Freeskier Benedikt Mayr:"Natürlich habe ich Angst"

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Der Freeskier Benedikt Mayr startet kommende Woche bei der WM in Deer Valley. Ein Gespräch über Reiz und Gefahren des spektakulären Sports.

Stefan Galler

Wenn kommende Woche in Deer Valley/Park City (USA) die Freestyle-WM der alpinen Skifahrer über die Bühne geht, sind auch einige Freeskier, sozusagen die Extremsportler unter den Freestylern, mit dabei. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat in Aussicht gestellt, bei den nächsten Winterspielen 2014 in Sotchi die Disziplin Slopestyle mit ins Programm zu nehmen, Grundvoraussetzung dafür ist jedoch eine erfolgreiche Weltmeisterschaft. Einer, der genau das im Fokus hat, ist der Waldperlacher Benedikt Mayr. Der 21-Jährige wurde 2010 bereits zum zweiten Mal nach 2008 zum "Freeskier of the Year" im gesamten deutschsprachigen Raum gewählt. Zudem kürte ihn die Jury beim International Freeski Film Festival im französischen Annecy erstmals sogar zum European Rider of the Year.

Benedikt Mayr: "Man muss sich eben perfekt vorbereiten, damit einem nichts passiert." (Foto: www.redbull-photofiles.com)

Herr Mayr, wieso sind Sie Freeskier geworden? War Ihnen das normale Wedeln zu langweilig?

Ich bin in den Bergen groß geworden, mein Vater ist Österreicher, wir haben eine kleine Hütte im Zillertal, da kam ich frühzeitig in den Skiclub. Und weil ich schon als Kind immer springen wollte, bin ich bald beim Freestyle gelandet. Als ich mir dann mit 16 Jahren beim Buckelpistenfahren das Kreuzband gerissen habe, dachte ich mir: Das kann für die Knie nicht so gut sein. Dann bin ich zum Freeskiing gewechselt.

Jetzt müssen Sie uns schon mal den Unterschied zwischen Freestyle und Freeski erklären...

Im Unterschied zum Freestyle geht es bei uns Freeskiern um ein einfaches Motto: Man kann alles machen, was man will. Es gibt also weniger Normen als beim Freestyle. Die vier Hauptdisziplinen im Freeskiing sind Halfpipe, Big Air, also Sprünge von einer großen Schanze, Free Riding - da fährt man ganze Berge runter -, sowie Slopestyle, wo man seine Tricks auf Rails macht. Das ist vergleichbar mit dem Fahren auf Treppengeländern.

Und bewertet wird man von Punkterichtern?

So ist es. Die Kriterien sind Technik, Style und die "Amplitude", also Höhe und Weite des Sprungs. Beim Free Riding sitzen die Punkterichter mit Ferngläsern im Tal und bewerten uns.

Haben Sie denn keine Angst, wenn sie Treppengeländer runterfahren oder über riesige Schanzen in die freie Landschaft springen?

Selbstverständlich habe ich Angst. Unser Sport entwickelt sich immer weiter, die Schanzen werden immer größer und damit auch die Gefahr. Aber man muss sich eben perfekt vorbereiten, damit einem nichts passiert.

Können in diesem Sport vergleichbare Verletzungen vorkommen wie im alpinen Abfahrtslauf?

Der 21-Jährige wurde 2010 bereits zum zweiten Mal nach 2008 zum "Freeskier of the Year" im gesamten deutschsprachigen Raum gewählt. (Foto: www.redbull-photofiles.com)

Einer meiner besten Freunde, ein finnischer Freeskier, lag nach einem schweren Sturz drei Monate lang im Koma und ist seither gelähmt.

Um so wichtiger ist das Training. Wie läuft eine Saisonvorbereitung ab?

Ich überlege mir im Sommer die Tricks, die ich machen will. Die übe ich erst mal auf dem Trampolin, danach auf einer Wasserschanze. Und wenn ich sie schließlich beherrsche, gehe ich damit in den Schnee.

Dazu muss man vermutlich körperlich topfit sein.

Wenn ich nicht in den Bergen trainiere, bin ich täglich vier bis fünf Stunden im Fitnessstudio.

Das heißt, Sie sind Profisportler.

Absolut. Im Sommer mache ich im Abendgymnasium in Innsbruck mein Abi, aber im Winter hätte ich dazu keine Zeit.

Gibt es denn so viele Wettkämpfe?

Das nicht, aber im Freeskiing existieren sozusagen zwei Welten: Die eine sind die Contests, also die Wettkämpfe. Und die andere, das sind die Filme. Es gibt drei große Produktionsfirmen in Europa und sechs in den USA. Die machen Filme wie früher die von Willy Bogner, nur im neuen Style. Ich habe mit meinen besten Kumpels, dem Engländer Paddy Graham und den Bayern Tobi Reindl und Thomas Hlawitschka mittlerweile eine eigene Videoproduktion gegründet. Wir zeigen die Filme auf unsere Webseite www.legsofsteel.eu. Der erste Clip wurde 60.000 Mal angeklickt.

© SZ vom 29.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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