Basketball-Bundesliga:Roter Rausch in rosa Halle

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Der FC Bayern macht das Auswärtsspiel in Tübingen zum Heimspiel und gewinnt 117:80

Von Matthias Schmid, Tübingen

Nihad Djedovic war schon eher nach Tübingen gekommen, aber anders, als es seinem Trainer Svetislav Pesic lieb sein konnte. Der Flügelspieler des FC Bayern lag am Donnerstag in der Universitätsstadt am Neckar auf dem Operationstisch der BG-Klinik, die Ärzte flickten seinen Ellbogen zusammen, den er sich im Eurocup-Spiel in Dijon ausgerenkt hatte. Rund zehn Wochen wird der bisher erfolgreichste Werfer den Münchnern fehlen. Im Auswärtsspiel am Sonntag in der Basketball-Bundesliga bei den Walter Tiger Tübingen war seine Absenz allerdings weniger problematisch als sie es in den folgenden Wochen mit der Pokal-Partie in Berlin und mit dem Achtelfinale im Europokal mutmaßlich sein wird. Beim Drittletzten Tübingen gewannen die Bayern mühelos 117:80 (61:38) und festigten mit dem vierten Sieg nacheinander den dritten Platz in der Tabelle hinter Berlin und Bamberg.

Tübingen ist nicht gerade Münchens Lieblingsgegner in der Bundesliga. Zwei von drei Spielen hatten die Bayern in der Paul-Horn-Halle verloren, wo die Tribünen in ungewohntem Rosa gehalten sind. Erst in der vergangenen Saison, als die Münchner die Meisterschaft erringen konnten, gewannen sie das erste Mal. Am Sonntag zeigte sich schon nach fünf Minuten, dass sie diese Partie nicht verlieren sollten. Schnell führten sie 21:14. Zu dominant traten sie auf, zu konzentriert und zu wurfsicher, als dass die Tübinger sie hätten überraschen können. Pesic hatte vor der Partie auf deren Heimstärke hingewiesen. Doch die Tübinger mit drei ehemaligen Bayern-Spielern kamen überhaupt nicht dazu, ihren schnellen und aggressiven Basketball zu spielen.

Tigers-Trainer Igor Perovic hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen gegen den Meister, mit einer Zonenverteidigung wollte er John Bryant und Dusko Savanovic vom Brett halten. Doch es kam anders. Die Münchner trafen von außen, wie sie wollten. Paul Zipser, der für Djedovic in der Startformation stand, traf gleich mit dem ersten Versuch, es sollte nur der Anfang sein von einem denkwürdigen Viertel, in dem die Gäste zehn von 15 Würfen von jenseits der 6,75 Meter entfernten Linie im Korb versenkten. Auf solche Zahlen kommt eine Mannschaft normalerweise in einer ganzen Partie. Sieben Spieler trugen dazu bei, dass die Dreier-Quote am Ende des ersten Viertels herausragende 67 Prozent betrug, Zipser und Savanovic ragten dabei mit drei erfolgreichen Dreiern noch heraus. Die Tübinger konnten einem fast schon leidtun, so selbstverständlich verwandelten die Gäste ihre Würfe. Nach dem ersten Viertel führte München 35:20. Aber Mitleid ist im Basketball unangebracht. In den vergangenen Wochen hatten die Bayern hohe Vorsprünge des Öfteren verspielt. Zum Ärger von Pesic und Kapitän Bryce Taylor, der sich wünschte, "dass wir auch mal 35 Minuten konzentriert und auf einem hohen Level bleiben". Gegen Tübingen gelang das, es war ein Klassenunterschied, schon im dritten Viertel betrug der Vorsprung 29 Punkte, München machte das Auswärtsspiel zum Heimspiel.

Die wahren Gastgeber ließen sich trotzdem nicht entmutigen, sie verloren mit Würde und entscheiden zumindest das dritte Viertel (31:29) für sich. Zwei der drei ehemaligen Münchner durften spielen, Jonathan Wallace saß zum ersten Mal seit seiner Schulter-Operation wieder auf der Bank, Aleksandar Nadjfeji und Bogdan Radosavljevic fielen nicht weiter auf. Sie mussten vielmehr ertragen, dass sie zu Hause mehr als 100 Punkte kassierten. Heiko Schaffartzik blieb es vorbehalten, mit einem Dreier die schöne Grenze zu überschreiten. Am Ende hatten die Bayern 23 ihrer 34 Dreier verwandelt. Zipser traf sogar sechsmal bei sechs Versuchen und kam als bester FCB-Werfer auf 20 Zähler.

Djedovic war da schon wieder in München, am Sonntag durfte er die Klinik verlassen. Am Mittwoch werden höchstwahrscheinlich nicht so viele Punkte fallen, wenn die Bayern Bamberg zum letzten Gruppenspiel im Eurocup empfangen. Sportlich geht es um nichts mehr, beide Mannschaften stehen schon im Achtelfinale. Nihad Djedovic wird sich das Spiel ganz entspannt in der Halle ansehen.

© SZ vom 09.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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