Basketball:Spontane Zusammenkünfte

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"Die Motivation ist kein Problem": Jahns Talena Fackler (vorne) und Jella Molz konnten gegen Mainz überzeugen. (Foto: Claus Schunk)

In einer Videoschalte haben die Frauen-Zweitligisten die DBBL GmbH von der verordneten Corona-Pause abgebracht. Auch Jahn München setzt nun den Spielbetrieb fort.

Von Karl-Wilhelm Goette, München

Die Partien vom vergangenen Wochenende kamen auf Zuruf zustande. Das klingt nicht unbedingt nach professionellem Sport, doch genau so lief es in der zweiten Basketball-Bundesliga Süd der Frauen. Es war ja überhaupt überraschend, dass plötzlich wieder gespielt wurde, auch in München, wo sich die TS Jahn am Samstag mit 71:61 gegen den ASC Mainz durchsetzte. Denn eigentlich hätte die Liga noch bis mindestens Mitte Februar pausieren sollen.

Sechs Wochen lang war die Zweitliga-Saison pandemiebedingt schon unterbrochen gewesen. Der Re-Start war zunächst für 9., dann für 16. Januar vorgesehen, kurz davor beschloss dann die Damen Basketball Bundesligen (DBBL) GmbH, die in Hagen/Westfalen angesiedelt ist, angesichts der aktuellen Inzidenzzahlen die Aussetzung des Spielbetriebes bis zum 15. Februar zu verlängern. Dann würden die Rahmenbedingungen neu bewertet, teilten die Ligaveranstalter mit.

Die Zweitliga-Klubs waren offenbar anderer Ansicht, zumal die erste Frauen-Bundesliga weitermachen durfte. Also wurden die Vereinsverantwortlichen und Trainer der Zweitligisten von DBBL-Geschäftsführer Philipp Reuner am 16. Januar zu einer Videokonferenz zusammengeschaltet. "Alle Trainer plädierten dabei für eine Fortsetzung der Zweitligasaison", berichtet Markus Klusemann, Coach der TS Jahn München.

Gemeinsames Ziel der Vereine ist es, wenigstens die Vorrunde abzuschließen

So kamen dann vier relativ spontane Begegnungen am vergangenen Wochenende zustande. "Unsere Spielleitung macht natürlich auch Vorschläge", versichert Reuner, dass die DBBL als Organisator durchaus noch mitwirke. Die Münchnerinnen bekamen Besuch vom ASC Mainz. Die Mannschaft des Trainerduos Klusemann und Petra Fackler zeigte sich gut in Form, verbuchte mit dem 71:61 ihren zweiten Saisonerfolg.

Ursprünglich hätte im Januar die Rückrunde begonnen, doch bisher kam keiner der zwölf Zweitligisten der Südstaffel über fünf Vorrundenspiele hinaus. Ludwigsburg hat in drei Monaten bis dato noch kein Spiel absolviert; zwei Begegnungen mussten die Schwaben kampflos abgeben. "Dort gibt es ein Hallenproblem", berichtet DBBL-Geschäftsführer Reuner, weil die Stadt offenbar die Sporthallen geschlossen halte. Jahn München kommt jetzt auf fünf Spiele. Elf benötigen die Klubs, um wenigstens die Vorrunde abzuschließen. "Das wollen wir zusammen hinbekommen", so Klusemann, das sei die Verabredung der Vereine gewesen.

Die Spielerinnen wissen, dass sie privilegiert sind: Alle unteren Ligen stehen weiterhin still

Jetzt gilt also wieder das Corona-Hygienekonzept für den "Profisport" vom vergangenen Herbst. 24 Stunden vor jeder Begegnung werden Teams und Trainer getestet. Ist niemand positiv, darf ohne Zuschauer gespielt werden. Die Tabelle führt Favorit Bad Homburg mit fünf Siegen an. Jahn liegt im Mittelfeld. Wie die Saison gewertet werden soll, steht noch nicht fest. "Das werden wir am Ende sehen", sagt Klusemann. Es könnte darauf hinauslaufen, dass es wie im März 2020, als die vergangene Spielzeit abgebrochen wurde, weder Auf- noch Absteiger geben wird. Reuner bezeichnet das als "schlimmsten Fall", den es unbedingt zu verhindern gelte. Wenn die komplette Hinrunde absolviert werden könne, wäre eine Wertung denkbar, lässt er durchblicken.

Die Basketballerinnen selbst wollen wettkampfmäßig spielen. Ständig trainieren ist schön und gut, aber ein Ligaspiel kann das nicht ersetzen. "Die Motivation ist kein Problem", bestätigt Jahn-Trainer Klusemann. Die Spielerinnen wüssten, "dass sie privilegiert sind", da alle Ligen unter ihnen seit Monaten stillstehen. Auch am kommenden Samstag soll in der vereinseigenen Jahnhalle ein Punktspiel ausgetragen werden, Gegner sind die Rhein-Main-Baskets aus Hessen, die in der Tabelle bisher vor München rangieren. Auf dem Youtube-Kanal der TS Jahn wird das Spiel ab 16 Uhr für die Fans zu Hause zu sehen sein.

Das Trainerteam Klusemann und Fackler ist davon überzeugt, dass seine junge Formation mit einem Durchschnittsalter eher unter 20 Jahren nach mäßigem Saisonstart mit drei Niederlagen inzwischen ein höheres Leistungslevel erreicht hat, besonders bei der "Intensität in der Verteidigung", sagt Klusemann. Auch in der Offensive klappt es immer besser. Gegen Mainz punkteten neben Theresa Spatzier (26) auch Jella Molz (13), Olivia Borsutzki (12) und Talena Fackler (11) zweistellig.

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