Basketball:Paket aus München

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Meister FC Bayern steckt das Pokal-Aus in Berlin problemlos weg und bestätigt in Bayreuth seine gute Verfassung.

Von C. Leischwitz, R. Tögel, Bayreuth/München

Michael Koch ließ sich Zeit. Der Trainer der Bayreuther Basketballer erschien einige Minuten nach Svetislav Pesic zur Pressekonferenz, was dem Kollegen des FC Bayern genug Zeit gab, erst einmal in aller Ruhe ein prickelndes Kaltgetränk einer sehr bekannten amerikanischen Marke zu trinken und das Statistik-Blatt dieses Auswärtsspiels genau zu studieren. Als er dann das Mikrofon in die Hand bekam, begann er sehr langsam zu sprechen, die Zahlenreihen vor ihm schienen Pesic abzulenken: "Es gibt immer mehr als einen Grund, warum man ein Basketballspiel gewinnt", begann er.

Dann gewann sein Vortrag schnell an Fahrt - und nahm einen für seine Verhältnisse ungewöhnlichen Verlauf: "Wir haben eine sehr gute Defense gespielt. Und wenn in der Abwehr die richtige Spannung herrscht, dann entwickelt sich auch die Offense. Unsere Leistung heute war ein komplettes Paket." Der 65-jährige lobte sein Team ohne Einschränkung, angesichts dieser letzten fünf Spielminuten in der Oberfrankenhalle zumindest nicht alltäglich, gilt dem Trainer doch nachlassender Eifer als Wurzel allen basketballerischen Übels.

Auch das Ausscheiden im Pokal beim ungeliebten Kontrahenten Alba Berlin nur drei Tage zuvor schien vergessen, zumal die Hauptstädter diese Anstrengung teuer bezahlt hatten: Nach einer unterirdischen Leistung unterlag der Pokalsieger 55:67 in Ludwigsburg und verlor die Tabellenführung an Bamberg. Dahinter lauern die punktgleichen Münchner auf weitere Ausrutscher der Konkurrenz, was gerade bei Alba nicht unwahrscheinlich erscheint. Denn Berlin hat weiterhin die Zusatzbelastung der Euroleague in den Knochen.

Pesic hat stets betont, wie wichtig der erste Platz nach der Bundesliga-Hauptrunde ist. Der bedeutet in den Playoffs, die im Modus Best of five gespielt werden, den Heimvorteil in einem möglichen fünften Spiel. Keine Kleinigkeit, wie die Bayern zuletzt bei Alba erfahren mussten, als es den Berlinern gelang, das Pokalviertelfinale dank des frenetischen Publikums gegen überlegene Gäste noch zu drehen. Vor nicht einmal zwei Wochen hatte der Bayern-Trainer noch geklagt, dass sein Team es nicht mehr in der eigenen Hand habe, Hauptrunden-Erster zu werden. Das hat sich geändert, Bamberg ist zwar zwei Zähler besser, doch sowohl die Franken als auch Berlin müssen noch nach München.

Großer Trainer unter noch größeren Männern: Svetislav Pesic (2. von rechts) wird wohl für weitere zwei Jahre den Basketballern des FC Bayern vorstehen. (Foto: Eibner/Imago)

Es wird noch einiges passieren, ehe die Teams Anfang Mai in die finale Meisterschaftsphase einbiegen, doch derzeit hinterlässt der Meister den besten Eindruck in der Liga. Natürlich hatte der Perfektionist Pesic auch in Bayreuth mit seinen Spielern gehadert, vor allem Mitte des zweiten Viertels hatten sich die Bayern eine kleine Schwächephase geleistet. Doch insgesamt hätten seine Spieler die "Herausforderung" angenommen, gegen die neu formierten Bayreuther konzentriert zu arbeiten: Die Mannschaft mit den beiden neuen Guards Je'Kel Foster und Jason Brickman habe sich "irgendwo gefunden", wie Pesic bemerkte. Aber eben nicht gegen seine Bayern. "Foster hatte in der ersten Halbzeit zehn Punkte, in der zweiten nur noch drei", sagte Heiko Schaffartzik nach dem Spiel, ohne es zu versäumen, ausgiebig seine Mitspieler zu loben. Unter dem Korb habe man in Javon McCrea einen der besten Center der Bundesliga nicht zur Entfaltung kommen lassen, gerade das Spiel unter den Brettern funktioniert im Münchner Spiel seit Wochen sehr gut.

Pesic erachtet die Defensivarbeit bekanntlich als stilprägend, das Spiel nach vorne bereitet ihm angesichts seiner talentierten Akteure selten Kopfzerbrechen. In Bayreuth allerdings befeuerte die Offensive anfangs das Bayern-Spiel, namentlich Dusko Savanovic, der zwölf seiner 16 Punkte in den ersten dreieinhalb Minuten erzielte. Savanovic indes blieb einmal mehr bescheiden, der Euroleague-erfahrene Spieler bezeichnete seinen richtungsweisenden Lauf als Zufall. "Es hat sich einfach so entwickelt, dass ich die Punkte mache", erklärte der Serbe seine imposanten Anfangsminuten. Angenehmer Nebeneffekt: Die Stimmung in der berüchtigt lauten Halle wurde sogleich spürbar gedimmt.

Die Belastung der Münchner wird überschaubarer, der Eurocup geht Anfang März in die K.o.-Phase, der Pokal ist perdu. Zum nächsten Heimspiel gegen Trier (Samstag, 18.30 Uhr) hat der Meister ungewöhnliche sechs Tage Vorbereitungszeit. Zeit, die Pesic nutzen wird, weitere Gründe zu finden, um ein Spiel zu gewinnen.

© SZ vom 24.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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