FC Ismaning:Er kann auch von weiter weg

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Strafraumstürmer Mijo Stijepic sichert dem FC Ismaning den Sieg gegen Unterhaching II - mit einem späten Treffer aus 25 Metern.

Florian Haas

Stadionmagazine sind eine feine Sache. Vor allem, wenn sie derart informativ sind wie das aktuelle Heft des FC Ismaning. Dort entdeckt man die Anzeige einer Entsorgungsfirma mit dem schönen Namen Steinbeißer, hier liest man vom Saisonziel der D3-Jugend, und vorne gibt es alles Wichtige zur Bayernliga. Derbys gegen die SpVgg Unterhaching II seien stets spannend und attraktiv gewesen, steht da, "auch wenn wir oft das unglücklichere Ende auf unserer Seite hatten".

"Der Sieg wird uns Auftrieb geben": Der Strafraumstürmer Mijo Stijepic sichert dem FC Ismaning den Sieg gegen Unterhaching II. (Foto: lkn)

Stimmt. In der vergangenen Saison verlor der FC Ismaning zwei sehr ansehnliche Spiele. Doch schon der letzte Spieltag jener Runde deutete etwas an. Denn da schnappte Ismaning im Fernduell Haching den zweiten Platz weg. Nun glückte im direkten Treffen der ersehnte Erfolg. In einer temporeichen, taktisch hochklassigen und teils spektakulären Partie siegte der Titelfavorit gegen den bisherigen Tabellenzweiten mit 3:2 (0:1). Trotz zweimaligen Rückstandes. Trotz starker Hachinger Leistung. Und wegen Mijo Stijepic. Der FCI-Torjäger hatte in der 89. Minute den Ball aus 25 Metern gefühlvoll ins rechte obere Eck gesetzt. Stijepic! Der Knipser! Aus 25 Metern! Seine Mitspieler begruben ihren Stürmer fast unter sich ob der Überraschung, und Trainer Frank Schmöller stellte eine gute Flasche Wein in Aussicht: "Ich war mir nicht sicher, dass er von außerhalb des Strafraums Tore schießen kann."

Deutinger sah aus, als könnte er ein entspannendes Gläschen besser gebrauchen als der profilveränderte Stijepic ("Der Sieg wird uns Auftrieb geben"), dessen Laune auch nüchtern so gut war wie die eines Winzers nach der Jahrhunderternte. Schade sei es, fand Deutinger. Seine Elf habe super begonnen, lange alle Vorgaben umgesetzt, auf nassem Rasen viel Aufwand betrieben. "Man hat aber gesehen: Meine Mannschaft ist etwas grün hinter den Ohren." Mit dem 2:2 wäre er zufrieden gewesen, aber: "Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Großbardorf sind wir jetzt die Traurigen."

Zunächst spielte Haching so wie fast immer gegen Ismaning: gut, sehr gut. Mit großem Einsatz, klugem Stellungsspiel, frühem Pressing. Die Mittelfeldzentrale um Markus Schwabl und Yasin Yilmaz stand stabil, ebenso die Viererkette. Ismaning fand nicht in die Zweikämpfe und erst recht nicht den Weg in die Spitze, weil Schmöllers 4:3:3-System von den Flügelleuten Uli Fries und Fabian Negele als 4:5:1-Konzept interpretiert wurde und Stijepic vorne vereinsamte. Die Folge: Schmöller sprang in den Minuten drei, 30 und 42 verärgert von seinem Stuhl auf, während Deutinger gelassen den Seinen beim Powerfußball zusah. Sebastian Mützel schoss aus 25 Metern über das Tor (25.), Yilmaz aus gleicher Distanz ins Netz. Fries hatte eine Flanke in die Mitte geklärt, direkt vor die Füße des Hachinger Kapitäns, der seinen Ruf als guter Fernschütze mit straffem Schuss ins rechte untere Eck untermauerte (0:1/38.).

Schmöller reagierte richtig. Er brachte Florian Niederlechner für Fries und verschrieb der gesamten Elf einen Mentalitätswechsel. "Wir waren zu leblos für ein Derby. Ich habe in der Kabine gesagt: 'Heute schlägt uns Haching nicht. Heute stoßen wir den Bock um.'" Ismaning war fortan präsent und zusehends besser als Haching. Joker Niederlechner prüfte per Volley SpVgg-Keeper Korbinian Müller (51.), und müllerte dann nach Stijepic-Pass aus drei Metern das 1:1 (62.).

Dass Lennart Hasenbeck nach Stefan Alschingers Flanke die erneute Haching-Führung köpfte, war zu dem Zeitpunkt kurios (1:2/68.). Dass Mützel im eigenen Strafraum den Ball verlor und Niederlechner legte, war unerklärlich - wohl auch für Thomas Bachinger, der den Strafstoß zum 2:2 verwandelte (75.). Nachdem Schmöller zum etwa 300. Mal das Klischee von den angeblich kühlen Norddeutschen widerlegt und nach dem 3:2 heiser jubelnd gut 30 Leute abgeklatscht hatte, benannte er die drei Siegzutaten. "Ein Schuss Glück, eine Portion Überzeugung, der Glaube bis zuletzt." Man habe endlich zur Spitze aufgeschlossen. "Klar waren die Spieler nervös. Jedem war klar: Wenn wir nicht gewinnen, versinken wir im Niemandsland." Er lobte das Niveau der Partie. Deutinger sprach von einem "sehr, sehr guten Bayernliga-Spiel", ehe er den Wagen vorfahren ließ. Die Heimreise war kurz. 23 Kilometer. Steht im FCI-Magazin.

© SZ vom 06.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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