Squash-Bundesliga:Gefangen im Glaskäfig

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Squash-Insel Taufkirchen zieht seine Männermannschaft aus der ersten Liga zurück. Bei den Frauen sieht es da schon besser aus.

Andreas Liebmann

Wer als Außenstehender etwas über Squash erfahren möchte, sollte zum Schläger greifen und einen Ball gegen die Wand dreschen. Verblüfft wird er feststellen, dass die Kugel ploppend zu Boden fällt und dort liegen bleibt wie ein Stück Knetmasse.

Schon dieses kleinste aller Probleme - es löst sich, sobald der Ball warmgespielt ist - zeigt, dass Squash keine leicht zugängliche Sportart ist, fast schon eine widerspenstige. Den Anfänger stellt die Orientierung zwischen vier Wänden oft vor unlösbare Probleme und - ach ja: es ist gar nicht mehr so einfach, überhaupt ein Squashcenter zu finden. Mehr denn je gilt, was Michael Konder sagt: "Der typische Squasher muss das Kämpfen intus haben." Nicht nur im Spiel.

Konder weiß, wovon er spricht. Er ist Klubchef der Squash-Insel Taufkirchen, die vor einigen Monaten noch mit Männern wie Frauen erstklassig war. Für die am Wochenende beginnende Saison hat er die erste Männermannschaft in der Bayernliga angemeldet - nach sieben Jahren Bundesligazugehörigkeit. "Es war eine reine Frage der Finanzen", erklärt er den Rückzug, "das war doch ein großer Rahmen für einen kleinen Verein."

Der Slogan "Deutschlands größter Squash-Club" leuchtet auf dessen Homepage, dahinter stehen etwa 160 Mitglieder. Ein Jahr Männer-Bundesliga habe etwa 25.000 Euro gekostet. Der Verein kann sich das ohnehin nicht leisten, auch über Sponsoren sei eine solche Summe nicht zu kriegen. "Sponsoren wollen etwas zurückbekommen. Es handelt sich eher um Mäzene", erklärt Konder, "da hängt die Finanzierung oft an einer Person." Und wurde eingestellt. Gleich sechs Spieler der bisherigen Bundesligamannschaft sind nach Hamborn gewechselt. Eigengewächse waren ohnehin keine dabei. Einige Ausländer standen auf der Rangliste und viele bayerische Talente. "Wenn du so eine Plattform bieten kannst, bist du für alle Spieler aus Bayern eine Anlaufstelle", erklärt Konder. Diese existiert nun nicht mehr.

Groß in Mode war die Sportart in den 80-ern, heute fristet sie ein Nischendasein. Es gibt viele Beispiele wie in Parsdorf, wo die Indians vor einem Jahrzehnt noch mit Männern und Frauen in der ersten Liga antraten - heute ist davon nicht mal eine Anlage übrig. "Bestimmt 20 Prozent der Center im Raum München sind in den letzten Jahren weggefallen", berichtet Konder, der im Verband für Oberbayern zuständig ist.

"Wir machen das alles nebenbei"

Hirschgarten, Freimann, die Geschichte ist fast immer ähnlich. Squash ist ein Draufzahlgeschäft. Das Schwitzen im Glaskasten ist fürs Fernsehen ungeeignet, viele Anlagen haben keine Zuschauertribünen. Höchstens 50 bis 80 Fans kamen zu Spielen der Taufkirchner Männer. Und die Center werden - anders als in England - von Geschäftsleuten betrieben, die Geld verdienen wollen. "Wenn die feststellen, dass sie ihre Immobilie anders besser verwerten können, war es das."

Eigene Anlagen können sich die Vereine nicht leisten. Die Grundstückspreise sind zu hoch, es fehlt an professionellen Strukturen. "Wir machen das alles nebenbei", sagt Konder. Er hat genug damit zu tun, Squash wenigstens für den Nachwuchs erschwinglich zu halten. "Die Sportart hat ihre Verjüngung verpasst", glaubt Konder. Er versuche, dass Jugendliche für Squash in Taufkirchen nicht mehr Geld bezahlen müssten als im Fußballverein. Sein Verein bekommt Preise für die Nachwuchsarbeit, 2010 stellte er drei bayerische Jugendmeister.

Auch die Frauenmannschaft ist jung. Astrid Kern, Lisa Sedlmaier und Sina Wall sind alle um die 20 Jahre alt. Der finanzielle Aufwand sei bei Frauen geringer, erzählt Konder, obwohl auch hier einige Legionärinnen auf der Rangliste stehen - darunter immerhin die Nummern zwei und acht der Welt. Doch es sind nur Dreierteams zu bestücken, und die Einsätze der Profis sind nur als gelegentliche Highlights geplant, um attraktive Spiele zu bieten, nicht als dauerhafte Hilfe.

Bei den Frauen gibt es die oberbayerischen Plattformen noch. Kathrin Rohrmüller, Deutsche Meisterin im Einzel, hat Taufkirchen verlassen und tritt für ihren Heimatklub Rosenheim an, der ebenfalls Erste Liga spielt. Auch ohne sie hofft Konder, dass die Squash-Insel ihren Mannschaftstitel verteidigen kann.

Und auch der SC Deisenhofen startet in Liga eins. Aus finanziellen Gründen weitestgehend ohne Ausländerinnen, wie Trainer Uli Brennstuhl berichtet, dafür wieder mit einigen Eigengewächsen. Allen voran Pamela Hathway, die Nummer eins, an der die sportliche Zielsetzung hängt: "Sie studiert in Amerika", berichtet Brennstuhl. "Wenn wir sie oft einsetzen können, wollen wir in die Endrunde kommen. Steht sie kaum zur Verfügung, wird es ein schwieriges Jahr." Sonja Elsayed ist gegangen (nach Taufkirchen), Carola Weiß, Jenny Hathway, Stephanie Müller und Silvia Schnellrieder stehen noch im Kader. "Das Deisenhofener Modell" werde zu wenig nachgeahmt, findet der Trainer und meint damit, im Center seit 15 Jahren intensive Jugendarbeit zu betreiben. "Daran kränkelt die Sportart." Einen positiven Effekt gibt es aber auch: "Seit in München so viele Center dichtgemacht haben, sind die übrigen gut ausgebucht."

© SZ vom 07.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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