Volleyball:Begrenzt atmosphärisch

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Derby ohne Derby-Stimmung: Der SV Lohhof um Nora Losert gewann die Partie beim SV Planegg-Krailling mit Julia Ziegler und Kira Böhm (v.l.) souverän. (Foto: Claus Schunk)

Lohhofs Zweitliga-Frauen gewinnen das Derby beim Vorletzten SV Planegg-Krailling und festigen den dritten Tabellenplatz.

Von Katrin Freiburghaus, Planegg

Zweitliga-Volleyball ist in Deutschland Profi-Sport. Es wird trainiert, es wird gespielt. Dennoch bekommt der Spielplan in der zweiten Bundesliga Süd der Frauen zunehmend Löcher. Drei von sieben Partien wurden am vergangenen Wochenende wegen hoher Infektionswerte an den Austragungsorten abgesagt. Das Derby zwischen Planegg-Krailling und dem SV Lohhof fand wie geplant statt - allerdings unter den mittlerweile bekannten Auflagen und ohne Zuschauer. "Man gewöhnt sich daran", sagte Lohhofs Trainerin Elena Kiesling nach dem 3:1 (25:20, 23:25, 25:16, 25:20) ihres Teams am Samstag. Es war erst der dritte Lohhofer Erfolg in einer fremden Halle. Weil eher keine Derby-Atmosphäre aufgekommen war, hatte Kiesling diese Statistik aber gar nicht beachtet.

Ob man auswärts oder zu Hause spielt, hat an Bedeutung verloren. "Es ist nett, keine weite Anreise zu haben. Aber sonst ist es wurscht, auf welchem Livestream man zu sehen ist", sagte Kiesling. So unbefriedigend die Rahmensituation ist, so erfreulich verläuft die Saison bislang für den Tabellendritten aus Unterschleißheim. "Ich bin zufrieden mit unserer Entwicklung. Wir sind sehr gut gestartet, haben die Sachen, die wir entwickeln wollten, zügig hinbekommen, jetzt können wir noch ein Schippchen bei der individuellen Qualität drauflegen", fasste Kiesling den aktuellen Stand zusammen.

Lohhofer Luxus: Die eingewechselte Lena Müller wird zur besten Spielerin gewählt.

In Planegg wackelte Lohhof einzig im verdient verlorenen zweiten Satz, als das Team seine Linie verlor und "am Ende nicht konsequent genug war", wie Kiesling sagte. An der Verletzung von Außenangreiferin Nikola Ziegmann, die einen Ball auf den Daumen bekam, lag das aber eher nicht, denn die eingewechselte Lena Müller fügte sich nahtlos ein, punktete zuverlässig und wurde zu Lohhofs wertvollster Spielerin gewählt. Kiesling überraschte das nicht. "Ich habe mir da wenig Sorgen gemacht, sie hat das super gelöst", lobte sie.

Nikola Ziegmann (re.), hier beobachtet von Lohhofs Libera Sandra Baier, bekam einen Ball auf den Daumen und musste verletzt vom Feld. (Foto: Claus Schunk)

Das sah auch Stephanie Mehnert so, die in Planegg Ärztin und Team-Betreuerin in Personalunion ist. "Wir haben es nicht geschafft, Lohhofs Außen in den Griff zu bekommen", sagte sie, "da waren wir im Block zu selten dran, das macht es für die Abwehr schwierig." Grundsätzlich sei es aber "kein schlechtes Spiel" des Teams gewesen. Viele Dinge hätten besser funktioniert als in den Partien zuvor, allem voran die Annahme, in die die eigentlich zurückgetretene Nadine Raß zurückgekehrt war. Entsprechend besser klappte es in der Folge auch im Angriff.

Sie habe zuletzt "die Angst vorm Gewinnen" in den Gesichtern der Spielerinnen gesehen, sagt Planeggs Teambetreuerin Stephanie Mehnert

Interventionsbedarf sieht Mehnert beim Tabellen-Vorletzten eher im mentalen Bereich, weil das Team zuletzt oft gut mitgehalten, diese Leistung letztlich aber in zu wenig oder gar nichts Zählbares umgewandelt hatte. Den bisher einzigen Saisonsieg fuhr Planegg am dritten Spieltag gegen den Tabellenletzten Waldgirmes ein. Besonders schmerzhaft war das knappe 1:3 vor einer Woche gegen Tabellennachbar Altdorf. "Das war saueng - und wir hätten punkten müssen", sagte Mehnert. Sie fürchtet, das Muster - gut mitzuspielen, aber in der Crunch-Time die Nerven zu verlieren - könne sich in den Köpfen festsetzen. "Es wäre ein wichtiges Erfolgserlebnis, das mal durchzubringen", sagte sie.

Sie habe zuletzt von außen "die Angst vorm Gewinnen" in den Gesichtern der Spielerinnen sehen können. Während andere Teams Fehler in dieser Spielphase selbstbewusst wegsteckten, "macht uns das was, und das müssen wir abstellen", sagte Mehnert. An dieser Stelle landet man dann doch wieder bei den Rahmenbedingungen, denn das Team ist laut Mehnert zwar stärker als in der Vorsaison, aber auch jünger und noch nicht eingespielt. Dazu trug eine zweiwöchige Quarantäne bei, aber auch die fehlende Zweitliga-Erfahrung bei einigen Zugängen. Gerade in dieser Situation vermisse sie die Zuschauer sehr, mit deren Rückhalt das Team in der Vorsaison mitunter über sich hinausgewachsen war. Diese Motivation müsse momentan "von uns allein kommen". In einer Woche in Stuttgart gibt es Gelegenheit dazu - sofern die Partie denn stattfindet.

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