Handball:Wasser in der Wüste

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Ismanings Frauen gewinnen Bayernliga-Spitzenspiel mit 24:23 in Dachau

Von Lisa Meyer, Dachau/Ismaning

Als Handballdiaspora wird München gerne bezeichnet. Als Wüste im fruchtbaren deutschen Handballland, hoffnungslos abgeschnitten von bayerischen Oasen wie Erlangen oder Großwallstadt. Die verbesserungswürdige Talentförderung, die unprofessionelle Vereinsarbeit, das niedrige Spielniveau - viel scheint beklagenswert am Handball der Landeshauptstadt. Der Blick auf die Bayernliga-Tabelle immerhin dürfte dem interessierten Münchner Freude bereiten, denn gleich zwei Vereine aus der Region, der TSV Ismaning und der ASV Dachau, rangieren an der Spitze. Das Derby der beiden Mannschaften ist also: ein Höhepunkt in der vermeintlich öden Wüstenstadt.

Ein Punkt trennte den Dritten Dachau vor dem Aufeinandertreffen vom Tabellenzweiten Ismaning, dem wiederum ein Punkt zum Spitzenreiter HSV Bergtheim fehlte. Ismaning wollte ein "klares Statement" im Kampf um die Bayernliga-Krone abgeben, das gelang: 24:23 (11:13) gewann der TSV in Dachau, der zweite Prestigeerfolg nach dem 28:22 gegen Bergtheim Ende September. Auch der ASV ist mehr als passabel in die Saison gestartet, sechs der vergangenen sieben Spiele hatte Dachau gewonnen, steht wie Ismaning im Final Four des BHV-Pokals. Kein Grund also für Trainer Bernhard Karg, die knappe Niederlage allzu sehr zu betrauern: "Wir wollen am Ende besser dastehen als vergangene Saison. Und wir wollen, so gut es geht, oben mitspielen, beides ist immer noch möglich." Es sei schon ärgerlich, in heimischer Halle zu verlieren, gab Karg zu, "aber auch nicht mehr". Da sein Team einfach zu viele Fehler gemacht habe, sei der Sieg der "ein Stück zielstrebiger und konsequenter" agierenden Gäste verdient gewesen.

Ismanings Trainerin Aniko Keczkone pflichtete Karg gerne bei: "Wir haben gut gespielt und von der ersten bis zur letzten Minute gekämpft." Weil Dachau nun etwas auf Abstand gehalten werden konnte, sei alles drin, so Keczkone, der Aufstieg deshalb noch lange kein Muss: "Wir tun alles dafür, um am Ende ganz oben zu stehen. Daraus soll jedoch kein Druck resultieren, das habe sie mit der Mannschaft so besprochen. Der Kader sei zwar "sehr stark", doch würden aus diversen Gründen immer wieder Spielerinnen fehlen, erklärt Keczkone. Im Training müsse sie zudem oft auf die Talente der Bundesliga-A-Jugend verzichten, die mit ihren eigenen Spieltagen zusätzlich belastet sind. Das Ziel ist dennoch unmissverständlich: "Jede Spielerin will doch immer höher kommen."

Dachaus Sarah Rocher (Mitte) setzt sich gegen Sophie Pramberger und Rosmarie Hascher (von links) durch, letztlich unterlag der ASV knapp. (Foto: Niels P.Jørgensen)

Kollege Karg formuliert die Saisonziele defensiver: "Wenn man in den ersten Wochen sehr gute Resultate erzielt und ganz oben mit dabei ist, hofft man natürlich, dass es möglichst lange so weitergeht. Ein Aufstieg wurde aber als Saisonziel nie ausgegeben, auch nach den vergangenen Wochen nicht." Druck mache sich die Mannschaft nach dem erfolgreichen Saisonstart schon selbst. "Wir wollen möglichst lange oben mitspielen und uns im oberen Mittelfeld platzieren. Jetzt haben wir noch drei, vier sehr schwere Spiele bis zur Winterpause, dann sehen wir, wo wir stehen." Bauen kann Karg auf Verstärkung aus Gröbenzell, vom Kooperationspartner HCD erhalten drei Spielerinnen des Drittligisten per Zweitspielrecht Einsatzzeiten in Dachau. "Sie verstärken uns enorm. Aber auch für den alltäglichen Trainingsbetrieb ist die Kooperation sehr hilfreich. Ich habe im Moment keinen Zweifel daran, dass die Zusammenarbeit im Frauenbereich künftig fortgeführt wird", sagt Karg.

Auch Keczkone schaut auf Gröbenzell, allerdings aus einem anderen Blickwinkel. Der Aufstieg würde den Verbleib der vielen Talente sichern, vor der Saison hat sich Jugendnationalspielerin Christine Königsmann dem höherklassigen Rivalen angeschlossen. Der Vorstand habe signalisiert, den Aufstieg auch wahrzunehmen. "Es ist schön, die Möglichkeit zu haben" sagt Keczkone ganz entspannt. Falls es heuer nicht gelinge, werde man es wieder versuchen.

Auch der ASV würde den Schritt wagen, für Trainer Karg ist es aber noch zu früh, um sich mit diesem Gedanken zu befassen. Beide Trainer würden im Übrigen dem Konkurrenten den Aufstieg gönnen, es wäre eine weitere kleine Oase in der Münchner Handball-Wüste.

© SZ vom 25.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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