Billard:Die Revolution geht weiter

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Die jüngsten sportlichen Erfolge bestärken den BSV Dachau im Zwist mit der der Deutschen Billard Union

Von Ralf Tögel, Dachau

Andreas Huber ist alles andere als ein bequemer Zeitgenosse. Wenn es um Poolbillard geht, ist Huber ein Besessener, er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, diesen Sport vom Mief der Kneipenhinterzimmer zu befreien. Dafür tut er alles, dabei kann es ihm nicht schnell genug gehen. Die Deutsche Billard Union (DBU) weiß das. Huber sieht Poolbillard als "Hochleistungssport", mehr als zehn Jahre hat der 45-Jährige als Bundestrainer und Vizepräsident des Bayerischen Pool-Billard-Verbandes um Anerkennung gekämpft, nicht zuletzt in den eigenen Reihen. Jetzt sagt er: "Ich bin lange genug gegen Windmühlen angelaufen. Ich bin raus."

Das hat in erster Linie mit Michael John zu tun, dem DBU-Präsidenten. Es geht um die Ausrichtung des Verbands. In Hubers Augen fehlt John der sportliche Einblick. Der Streit eskalierte, eine weitere Zusammenarbeit scheint unmöglich. Bundestrainer ist Huber bereits seit Jahresbeginn nicht mehr, Ende August trat er als Vizepräsident des bayerischen Landesverbands zurück. "Rückkehr ausgeschlossen", sagt er.

Er hat auch so genug zu tun, allein mit dem BSV Dachau, dessen Präsident und Cheftrainer Huber ist. Und dort gibt es Grund zur Freude. Gerade hat der BSV einen unerwarteten Erfolg feiern dürfen. Christian Dingler wurde am Wochenende deutscher Meister der Senioren im 10-Ball, der erste große Titel für den 42-Jährigen, für das "echte Dachauer Urgestein", wie Huber sagt: "Es ist sein erster großer Titel seit 30 Jahren." Umso größer ist seine Freude. Dinglers Erfolg blieb der einzige für Dachau , was auch daran liegen mag, dass Ralf Souquet fehlte. Der mehrmalige Welt- und Europameister war bei den All Japan Open. Immerhin gab es noch zwei Bronzemedaillen: Johannes Halbinger wurde im 14/1 Dritter. Nicht nur Huber prophezeit dem 20-Jährigen eine rosige Zukunft. Besonders freute Huber indes die Bronzemedaille für Manuel Ederer.

Nach einem Jahr Pause hat sich Manuel Ederer zurückgemeldet, mit Bronze bei der deutschen Meisterschaft. (Foto: J. Simon)

Als Huber noch Bundestrainer war, prophezeite er, Ederer sei der kommende Poolspieler. Huber formte das Talent zum Jugendweltmeister, er bezeichnet Ederer gerne als seinen Ziehsohn. Auch der 21-Jährige ist kein einfacher Charakter, eckte immer wieder im Verband an, wurde bestraft. Private Rückschläge taten ein Übriges, Ederer hörte mit dem Billard auf.

Jetzt ist er weder da, nach einem Jahr Pause. Ederer ist in das Geschäft seines Vaters eingestiegen, der mehrere Billard-Cafés betreibt. "Es scheint, als ob er sich ganz gut im Griff hat", sagt Huber. Ederer sei "ein bisschen geläutert". Doch der Weg zurück an die Spitze ist schwer: "Es ist schon ein Unterschied, sich als unbelasteter Jungstar im Alter von 13 bis 19 in die Weltspitze zu schießen", so Huber, "oder nach so einer Pause zurückzukommen, wenn alle große Dinge von dir erwarten." Ederer galt als besonders nervenstark, extrem belastbar, stressresistent, "das ist alles erst mal weg". Huber traut seinem Zögling die Rückkehr zu, bald soll er wieder ins Bundesligateam eingebaut werden. Auch Dominik Jentsch soll im Januar ins Team zurückkehren, der Europameister hat sich zuletzt auf seine berufliche Karriere konzentriert. "Dann sind die Probleme mit den deutschen Spielern gelöst", glaubt Huber, denn es läuft nicht rund für den BSV.

Das wiederum hat auch mit dem Verband zu tun. Die DBU hat vor dieser Saison die Ausnahmegenehmigung storniert, wonach drei Ausländer pro Team antreten durften. Deshalb darf Huber nur die Österreicher Mario He und Albin Ouschan einsetzen, auf den Spanier David Alcaide muss er verzichten. Huber vermutet eine Retourkutsche der DBU und prüft Rechtsmittel. "Das verstößt gegen EU-Recht", sagt Huber, klein beigeben kommt für ihn nicht infrage. Dann sagt er: "Wir arbeiten weiter an der Billard-Revolution, gegen verstaubte Funktionäre."

© SZ vom 26.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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