Stadtarchiv:Harte Nuss

Der "Präservativ-Mann" fragt sich: Was tun gegen die Cholera? (Foto: Stadtarchiv)

Eine Zeichnung von 1840 zeigt die Hilflosigkeit im Umgang mit Seuchen

Die Nuss, auf die diese Gestalt zeigt, symbolisiert die Cholera. Und die Figur selber will sie knacken. Sie habe sich dazu "nach Vorschrift" gekleidet, wie es in einem begleitenden Text heißt, sich also maskiert, in diesem Fall als Affe, sich dem Aberglauben gemäß mit Metallplatten und Pfefferminz behängt und auch sonst sichergestellt, dass keine giftigen Dämpfe an den Körper gelangen. Die Figur firmiert entsprechend als "Präservativ-Mann"; entstanden ist die Lithografie um 1840, wer sie geschaffen hat, ist unklar. Sie befindet sich heute im Bestand des Historischen Vereins von Oberbayern und liegt im Stadtarchiv. Die Cholera, glaubte man einst, werde durch Miasmen, also durch infektiöse Ausdünstungen übertragen. Vor diesen Dämpfen müsse man sich schützen. So weit, so gut - aber wie soll man diese Nuss nun zerstören? Es ist diese Hilflosigkeit, wegen der das Stadtarchiv das Bild ausgewählt hat. Noch bis Mai läuft die Ausstellung "Der Feind in der Stadt" zur Seuchengeschichte. Und die war lange eine Geschichte des Unwissens: Bis ins 19. Jahrhundert hinein war den Menschen nicht klar, wie und warum sich Seuchen ausbreiten. Sie waren ihnen hilflos ausgeliefert. Am Tag der Archive bietet das Archiv an der Winzererstraße 68 Führungen an, durch die Ausstellung (11 und 13.30 Uhr), das Magazin (10.15 und 14.30 Uhr) sowie speziell zu biografischen Recherchen (11.30 Uhr). Darüber hinaus gibt es eine Lesewerkstatt, Besucher sollen eigene historische Unterlagen mitbringen.

© SZ vom 28.02.2018 / wet - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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