Handball:Historische Kaffee-Verweigerer

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Spielmacher für die entscheidenden Momente: Allachs Elias Newel (li.). (Foto: Claus Schunk)

Allachs A-Jugend-Handballer gewinnen beim HC Erlangen und stehen im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft. Dort treffen sie bereits am Donnerstag auf die Rhein-Neckar Löwen.

Von Johannes Müller, Erlangen/München

Als es geschafft war, hüpften die Allacher A-Jugend-Handballer gemeinsam im Kreis und riefen immer wieder "Auswärtssieg. Auswärtssieg. Auswärtssieg." Diese Art Gesang gehört längst zum Standard-Repertoire feiernder Mannschaftssportler, wurde diesem bedeutsamen Moment jedoch nicht wirklich gerecht. Schließlich hatte die Mannschaft nicht irgendein Bundesligaspiel beim HC Erlangen mit 26:21 (10:9) Toren gewonnen, sondern das Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft erreicht. Der größte Erfolg nicht nur in der Allacher Vereinsgeschichte, wie Trainer Andreas Krauß betont: "Es ist ja das erste Mal, dass eine männliche Jugend aus München das schafft."

Es war ein besonderer Weg ins Viertelfinale, in einer außergewöhnlichen Saison. Der Deutsche Handballbund (DHB) hatte pandemiebedingt den Modus verändert. Nach dem Abbruch der regulären Spielzeit waren alle Vereine berechtigt, ihre Mannschaft für eine Gruppenphase zu melden. An der nahmen letztlich 23 Teams teil, die in sieben Dreier-Gruppen und eine Zweier-Gruppe aufgeteilt wurden. Gespielt wurde eine einfache Runde, jeder gegen jeden, nur in der Zweiergruppe gab es Hin- und Rückspiel. Die acht Gruppensieger treffen nun im Viertelfinale aufeinander. Gegner der Allacher dort ist kein Geringerer als der Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen.

Erlangen war zwei Wochen in Quarantäne, aber das schmälert den Erfolg nicht, betont Allachs Trainer Andreas Krauß

Auch die Ausgangslage vor dem Erlangen-Spiel war schon außergewöhnlich: Die Erlanger waren für zwei Wochen in häuslicher Quarantäne, nachdem ein Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Das Spiel gegen Allach musste deshalb um eine Woche verschoben werden, und da der Zeitplan bis zum Meisterschaftsfinale eng getaktet ist, hatten die Mittelfranken einen Doppelspieltag zu absolvieren. Erlangens Trainer Johannes Heufelder hatte seine Mannschaft daher als "krassen Außenseiter" bezeichnet.

Allachs Trainer Krauß jedoch relativiert diese Aussage. Zwei Wochen nicht gemeinsam trainieren zu dürfen, hinterlasse erfahrungsgemäß Spuren, so Krauß, "aber Erlangen verfügt über einen breiteren Kader". Die Ausgangslage schmälere den Allacher Erfolg jedenfalls nicht. Krauß betont zudem den außergewöhnlichen Willen seines Teams: "Meine Jungs wären aus der Quarantäne gekommen und gelaufen bis zum Umfallen, weil sie das Viertelfinale unbedingt erreichen wollten."

Tatsächlich zeigten sich die Allacher von Beginn an energiegeladen, insbesondere die Defensive überzeugte erneut. Wie gegen den TuS Helmlingen vor zwei Wochen, war das Spiel jedoch lange Zeit recht ausgeglichen. Die Offensivreihen beider Teams brachten in einer sehr torarmen ersten Halbzeit nur wenig Zählbares zustande. Erst in der Schlussviertelstunde machte sich der Kräfteverschleiß auf Erlanger Seite bemerkbar, während die Allacher ihre Angriffe nun ruhig und zielstrebig zu Ende spielten. Bemerkenswert: Allach geriet während des gesamten Spiels nicht einmal in Rückstand.

Torwart Oberosler war der Schlüssel zum Erfolg. Elias Newel hielt offensiv die Fäden in der Hand

Das war wesentlich dem erneut überragend haltenden Torwart Louis Oberosler zu verdanken, der gerade in der ersten Halbzeit die Erlanger Angreifer zur Verzweiflung brachte. "Das ist der momentan stärkste Jugend-Torhüter in Bayern", ist sich Krauß sicher, "er hat gezeigt, dass er die Nummer eins ist." Doch auch ein weiterer Akteur ragte nach Ansicht des Allacher Trainers heraus: Youngster Elias Newel. Der Rückraumspieler avancierte zum besten Werfer seines Teams und erlaubte sich in der spielentscheidenden Phase Mitte der zweiten Hälfte keinen Fehlwurf. "Er hat hervorragend gespielt. Es macht den Unterschied aus, wenn man jemand hat, der im entscheidenden Moment das Tor macht oder die Lücke für den Mitspieler sieht", lobt Krauß.

Lange können Krauß und sein Team den Erfolg freilich nicht genießen. Schließlich steht bereits am Donnerstag das Viertelfinal-Hinspiel gegen die "Junglöwen" auf dem Programm. Die Allacher treten zunächst auswärts in Östringen an, ehe am Sonntag das Rückspiel in der heimischen Eversbuschhalle ansteht. "Da sind wir krasser Außenseiter, das muss man gestehen", sagt Trainer Krauß. Man sei gespannt darauf, wie hoch die Löwen die Messlatte hängen werden. Er betont jedoch auch, dass man nichts unversucht lassen werde, um auch diese Mannschaft zu ärgern: "Wir fahren nicht hoch, um Kaffee zu trinken."

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