Volleyball:"Herrsching macht das Beste aus seiner Situation"

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Berlins Christian Dünnes ist vor Pokal-Achtelfinale siegessicher

Interview von Sebastian Winter

2,10 Meter groß, 108 Kilogramm schwer, 60 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft: Christian Dünnes ist einer der bekanntesten deutschen Volleyballer. Der 30-Jährige hat an den Olympischen Spielen in London und der WM in Italien teilgenommen, er wurde italienischer Meister und mit Haching und Friedrichshafen deutscher Pokalsieger. An diesem Dienstag trifft der Diagonalspieler mit seiner neuen Mannschaft, dem deutschen Meister Berlin Recycling Volleys, im Pokal-Achtelfinale zum ersten Mal auf Aufsteiger TSV Herrsching (20 Uhr, Nikolaushalle) - jenen Klub also, mit dem Dünnes im vergangenen Sommer noch in ernsthaften Vertragsverhandlungen war. Ein Gespräch aus dem Reisebus heraus.

SZ: Herr Dünnes, Sie sitzen gerade im Bus Richtung Herrsching. Schon Videos vom Gegner geschaut? Zeit genug hätten Sie.

Christian Dünnes: Also bislang war wirklich keine Zeit, tiefgründigere Analysen anzugehen. Wir fahren ja noch nicht so lange. Aber wir werden sicher noch etwas dazu hören von unserem Trainer, die Fahrt dauert ja so sieben, acht Stunden.

Meister gegen Aufsteiger, zweitreichster gegen ärmster Klub der Liga: Ihr Ziel wird nicht sein, das Spiel zu verlieren.

Wir wollen gewinnen, eine Runde weiterkommen. Auch wenn das ein Auswärtsspiel ist. Eines unserer Saisonziele ist ja auch, nach 15 Jahren endlich mal wieder den Pokal zu holen. Aber ein Spezialtraining, beispielsweise in einer kleineren Halle, haben wir deswegen nicht gemacht.

Haben Sie Respekt vor der Nikolaushalle?

Die Hallengröße ist für uns natürlich ungewohnt und unangenehm, aber unser Anspruch muss schon sein, dass wir uns davon nicht beeindrucken lassen. Wir gehen den Pokal konzentriert an, auch weil man bei einer Niederlage nichts mehr ausbügeln kann.

Christian Dünnes gewann 2013 mit Hachings Volleyballern den DVV-Pokal. Mit Berlin möchte er in dieser Saison sein persönliches Triple feiern. (Foto: schunk)

Zwei Herrschinger kennen Sie noch aus gemeinsamen Hachinger Zeiten. Konnten Sie Ihren Kollegen ein paar Infos zu Roy Friedrich und Sebastian Prüsener geben?

Klar, da kann ich den Kollegen auf jeden Fall ein paar wertvolle Zusatzinformationen geben, beide werden ja spielen. Aber das ist sicher keine Sache für die Zeitung. Wir kennen uns jedenfalls über Jahre aus vielen Trainings, Sebastian Prüsener war im Sommer 2013 bei meiner Hochzeit in Italien. Roy Friedrich war auch eingeladen, konnte dann aber nicht kommen, weil er andere wichtige Sachen zu tun hatte.

Wäre es nicht schön gewesen, mit Ihren alten Kameraden zusammen in Herrsching zu spielen? Warum ist aus den Verhandlungen mit dem TSV, zu denen Sie sich im Sommer in einem Herrschinger Biergarten mit den Verantwortlichen getroffen haben, nicht mehr geworden?

Ich bin immer der Meinung, dass man sich alle Angebote zumindest mal anhören sollte. Meine Prioritäten wären im Falle eines Wechsels nach Herrsching aber anders gelegen, das unterscheidet die beiden Vereine Herrsching und Berlin ja auch von vornherein schon. Ich mache in Berlin jetzt mein Master-Studium fertig. In Herrsching wäre es schon eher ums Arbeiten gegangen, die Schwerpunkte wären einfach anders gewesen. Eine Vertragsunterzeichnung war nicht so nah, wie man vielleicht denkt. Aber es war auch nicht so, dass ich gar kein Interesse gehabt hätte.

Sind Sie denn jetzt zufrieden in Berlin?

Ich bin super zufrieden mit dem Verein. Leider habe ich noch nicht so viel gespielt diese Saison, und wenn, dann nicht besonders gut. Das muss ich auf jeden Fall noch verbessern, aber ich bin da ganz guter Dinge.

Wie kommt Herrschings freches Konzept, mit dem Slogan "Geilster Club der Welt", eigentlich in der Hauptstadt an?

Im Grunde ist so etwas wahnsinnig positiv. Eine Geschichte, die man abseits des Feldes zu erzählen hat, hilft ja auch bei der Vermarktung. Irgendwann kann so etwas zu sportlichem Erfolg führen. Davon ist Herrsching noch ein bisschen entfernt, was für einen Aufsteiger im ersten Jahr völlig normal ist. Die Halle, die Präsentationsform, ist sicher für Profisport nicht optimal. Aber Herrsching hat sich ein Image aufgebaut - und macht das Beste aus seiner Situation.

© SZ vom 11.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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