FC Unterföhring:Immer neue Rätsel

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Hohe A-Note: Leonard Mayer beweist seine gute Schusstechnik. Für eine bessere Platzierung reicht das nicht – der FC verharrt auf dem vorletzten Platz. (Foto: Claus Schunk)

Der Regionalliga-Absteiger unterliegt dem TSV Rain deutlich und läuft Gefahr, im Tabellenkeller stecken zu bleiben.

Von Niccolo Schmitter, Unterföhring

Peter Faber brüllte. Er brüllte etwas, was man von Fußballtrainern allgemein eher selten und oberhalb der D-Jugend eigentlich gar nicht mehr zu hören bekommt, nämlich den hilfreichen Hinweis: "Da ist doch der Ball!" In aller Regel wissen Mannschaften ja selbst, wo auf dem Rasen sich ihr Spielgerät gerade befindet, zumindest so ungefähr. Weil das für seinen FC Unterföhring in dieser Szene nicht galt, schickte Faber noch ein wütendes "Kruzifix!" hinterher. Es sollte nicht sein einziger Fluch an diesem Tag bleiben.

In jener 44. Minute hatte Marko Cosic für die Gäste vom TSV Rain einen Freistoß aus etwa 20 Metern in die Unterföhringer Mauer geschlagen, der Ball flog in hohem Bogen auf die rechte Außenbahn, Cosic sah es und spurtete direkt hinterher. Die Föhringer dagegen verharrten und suchten Himmel und Erde nach dem verlorenen Flugobjekt ab. Keiner entdeckte es - außer Peter Faber natürlich. Es war eine symptomatische Szene für den mal wieder glücklos agierenden FC Unterföhring.

Am zwölften Spieltag der Bayernliga Süd verlor der Absteiger aus der Regionalliga 1:4 (1:1) gegen die Gäste aus Rain, mit sieben Punkten verharrt er weiterhin auf dem 16. Tabellenplatz. Es war das Resultat einer "mehr als durchwachsenen Leistung" (Faber), aber auch einer Mannschaft, die derzeit einfach mehr Pech als Glück hat. Rain war zunächst besser im Spiel, presste hoch und schob sehr gut nach. Unterföhring verfiel schnell in Hektik, an einen geordneten Spielaufbau war so nicht zu denken. Angesichts der klug anlaufenden Rainer schlugen die Verteidiger viele weite Bälle nach außen. "Flach spielen!", forderte Faber ein ums andere Mal von der Seitenlinie, auch das gerne garniert mit einem "Kruzifix!".

Unterföhring wählte eine ähnliche Defensivtaktik, machte es aber nicht so gut wie die Gäste. Die beiden Viererketten standen oft zu weit auseinander, die Kompaktheit fehlte. Das Ergebnis waren Räume für die Gäste, gleich zweimal kam Rain in der Anfangsphase gefährlich in den gegnerischen Strafraum (8., 12.). In der 23. Minute setzte Johannes Müller für Rain einen aus dem Strafraum geköpfelten Ball aus 18 Metern per Dropkick unter die Latte. Der Gegentreffer war offenbar der Weckruf, den die Gastgeber gebraucht hatte. Plötzlich spielten sie zielstrebig nach vorne. Das Resultat: Der Ausgleich durch Alpay Özgül (29.), der nach einem schönen Solo Kevin Maschke im Tor mit der Pike überwand. Bis zur Pause war die Partie ausgeglichen, alles schien möglich.

Wie zum Beispiel ein Blitztreffer Sekunden nach Wiederanpfiff. Maschke schlug den Ball nach vorne, rechts entwischte Maximilian Käser seinem Bewacher und spitzelte die Kugel am Strafraumrand am herausstürmenden Torwart Marko Negic vorbei (46.). Begleitet von kollektiver Ungläubigkeit kullerte das Spielgerät Richtung Tor. Das sei eine Konzentrationssache, konstatierte Faber anschließend: "Aber wenn ich ehrlich bin, ist mir das auch ein Rätsel." In der Halbzeit hätten sie sich noch vorgenommen, kompakter zu stehen und offensiver zu spielen, Faber wechselte dafür sogar zwei Neue ein.

Das rasche 1:2 schüttelte die Föhringer Elf merklich durch, erweckte der Gegentreffer doch leidige Erinnerungen an den vorherigen Spieltag. Beim FC Sonthofen hatte die Faber-Elf zur Pause noch 2:1 geführt, kassierte in der 47. Minute jedoch den Ausgleich und verlor 2:4. "Wenn die Mannschaft einen Gegentreffer gleich zum Start der zweiten Hälfte kassiert, bricht sie wirklich halb auseinander, daran müssen wir arbeiten", sagte Faber. Kurz darauf erhöhte Käser per Nachschuss aus kurzer Distanz auf 3:1 (56.), in der 70. Minute machte er seinen Hattrick perfekt.

Gelaufen war das Spiel aber schon in der 63. Minute, als Luka Coporda seinen Gegenspieler mit offener Sohle umtrat und Rot sah. Keine fünf Minuten zuvor war Coporda auf fast identische Weise von Maximilian Bär gefoult worden, doch der sah nur Gelb. Eine dieser Unterföhringer Glücklosigkeiten.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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