Pferdesport:Pferd International findet statt

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Mit welchem Pferd Simone Blum bei der Pferd International antreten wird, ist noch nicht sicher. Vielleicht mit Cool Hill, denn Alice muss sich nach einer Operation erst noch erholen. (Foto: Chai von der Laage /Imago Images)

Das Turnier im Mai wird definitiv durchgezogen, sagen die Veranstalter. Dass die renommierte Bemer Riders Tour erstmalig nach München kommt, lässt auf hochkarätige Starter hoffen.

Von Alina Götz, München

Schon Anfang des Jahres haben die Veranstalter der Pferd International klargemacht: Ihr Turnier findet statt, wenn auch ganz anders als sonst. Dann aber verursachte das Herpes-Virus im Pferdesport Aufruhr, viele internationale Turniere wurden abgesagt. Hinzu kamen die stetig steigenden Corona-Zahlen. Doch abgesagt, so wie 2020, wird das hochklassige Turnier trotzdem nicht, das eigentlich viel mehr ist als nur ein Turnier: Festival, Show, Konsumtempel des Pferdesports. 2019 wurden mehr als 70 Wettkämpfe in sechs Disziplinen ausgetragen, fast 200 Aussteller waren da. "Lange wurde hin und her überlegt, doch für die Veranstalter des größten Pferdefestivals in Süddeutschland war klar: 2021 MUSS es stattfinden", heißt es in einer offiziellen Erklärung.

Das Turnier wird nun an drei verschiedenen Wochenenden im Mai und nach derzeitigem Stand ohne Zuschauer ausgetragen. Die Prüfungen werden aber live auf der Webseite clipmyhorse.tv gezeigt. Am Himmelfahrtswochenende beginnen die Dressurreiterinnen und -reiter, eine Woche später reisen dann die Teilnehmenden der Para-Dressur an - die Ställe werden in der Zwischenzeit gründlich gereinigt. Am letzten Maiwochenende beenden die Springwettbewerbe das Turnier. Die Disziplinen Voltigieren und Working Equitation mussten abgesagt werden: Sie werden von Amateuren bestritten, die bis vor Kurzem nicht trainieren durften, erklärt Pferd-International-Sprecherin Lisa Birnstiel.

Voltigieren und Working Equitation ist abgesagt, auch das Rahmenprogramm. So spart der Veranstalter Kosten

Dass für die beiden Disziplinen die Organisation nun wegfällt, schone den Geldbeutel der Veranstalter genauso wie der Ausfall des Rahmenprogramms, sagt Birnstiel. Um Kosten zu senken, wurde zudem sowohl in der Dressur als auch im Springen die Schwierigkeit der Prüfungen leicht reduziert, denn: "Das Preisgeld ist bei schwereren Prüfungen höher." Spendenaktionen wie virtuelle Tickets seien dieses Jahr allerdings nicht geplant. Wer dem Turnier trotzdem finanziell unter die Arme greifen will, könne sich den "Freunden Pferd International München anschließen", so Birnstiel. Trotz der geringeren Schwierigkeit der Prüfungen erwarte man in der Dressur ein hochkarätiges Starterfeld, "da München eine Sichtung für Olympia ist", sagt Birnstiel.

Und seit Ingrid Klimke mit ihrem Pferd Franziskus für die Spiele in Tokio wegen einer Verletzung abgesagt hat, ist wieder ein Platz mehr zu vergeben. Auch um die Teilnahme der Team-Olympiasiegerin Dorothee Schneider wurde zuletzt gebangt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung meldete aber kürzlich, dass Schneider trotz eines Schlüsselbeinbruchs wohl "rechtzeitig wieder im Sattel sitzen kann, um am Sichtungsweg für die Olympischen Spiele teilzunehmen". Sie verletzte sich, als ihre Stute Rock'n Rose bei der Siegerehrung des Dressur-Grand-Prix in Pforzheim vor gut einer Woche zusammenbrach und vermutlich wegen eines Abrisses der Aorta noch vor Ort starb.

Auch im Springen gingen wieder "viele Top-Reiter" an den Start, so Birnstiel, denn: "Die Pferd International ist erstmals Station der renommierten Bemer Riders Tour." Im Großen Preis von Bayern am 30. Mai werde es also um Punkte für den "Rider of the Year" gehen. Vor einem Jahr gewann Nisse Lüneburg den Titel, in der Saison 2020/21 war die Tour ausgefallen. Turnierchef Jürgen Blum und die Riders-Tour-Veranstalter mit Paul Schockemöhle an der Spitze hätten sich unkompliziert auf eine Kooperation geeinigt, wie die Pferd International meldete.

Weltmeisterin Simone Blum wird nicht mit Springpferd Alice antreten können, die Stute wurde kürzlich operiert

München ist damit dritte Station der Riders Tour. Den Auftakt der 20. Tour gewann am vergangenen Wochenende in Hagen am Teutoburger Wald Maurice Tebbel mit dem Hengst Don Diarado vor Patrick Stühlmeyer, der bei Lüneburgs Sieg vor einem Jahr Dritter wurde. Für den Titel zum Rider of the Year werden die vier besten Ergebnisse gewertet. Auf wie vielen der rund sechs Turniere geritten wird, bleibt jedem Starter überlassen. Nur beim Abschlussturnier in Neumünster im Februar 2022 ist die Teilnahme Pflicht, um sich im Endklassement zu platzieren. Offen ist noch, ob das vom Mai in den August verschobene Deutsche Derby in Hamburg stattfindet - wenn ja, gehört dieses ebenfalls zur Tour.

Weltmeisterin Simone Blum wird mit ihrem Springpferd Alice in München allerdings nicht dabei sein: Die Stute wurde wegen eines hartnäckigen Blutergusses operiert, teilte Blum vor einer Woche mit. Die beiden können damit auch nicht in Tokio starten, das Pferd brauche drei bis vier Wochen Ruhe. Zudem nannte Blum für den Verzicht einen Hexenschuss beim Pferd sowie die fehlende Vorbereitungszeit durch die Turnierpause wegen Corona und Herpes. Man kann aber davon ausgehen, dass Blum in München mit einem Ersatzpferd antreten wird.

Am Herpes-Virus sind laut Internationaler Reiterlicher Vereinigung inzwischen 18 Pferde gestorben. Aktuell scheint die Gefahr eingedämmt, damit das so bleibt, müssen die Teilnehmer der Pferd International in den zehn Tagen vor der Anreise als auch vor Ort bei ihren Pferden Fieber messen, erklärt Birnstiel. "Während der Veranstaltung werden geimpfte Pferde von den ungeimpften separiert."

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