Stadtbibliotheken:Gute Seiten, schlechte Zeiten

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Auf Wunsch vieler Besucher wollte das Kulturreferat alle 21 Stadtteilbüchereien auch samstags öffnen. Doch nun muss es die Pläne abspecken, denn der Stadtrat genehmigt nur einen Teil der nötigen Stellen

Von Franz Kotteder, München

Die 21 Stadtbibliotheken in den einzelnen Vierteln Münchens sollen von 2017 an auch am Samstag öffnen - wenigstens ein bisschen. An diesem Donnerstag will sich der Kulturausschuss des Stadtrats mit dem Vorschlag des Kulturreferats befassen, nicht nur die Bibliothek in der Zentrale am Gasteig samstags zu öffnen, sondern flächendeckend in allen Stadtteilen. Dafür bräuchte es 22 zusätzliche Stellen in den nächsten drei Jahren. Das aber ist der Stadtratsmehrheit aus CSU und SPD zu viel. Sie wollen am Donnerstag nur sieben Stellen genehmigen. Damit lässt sich aber nur ein Teil der 21 Stadtbüchereien am Samstag öffnen - vermutlich nicht mehr als fünf.

Das entspricht nur ansatzweise dem Konzept von Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD). Der wollte die Samstagsöffnung innerhalb von drei Jahren in allen Stadtteilbüchereien einführen - und zwar in Stufen: Zwischen 2017 und 2019 sollten jedes Jahr jeweils sieben Büchereien samstags öffnen. Dafür, so Küppers, brauche man bis zum Jahr 2019 genau 22 zusätzliche Stellen - und das, obwohl die wöchentliche Öffnungszeit von 41 Stunden sich nicht ändert, denn am Montag wäre nach dem neuen Konzept künftig geschlossen. Mehr Personal wäre aber dennoch nötig, weil auch an Schließtagen Arbeit zu erledigen ist und weil das Arbeitszeitgesetz an nur vier Werktagen praktisch kaum einzuhalten ist.

Stadtbibliotheken-Chef Arne Ackermann hatte deshalb ein kompliziertes Konzept ausarbeiten lassen. Trotz der dünnen Personaldecke der Stadtbüchereien - in den vergangenen 20 Jahren waren von anfangs 380 Stellen mehr als 130 eingespart worden - könnte man so auch samstags zwischen zehn und 15 Uhr öffnen. Dies wünschen sich bei allen Besucherumfragen der Stadtbibliothek regelmäßig 90 Prozent der Befragten. Vor allem Eltern und Berufstätige können die Öffnungszeiten unter der Woche oft nur schwer nutzen. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte deshalb vor zwei Jahren beantragt, die Öffnungszeiten zu verbessern und sie möglichst auf Samstag auszuweiten.

Ihr und dem Kulturreferenten machte jetzt jedoch die neue Haushaltsdisziplin einen Strich durch die Rechnung. Statt im ersten Jahr zehn neue Stellen und zwölf weitere in den nächsten Jahren zu beschließen, gibt es jetzt erst einmal nur sieben Stellen - nach längeren Verhandlungen zwischen Haushalts- und Kulturpolitikern. Damit lassen sich im kommenden Jahr aber noch nicht, wie es Küppers geplant hatte, die Büchereien in Schwabing, Neuhausen, Bogenhausen, Sendling, Giesing, Laim und Pasing öffnen. "Da wird man wohl umplanen müssen", räumt SPD-Kultursprecher Klaus-Peter Rupp ein, "aber das muss die Stadtbibliothek selbst wissen, welche Filialen sie dann nimmt. Sie müssen halt einigermaßen gleichmäßig übers Stadtgebiet verteilt sein." Sein CSU-Kollege im Rathaus, Richard Quaas, glaubt auch, dass die sieben Stellen erst einmal ausreichen und spricht von einem "Kompromiss mit den Haushaltspolitikern". Rupp indes rechnet damit, dass weitere Stellen in den nächsten Jahren sukzessive kommen werden und die Samstagsöffnung auf diese Weise doch noch flächendeckend Wirklichkeit wird. Bis dahin solle die Stadtbücherei regelmäßig berichten, wie sich das Samstagsangebot auswirke.

Hans-Georg Küppers erwartet einen "Besucheransturm". Schon jetzt kämen die Stadtbibliotheken auf jährlich 4,8 Millionen Besucher: "Das ist mehr als der FC Bayern, Schloss Neuschwanstein und das Deutsche Museum zusammen haben." Über die geplanten Einschränkungen ist er nicht glücklich: "Aber wenn das so beschlossen wird, müssen wir eben sehen, wie wir damit trotzdem zurechtkommen."

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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