Deutsche Eishockey Liga:Übel mitgespielt

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Hopp oder top: Nach dem 3:0 gegen Wolfsburg, dem dritten Sieg im dritten Duell, geht der EHC München am Sonntag bei den Eisbären Berlin 0:5 unter

Von Christian Bernhard, Berlin/München

Sonderzugfahrten sind für Eishockey-Fans etwas Besonderes, weshalb sich am Sonntag etwa 400 Anhänger des EHC München um 5 Uhr morgens auf den Weg nach Berlin gemacht haben. Bei den EHC-Fans beschränkt sich der Spaß allerdings auf die Fahrt an sich, wie es scheint. Nach dem 0:3 in Mannheim vor ziemlich genau einem Jahr endete die diesjährige Bahnfahrt noch ernüchternder - die Sonderzugreisen vergönnen den Münchnern nicht einmal Tore, geschweige denn Punkte. Für den EHC war das 0:5 (0:1, 0:2, 0:2) bei den von Uwe Krupp trainierten Berliner Eisbären die vierte Auswärtsniederlage in Serie, die Hauptstädter hingegen feierten vor 14 200 Zuschauern und ausverkauftem Haus den sechsten Heimerfolg nacheinander.

Der EHC war auch in Berlin mit nur 16 Feldspielern (fünf Verteidiger) angetreten, insgesamt zehn Profis fehlten weiterhin verletzt oder sind noch nicht von der U20-Weltmeisterschaft aus Kanada zurückgekehrt. Im Tor stand abermals Florian Hardy, der am Freitag beim 3:0 gegen Wolfsburg seinen dritten Shutout der Saison gefeiert hatte. Der französische Nationalkeeper stand nach einem Fehlpass von Matt Smaby bereits nach acht Sekunden im Mittelpunkt, als er zweimal den sehr frühen Rückstand verhinderte. Es folgten fünf ordentlich Minuten der Münchner, die danach allerdings den Faden verloren. Die Fehler im Aufbauspiel häuften sich, die Berliner diktierten von da an das Geschehen. In der neunten Minute rettete Hardy seine Mannschaft noch mit einer Glanzparade gegen den völlig frei vor ihm stehenden Nationalspieler Marcel Noebels, doch vier Minuten später war auch der Franzose machtlos: Erneut Noebels hatte von der Blauen Linie abgezogen, James Sharrow fälschte die Scheibe zum 1:0 für Berlin ab. Die Führung der Eisbären, die auch gegen Ende des Auftaktdrittels die aktivere und gefährlichere Mannschaft waren, war völlig verdient, der EHC, der nur mickrige fünf Torschüsse abgab, musste froh sein, mit nur einem Tor Rückstand in die erste Drittelpause zu gehen.

Auch im Mitteldrittel konnte sich der EHC lange Zeit einzig und allein auf Hardy verlassen, stellvertretend für seine zahlreichen Paraden waren jene in Minute 27, als er gegen Petr Pohl, Antti Miettinen und Florian Busch gleich dreimal in einer Szene Sieger blieb. Die Münchner Feldspieler enttäuschten hingegen weiterhin, passend dazu fing Frank Hördler bei Berliner Unterzahl einen Pass ab und tunnelte Hardy zum 2:0 (32.). Der zweite Gegentreffer zeigte Wirkung, Pohl (37.), Casey Borer (45.) und Darin Olver (57.) schraubten das Ergebnis in die Höhe und bescherten Münchens Trainer Don Jackson einen traurigen Nachmittag an seiner alten Wirkungsstätte.

Berlins Barry Tallackson (rot) versperrt Florian Hardy im Tor die Sicht, Jimmy Sharrows Schuss rauscht zum 1:0 für die Eisbären ins Münchner Netz. (Foto: Imago)

Beim 3:0 am Freitag gegen die Grizzly Adams Wolfsburg war noch das Münchner Unterzahlspiel der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Die Niedersachsen waren mit 46 Powerplay-Toren und einer Erfolgsquote von 26 Prozent im Gepäck angereist - beides mit Abstand Ligaspitze. Doch der EHC fand bereits zum dritten Mal in dieser Saison ein Gegenmittel: Wie schon bei den ersten beiden Duellen (5:1 und 6:0, jeweils auswärts) blieb das Jackson-Team gegen Wolfsburg ohne Gegentreffer in Unterzahl. Torhüter Florian Hardy, der erstmals seit dem 18. Dezember wieder das EHC-Gehäuse hütete, durfte sich zum dritten Mal in dieser Saison über ein Spiel ohne Gegentor freuen, zwei davon gelangen ihm gegen Wolfsburg. Jackson freute sich neben dem starken Unterzahlspiel ("ein Schlüssel zum Erfolg") und Hardys Leistung ("Er hat den Unterschied gemacht") über die "hart erarbeiteten" Tore seiner Mannschaft. Besonders das 1:0 von Toni Ritter hatte ihm sehr gefallen. Es sei ein "spezielles" Tor gewesen, betonte er, da Thomas Holzmann dem Wolfsburger Torhüter Felix Brückmann auf "perfekte Art und Weise" die Sicht genommen hatte.

Weiter geht es für den gebeutelten EHC bereits am Dienstag mit dem neunten Spiel innerhalb von 20 Tagen; dann gastieren die Schwenninger Wild Wings in der Münchner Olympia-Eishalle (16.30 Uhr). Gegen die Schwarzwälder, die ihre letzten acht Auswärtsspiele verloren und dabei nur einmal mehr als ein Tor erzielt haben, hat der EHC beide Duelle in dieser Saison gewonnen, zu Hause sogar 7:0. Die enttäuschten Sonderzugfahrer unter den EHC-Fans könnten gegen den Tabellenvorletzten also auf ihre Kosten kommen.

© SZ vom 05.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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