Handball:Die Handys bleiben in der Tasche

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Mehr als ein Tourist: Max Horner war mit sieben Treffern Fürstenfeldbrucks bester Torschütze. (Foto: Markus Fischer via www.imago-images.de; Imago/imago images/Passion2Press)

Auch wenn die Fürstenfeldbrucker Handballer beim TV Hüttenberg 30:34 verlieren, beweisen sie einmal mehr, dass in der zweiten Bundesliga mithalten können

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Handys sind diesmal in den Taschen geblieben. Jeden neuen Eindruck in einer riesigen Sportarena einzufangen, das hatten Fürstenfeldbrucks Handballer nun nicht mehr nötig, nach 13 Spielen in der zweiten Bundesliga haben sie schließlich schon ein bisschen was erlebt. Die Saison war noch jung gewesen, als sie ein paar Schnappschüsse machten beim Betreten der Hallen von Gummersbach und Hamburg, die zu normalen Zeiten mehreren tausend Zuschauern Platz bieten und durchaus Ehrfurcht hervorriefen bei den Novizen. In Wetzlar beim letzten Zweitliga-Punktspiel 2020 zeigte sich dann, "dass das jetzt kein Touristenausflug mehr ist", wie Martin Wild, der Trainer, scherzhaft kommentierte. In der eigentlich 4500 Zuschauer fassenden Rittal Arena - Heimspielstätte des Erstligisten HSG Wetzlar - tragen auch die acht Kilometer entfernt beheimateten Zweitligisten aus Hüttenberg seit Saisonbeginn ihre Heimspiele aus. Wegen Corona bleiben die Ränge seit einiger Zeit leer, auch am Mittwochabend, als die Brucker Panther dort gastierten und am Ende mit 30:34 Toren verloren.

In Wetzlar traf der TV Hüttenberg, der bis dato erst ein Zweitliga-Heimspiel gewonnen hatte, im TuS Fürstenfeldbruck auf einen Gegner, der erst ein einziges Mal auswärts siegreich war - in Aue war das gewesen kurz vor Weihnachten. Hüttenberg war schlecht in die Spielzeit gestartet, trennte sich vor vier Wochen von seinem Trainer Frederick Griesbach, der einst auch mal beim TuS Fürstenfeldbruck gespielt hatte, und ist, seit Johannes Wohlrab als Nachfolger übernahm, mit zwei Unentschieden und drei Siegen ungeschlagen.

Den miserablen Start in die Partie können die Brucker nicht mehr wettmachen

"Verdient" sei auch der Sieg gegen seine Mannschaft gewesen, sagte TuS-Trainer Martin Wild, wenngleich er auch darüber sinnierte, was sein hätte können, wenn sein Team nicht einen gar so schlechten Einstieg in die Partie gefunden hätte. 0:6 lagen die Gäste zurück, ehe Falk Kolodziej nach neun Minuten per Siebenmeter der erste Treffer gelang. Die Panther ließen sich zu Beginn in jeder Szene vom Gegner ausspielen. Die Hüttenberger waren gut vorbereitet. Als "unangenehme Mannschaft" hatten sie den Kontrahenten aus Südbayern ausgemacht, als "gefährlichen Aufsteiger", wie Trainer Wohlrab vor der Partie sagte. "110 Prozent" zu geben, forderte er deshalb von seinem Team.

Das machte sich absprachegemäß ans Werk. Bei jedem Angriff in der Anfangsphase zeigten die Hüttenberger exemplarisch, wie die offensive Brucker Deckung zu knacken ist. Während auf der anderen Seite die Panther gegen eine ähnlich agierende Hüttenberger Verteidigung kaum etwas ausrichten konnten. Doch sie steckten nicht auf, fanden nach der missratenen Anfangsphase besser ins Spiel. Der Abstand zu den Gastgebern blieb zwar lange in der Größenordnung des 12:5 (20.), doch zur Pause näherten sich die Gäste auf 12:15.

Vier spiele in elf Tagen: "Der Akku ist ein Stück weit leer", vermutete Trainer Martin Wild

Nach dem Seitenwechsel fielen die Tore dann zunächst wie am Fließband, für die Brucker, aber auch für die Gastgeber. Die Tordifferenz wurde beim 20:15 (37.) und 25:20 (43.) wieder größer, doch schließlich gelang es den Bruckern sogar, sich bis auf zwei Tore heranzuschleichen (25:23, 28:26). "Wir haben uns gut zurück gekämpft", lobte Martin Wild und deutete damit ein Wesensmerkmal seiner Mannschaft an: Sie lässt nie locker.

Dass es am Ende nicht reichte, war möglicherweise auch dem Kräfteverschleiß geschuldet, der entstanden war nach dem vierten Spiel in elf Tagen. "Der Akku ist ein Stück weit leer", vermutete Wild. Ein bisschen kann er jetzt aufgeladen werden. In Ägypten wird eine WM gespielt und die nationalen Profiligen machen Pause. Mit zwei Nachholspielen (gegen Bietigheim und Rimpar) wird der TuS Fürstenfeldbruck Ende Januar wieder in den Spielbetrieb einsteigen. Als 18. unter 19 Teams ist der Aufsteiger aus dem Großraum München derzeit Vorletzter der Tabelle, doch die Mannschaften stehen dicht an dicht: Zwischen Platz 18 und elf liegen derzeit gerade mal drei Pluspunkte, die Mannschaften aber haben Corona-bedingt auch unterschiedlich viele Partien absolviert.

Drei Teams sollen am Ende absteigen, die Panther wollen nicht dazu gehören. "Wir hatten schon so viele tolle Erlebnisse in der Liga, es macht so viel Spaß", sagte Martin Wild. Das Ziel laute deshalb: unbedingt drin bleiben in der zweiten Handball-Bundesliga und alles noch einmal erleben in einer nächsten Saison - dann aber vor Publikum.

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