Leichtathletik:Mit langen Schritten voraus

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Christina Hering läuft bei deutscher Hallenmeisterschaft zu Gold

Von Andreas Liebmann, Karlsruhe/München

Ein bisschen hat Christina Hering mal nachempfinden können, wie es üblicherweise ihren Gegnerinnen geht. Bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe hat sich die 800-Meter-Läuferin der LG Stadtwerke München am Sonntag gleich mal an die Spitze des Feldes gesetzt, sie habe sich diese Taktik für den Finallauf vorgenommen, berichtete sie später. Sonst ist Hering diejenige, die die Führenden vor sich hertreibt, die mit langen Beinen Meter um Meter gutmacht und an allen vorbeizieht. Nun spürte sie, wie sich in ihrem Rücken Kerstin Marxen aus Gomaringen anschickte, sie auf der letzten Gegengeraden abzufangen. "Nee, das machst du nicht", habe sie gedacht, schilderte Hering, und noch einmal kräftig dagegengehalten. Nicht unerwartet ist die Studentin damit deutsche Hallenmeisterin geworden, ein gelungener Abschluss ihrer Hallensaison, wie sie fand. Dass ihre Zeit (2:05,61 Minuten) langsamer war als die Norm für die Hallen-Europameisterschaften in Prag, nahm sie locker. "Damit habe ich auch nicht mehr wirklich gerechnet", gab Hering zu, sie werde sich nun in Arizona auf die Freiluftsaison vorbereiten.

Ihr Teamkollege Clemens Bleistein hatte die Norm für Prag bereits in der Tasche, in Karlsruhe ging es für ihn über 3000 Meter einzig um eine Medaille - und die holte er sich: Bronze gab es für seine Zeit von 8:29,95 Minuten. "Das macht Mut für die EM in zwei Wochen", sagte Bleistein. David Gollnow, einer der Favoriten über 400 Meter, hatte seinen Start kurzfristig wegen einer Erkältung absagen müssen, sein Trainingspartner Benedikt Wiesend erreichte in den Vorläufen nur die zehntbeste Zeit. Beide starteten dann in der 4×200-Meter-Staffel, wo sie mit Tobias Giehl und Christian Rasp Dritte wurden. Das Münchner Frauen-Quartett belegte Rang sechs.

Zufrieden war Hochspringer Tobias Potye, obwohl der U20-Europameister von 2013 mit einer übersprungenen Höhe von 2,15 Meter nur Vierter wurde, höhengleich mit dem zweitplatzierten Eike Onnen. "Schade war der erste Versuch über 2,20", sagte Potye, "die Höhe wäre drin gewesen." Doch Gold war weit weg, der Leverkusener Mateusz Przybylko übersprang 2,26 Meter, und Potye erinnerte daran, dass es ja seine erste deutsche Meisterschaft nach der Jugend war und er außerdem mit den Folgen eines Außenbandrisses in die Hallensaison gestartet war. "Ich habe nicht alle Puzzleteile zusammenbekommen, aber die Höhe war da", sagte er. Und vor 4600 Zuschauern zu springen, habe "Spaß gemacht".

© SZ vom 23.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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