Volleyball:Bis zum Platzen gespannt

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Die Zweitligisten Dachau und Grafing treffen sich sorgenvoll zum Volleyball-Derby

Von sebastian winter, Dachau/Grafing

Eigentlich haben sich alle lieb. Nichts anderes hört man seit Monaten aus dem Umfeld von Dachaus und Grafings Zweitliga-Volleyballern, niemand muckt auf, keiner beschwert sich. Intern vielleicht, aber auch das ist anzuzweifeln. "Die Stimmung ist wunderbar. Eigentlich ist es bei uns schon fast zu harmonisch", sagt Dachaus Trainer Klaus Dammann. Die Sätze von Grafings Manager Johannes Oswald hören sich ganz ähnlich an: "Die Stimmung im Team passt, ich bin guter Dinge." Nur im Nachsatz des als Stadtrat in Diplomatie gut geschulten Oswald schwingt mit, dass Grafing eigentlich mit dem Rücken zur Wand steht: "Irgendwann wird der Knoten platzen."

Es wird Zeit, dass dieser Knoten platzt, Oswald hätte das gerne schon am Samstag, wenn die Grafinger nach Dachau zum Derby (20 Uhr, Georg-Scherer-Halle) fahren. Denn die Saison, so viel ist zur Halbzeit klar, läuft für den TSV überhaupt nicht nach Wunsch. Grafing ist mit nur fünf Punkten aus elf Spielen Vorletzter, die Situation ist prekär, der Klassenerhalt akut gefährdet. Eigentlich muss nur der Letzte in die dritte Liga absteigen, aber verlassen dürfen sich die Grafinger auf diese Regelung nicht. Denn es kann sein, dass am Ende auch der Vorletzte absteigt. Das passiert, wenn kein Süd-Zweitligist in die erste Liga aufsteigt (dem einzigen Bewerber Rüsselsheim fehlen zurzeit noch die finanziellen Mittel), wenn zugleich alle freien Plätze in der zweiten Liga Süd durch die Drittliga-Meister in Anspruch genommen werden, und wenn der VC Dresden, dem im Dezember die Erstliga-Lizenz entzogen wurde, kommende Saison in der zweiten Liga Süd startet. Viele Unwägbarkeiten sind das, doch das Szenario von zwei Absteigern ist nicht unrealistisch.

Nach jetzigem Stand würde Grafing also den Klassenerhalt verpassen. Da die anderen Klubs bereits außer Reichweite liegen oder, wie das Internat Friedrichshafen, außer Konkurrenz spielen, bahnt sich ein Dreikampf des Schlusslichts Waldgirmes mit Grafing und dem Drittletzten Eltmann um den Nichtabstieg an. "Es war uns bewusst, dass die Saison mit einer so jungen Mannschaft schwer wird", sagt Oswald, der sich auch deshalb bereits Mitte Dezember hinter Trainer Adrian Zoppelt und das Team gestellt hatte. Sie hoffen darauf, dass die verletzten Dominik Dreyer, Felix Langer und Christoph Senckenberg bald wieder zurückkommen - und der Mannschaft vor allem in engen Situationen, in denen sie oft verunsichert wirkte, Halt geben.

Hoffen auf die Rückrunde: Dachaus Volleyballer um Libero Martin Carinelli (weißes Trikot) haben sich mehr erwartet als Platz sieben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Solche engen Situationen könnte es durchaus auch im Derby geben. Die Bilanz der vergangenen neun Ligaspiele lautet 5:4 für Dachau, das auch das Hinrunden-Spiel in Grafing gewann - allerdings hauchdünn mit 3:2. Auch die Dachauer sind als Tabellensiebter ein gutes Stück von ihrem Saisonziel entfernt. Dritter oder Vierter wollte der ASV werden, mit einer Mannschaft, in der auch einige erstligaerfahrene Spieler sind. Doch der Serbe Nemanja Nikolic hatte anfangs als Zuspieler noch Abstimmungsprobleme mit seinen Kollegen, und der frühere Hachinger und Rottenburger Markus Pielmeier fand bislang überhaupt noch nicht zu einer konstanten Form. Die meisten MVP-Medaillen erhielt passend dazu Dachaus spanischer Libero Martin Carinelli. "Wir haben oft unsere Leistung nicht zu 100 Prozent abgerufen", sagt ASV-Trainer Dammann: "Jetzt stehen wir auf einem nichtssagenden Tabellenplatz, haben uns aber viel vorgenommen für die Rückrunde."

In Grafing haben sie über Weihnachten und Neujahr gar nicht trainiert, Trainer Zoppelt wollte auch, dass seine Spieler einmal an andere Dinge denken als an Volleyball. Die Dachauer boten zumindest Trainings an, "aber die Teilnahme war sehr sporadisch, teilweise waren wir nur zu viert", sagt Dammann, der daher viele Defizite erkannte bei den jüngsten Vorbereitungseinheiten. "Wir müssen nun wieder in den Rhythmus kommen, denn Grafing ist gefährlich." Auch und gerade deshalb, weil der TSV kurz vor dem sportlichen Abgrund steht.

© SZ vom 10.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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