Boxer Denis Simcic:Der Spartiat und die Weinkönigin

Lesezeit: 2 min

Entbehrungen eines Profiboxers: Denis Simcic ist in Slowenien eine Attraktion - in Deutschland kämpft er um seine Chance.

Benedikt Warmbrunn

Der Empfang mit der Weinkönigin: Schon klar, das ist eine alte Masche und irgendwie provinziell. Aber als die Weinkönigin von Biljana Denis Simcic angelächelt hat, da wusste er, dass es so weit ist: Die große, weite Welt kann von ihm erobert werden. Simcic war mit seiner Mutter von München aus in den Heimatort seiner Eltern nach Slowenien gefahren, dort wurde er empfangen von 50 Fans, einem riesigen Spruchband, einem Motorrad-Klub und einem Cabrio mit eben jener Weinkönigin.

Denis Simcic hofft auf eine kurze Zusammenfassung seines Kampfes im Fernsehen. Boxt er in Slowenien, wird live übertragen. (Foto: privat)

Es folgte ein Empfang beim Bürgermeister und eine Grillparty bei Simcic' im Garten, es war Sommer, und es wurde eine lange Nacht. "Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich sagen kann: Es läuft", sagt der Slowene, der nicht nur in Biljana eine große Nummer ist: Simcic ist zurzeit Münchens erfolgreichster Profiboxer.

Die Geschichte von Denis Simcic erzählt viel von den Entbehrungen eines Profiboxers. Sie erzählt aber auch davon, wie schnell es plötzlich gehen kann. An diesem Samstag boxt Simcic, 29, in Dresden gegen den Tschechen Jindrich Velecky; in einem der Hauptkämpfe tritt die Münchner Kickboxerin Christine Theiss an, Simcic verteidigt im Rahmenprogramm seinen WBF International Title. Es ist ein kleiner Titel, aber für Simcic ist es ja auch nur eine Etappe auf dem Weg nach ganz oben: zum WM-Gürtel. "Alles, was im Halbschwergewicht rumläuft, will ich schlagen", sagt er.

Der Kampf gegen Velecky ist für Simcic der zweite als Boxer des Magdeburger SES-Profistalls, und es ist dieses Engagement, das ihn so euphorisch über seine aktuelle Situation und seine Zukunftsaussichten sprechen lässt. Seit 2003 ist er Profi. Er hat in diesen Jahren erfahren, wie sehr dieser Sport eine Plackerei sein kann, wenn einen kein großer Boxstall fördert. Simcic boxte für viele verschiedene Promoter, es ist eine unübersichtliche Aufzählung, immer wieder musste er sich anbieten, immer wieder um eine Chance betteln.

Als er noch für einen kleinen Münchner Promoter boxte, musste er am Wochenende Taxi fahren, um Geld zu verdienen. "Diese Wege haben mich gestärkt, ich weiß, wo ich aufpassen muss", sagt Simcic heute. Ulf Steinforth, sein Promoter sagt: "Denis ist motiviert bis in die Haarspitzen. Es ist seine letzte Chance - und solche Leute gewinnen meistens die wichtigen Kämpfe." Die wichtigsten Kämpfe, das sind auch für Steinforth WM-Kämpfe. Im nächsten Jahr plant er für Simcic aber erst einmal einen EM-Kampf.

Was den Boxer für Steinforth neben seinem Talent interessant macht, sind seine slowenischen Wurzeln. SES will in Slowenien das Profiboxen etablieren, in Jan Zavek hat Steinforth dort bereits eine kleine Berühmtheit unter Vertrag. Zavek ist 34 Jahre alt. Nach seinem Karriereende soll ihm Simcic folgen. So ist der Plan. Zwei Mal hat Simcic schon in Slowenien geboxt, seine Kämpfe wurden live im Fernsehen übertragen.

Zur besseren Vermarktung haben sie ihm inzwischen einen Kampfnamen gegeben, er ist "Der Spartiat", seine Kämpfe bezeichnet Simcic als "Schlachten, die du nicht vergisst". Als er eine Zeit lang für den Berliner Wiking-Stall geboxt hat, legten seine Trainer viel Wert auf die Schlaghärte, in Magdeburg, wo Simcic in den Wochen vor einem Kampf trainiert, loben sie besonders seine Technik. "Er ist ein sehr exakter Boxer", sagt Steinforth.

Am späten Samstagabend wird von seinem Kampf möglicherweise eine Zusammenfassung auf Sat 1 gezeigt, das würde seine Bekanntheit in Deutschland schlagartig steigern. Ob er glaube, dass er hierzulande einmal als Hauptkämpfer zu sehen sein wird? Simcic zögert keine Sekunde: "Das ist realistisch." Man soll ihn nicht vergessen.

© SZ vom 20.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: