Senioren-Schwimmer bei Meisterschaft:"Ich habe noch nie aufgegeben"

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Mit 75 Jahren startet der Freiwasserschwimmer Peter Fasching noch bei der Deutschen Meisterschaft. Und er hat nur eine Sorge.

Sebastian Winter

Peter Fasching vom SC Wasserfreunde München ist der älteste bayerische Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft der Freiwasserschwimmer am Wochenende in Strausberg bei Berlin. Mit Sebastian Winter sprach der 75-Jährige über zu kaltes Wasser, Schlingpflanzen und Unwetter während des Wettkampfs.

"Angst habe ich überhaupt keine. In meiner Altersklasse bin ich der Jüngste", sagt Peter Fasching. (Foto: Rose-Marie Radl)

SZ: Herr Fasching, was ist Freiwasserschwimmen genau?

Peter Fasching: Man schwimmt, ähnlich wie beim Triathlon, Runden von 1250 Metern im freien Gewässer. Das kann im Meer sein oder im See. Seit Peking ist die Zehn-Kilometer-Strecke sogar olympisch. In Strausberg bin ich aber nur für die zweieinhalb Kilometer gemeldet.

SZ: Warum denn?

Fasching: Sie müssen wissen: Mein größter Feind ist nicht die Strecke - die fünf Kilometer würde ich locker schaffen -, sondern das kalte Wasser. Am vergangenen Samstag wollte ich bei den Bayerischen Meisterschaften in Pocking schwimmen, aber dann war das Wetter zu schlecht.

SZ: Wie sind Sie zum Freiwasserschwimmen gekommen?

Fasching: 2003 bin ich zum ersten Mal Freiwasser geschwommen, am Höglwörther See bei Bad Reichenhall, einem Moorsee. Die Schlingpflanzen dort waren ein bisschen unangenehm, aber das Wasser war wunderbar warm und angenehm weich. Danach wollte ich das unbedingt wieder machen.

SZ: In Ihrem Verein gibt es außer Ihnen seltsamerweise keinen einzigen Freiwasserschwimmer...

Fasching: Na ja, es ist halt eine Quälerei. Manchmal frag' ich mich selbst, warum ich mir das immer wieder antue. Nach einem Wettkampf am Chiemsee vor zwei Jahren wollte ich endlich aufhören. Ein paar Monate später hat es mich dann aber wieder gejuckt. Ich brauche das irgendwie.

SZ: Was war denn am Chiemsee?

Fasching: Bei der Deutschen Meisterschaft damals herrschte extrem schlechtes Wetter, das Wasser hatte nur 17 Grad, und nach der ersten Runde zog auch noch ein Sturm mit Gewitter auf. Riesige Wellen, wie am Meer. Am Ufer, wo die Warnleuchten blinkten, dachte meine Frau, der Wettkampf wird abgebrochen. Aber das wurde er nicht. Einige Jüngere, die sich für Olympia in Peking qualifizieren wollten, haben dann aufgegeben.

SZ: Und Sie?

Fasching: Ich habe noch nie aufgegeben. Aber das war schon grenzwertig.

SZ: Haben sich die Schwimmer denn geholfen auf dem See?

Fasching: Im Gegenteil. Kurz vor dem Ziel bin ich rechts an einer Boje vorbei, mein Konkurrent war links von mir und plötzlich bekomme ich einen richtigen Haken ab. Aber Meister geworden bin ich dann.

SZ: Am Samstag nehmen Sie an Ihrer zweiten DM teil. Was haben Sie dafür getan?

Fasching: Ich sitze täglich zu Hause auf dem Hometrainer, fahre pro Woche 200 Kilometer mit dem Rennrad und schwimme jeden zweiten Tag im Olympiabad. Im Frühjahr, im Urlaub auf den Kanaren, habe im noch im Meer trainiert.

SZ: Da gibt es ja immer wieder Horrormeldungen von Haien...

Fasching: Ja, darum schwimme ich nicht weit raus, sondern nur bis zu den roten Bojen und dann immer am Ufer entlang.

SZ: Haben Sie nicht Angst, überrundet zu werden bei der DM?

Fasching: Angst hab ich überhaupt keine. In meiner Altersklasse ab 75 Jahren gibt es ja auch nur zwei Konkurrenten für mich. Und ich bin der Jüngste von denen.

SZ: Wenn Sie wieder Deutscher Meister werden, wird es dann nicht Zeit für die EM oder WM?

Fasching: Die WM ist jetzt bald in Schweden, aber da hab' ich nicht gemeldet. Ich habe im Internet nachgeschaut und gesehen, dass das Wasser dort selbst im Juli und August zwischen 16 und 17 Grad liegt. Das hat mich ein bisschen abgeschreckt. Stellen Sie sich vor, ich komme nach Schweden und dann ist mir das Wasser zu kalt.

SZ: Was sagt eigentlich Ihre Frau zu Ihrem Hobby?

Fasching: Die macht das halt mit und betreut mich am Wochenende. Übrigens schwimmt sie auch drei Mal pro Woche. Das tut uns beiden gut. Wir sind ja schon etwas älter.

© SZ vom 25.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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