TSV Poing:Fußballkarriere made in Poing

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"Lieber in die Jugend investierten als in die Herren": Der TSV Poing leistet sich professionelle Trainer und will auch auswärtige Talente fördern.

Christian Hufnagel

Es ist ein großes Wort, das Jugendleiter Richard Simeth da in der Pressemitteilung verwendet: "Karriereplanung" will der TSV Poing talentierten Spielern anbieten. Ein "neuer Service", mit dem sich der Amateurverein an auswärtige Fußballtalente wendet, die nicht einmal den Verein wechseln müssten, wie betont wird. Die Karriere planen mit dem Schützling dann Diplom-Sportwissenschaftler und Trainer, die die DFB-A-Lizenz besitzen. Mit ihnen arbeitet man in Poing schon seit Jahren zusammen: "Wir wollen lieber in die Jugend investieren als in die Herren", sagt Vorsitzender Robert Rieger dazu. So beschäftigt der TSV vier bis fünf professionelle Trainer, die im Kleinfeld in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Kollegen eine Grundausbildung der Kinder garantieren. Im Großfeld liegen Training und Spielbetreuung dann ganz in der Hand der Lizenzträger.

Karriereplanung mit Diplom-Sportwissenschaftler und Trainer, die die DFB-A-Lizenz besitzen: Der TSV Poing setzt auf den Nachwuchs. (Foto: EBE)

Das kostet Geld, schließlich müssen diese Trainer bezahlt werden, ist aber in weitem Umkreis ein einmaliges Konzept, um eine für einen Amateurverein ungewöhnliche Qualität anzubieten: "Die Masse der Spieler wäre kreisligatauglich, wenn sie optimal ausgebildet werden", ist Rieger überzeugt. Deshalb verlangt Poing auch einen höheren Mitgliedsbeitrag. Ein Obolus, den der Vorsitzende gut angelegt sieht: Was ein Fußballer bis zu seinem 12. Lebensjahr an Beweglichkeit und Ballgeschicklichkeit nicht beigebracht bekomme, "das lernt er nicht mehr". Insofern kann er das Finanzgebaren anderer Amateurvereine nicht verstehen, die in die Herrenmannschaften investieren und damit "das Geld zum Fenster hinaus werfen".

Die Erweiterung dieses Angebots an Spieler von anderen Vereinen geschieht nun aus der Erkenntnis heraus, dass Talente im normalen Training oft unterfordert seien und im Können stagnierten: "Entwicklungspotenzial kann nicht zur Entfaltung gelangen." Dieses Potenzial muss natürlich erst einmal unter die Lupe genommen werden. Das geschieht zunächst im Rahmen eines "qualifizierten Trainings und eines ausführlichen Beratungsgesprächs", und zwar kostenlos.

Wer dann für gut genug gefunden wird, der kann - für einen Jahresbeitrag von 120 Euro - in den Genuss folgender Betreuung kommen: Er darf das ganze Jahr über in Poing mittrainieren und von "hochwertigen Trainingseinheiten profitieren". Nichts Geringeres will man ermöglichen als eine "pädagogisch fundierte und langfristig ausgelegte Fußballausbildung ohne Erfolgsdruck". Was die Homepage verspricht, unterstreicht Rieger im Gespräch. Man wolle Spieler ansprechen, deren Talent "gerade knapp nicht" für die Bundesliga-Klubs wie Bayern oder 1860 reiche oder deren Eltern der Weg dorthin zu weit und der Aufwand zu groß sei.

Dieser Zielgruppe wolle man eben eine "wohnortnahe Förderung" offerieren, so Rieger. Und nebenbei hilft es dem Verein ganz praktisch, die hauptamtlichen Trainer mit zu finanzieren. Dass man damit aber talentierte Jugendspieler abwerben und zum TSV Poing locken will, verneint der Vorsitzende: "Wir wollen keinen überreden oder sogar zwingen." (Weitere Infos unter www.tsvpoing.de)

© SZ vom 04.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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