rauchverbot umging.

© SZ vom 06.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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