Basketball:0,7 Sekunden vor Schluss

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Machte das Spiel gegen Schwabach durch ihre Punkte kurz vor Schluss noch einmal spannend: Jahn Münchens Jella Molz. (Foto: Claus Schunk)

Jahn Münchens Zweitligabasketballerinnen verlieren ihr Spiel gegen Schwabach in einem Herzschlagfinale - weil sie die beiden US-Profis der Gegnerinnen nicht in den Griff bekommen.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Knappe Ergebnisse sind im Basketball Standard. Auch plötzliche Wendungen in der sogenannten Crunchtime, also wenn das Spiel in die entscheidende Phase kommt. Eine 65:64-Führung, das wussten auch die Zweitliga-Basketballerinnen der TS Jahn München im Spiel gegen Metropol Baskets Schwabach, kann 13 Sekunden vor Schluss noch kippen. Schwabachs Trainer hatte in der Auszeit noch einmal heftig gestikulierend auf seine Spielerinnen eingeredet. Auf der anderen Seite malte Jahn-Coach Markus Klusemann seinen Akteurinnen auf einer bereits verschmierten Tafel auf, wie sie das verhindern sollten. Es nutzte nichts: 0,7 Sekunden vor der Schlusssirene markierte Nicole Metzel für Schwabach den Korb zum 66:65-Sieg.

Der Ablauf beim entscheidenden Treffer für die Gäste war vorhersehbar gewesen. "Ich bin entsetzt, dass es nicht funktioniert hat, das zu verteidigen", formulierte Jahn-Sprecher Armin Sperber am Mikrofon der Liveübertragung der Begegnung im Internet. Auch in den Schlusssekunden fand die Jahn-Formation kein Mittel gegen das Duo Kaela Hilaire und Nicole Metzel. Die kleine Spielmacherin Hilaire ließ sich trotz des 13-Sekunden-Drucks Zeit, den Ball dribbelnd in Korbnähe zu bringen, steckte dann erst in letzter Sekunde durch zu Metzel, die freistehend ins Ziel traf. Dieser Spielzug hatte sich während der Partie ständig wiederholt, ohne dass die Münchnerinnen dagegen wirkungsvoll einschreiten konnten. "Wir konnten vor allem Hilaire nicht stoppen, das ist nicht gelungen", resümierte Jahn-Coach Klusemann hinterher.

Hilaire und Metzel sind zwei US-amerikanische Profispielerinnen, und einmal mehr wurde deutlich, dass im deutschen Frauen-Basketball auf Zweitliganiveau zwei bezahlte Spielerinnen quasi alleine einen Gegner in Schach halten können. Die 23-jährige Hilaire, die in geduckter Haltung den Ball knapp über dem Parkett führt, und die 22 Jahre alte, 1,88 Meter große Centerin Metzel markierten zusammen das Gros der Schwabacher Punkte. Hilaire kam auf 16 und Metzel, die 40 Minuten durchspielte, auf 29 Zähler. Beide zeigten der jungen Jahn-Mannschaft ihre Grenzen auf. "Wir müssten kollektiv dagegenhalten", analysierte Kommentator Sperber richtig, "tun wir aber nicht." Er tippte spontan darauf, dass Hilaire und Metzel 90 Prozent der Schwabacher Punkte erzielten. So viele waren es nicht, aber immerhin 70 Prozent.

"Zu Saisonbeginn hätten wir das Spiel noch hoch verloren", sagt Jahn-Trainer Klusemann

Jahn München verzichtet aus finanziellen Gründen seit Jahren auf die Verpflichtung von Profispielerinnen, die vor allem aus Nordamerika in die beiden deutschen Frauen-Bundesligen strömen. Der Verein setzt auf seine eigene Nachwuchsarbeit und das mit einigem Erfolg. Mit etwas Glück wäre auch ein Sieg gegen Schwabach drin gewesen. "Die Mannschaft hat alles gegeben", lobte Klusemann sein junges Team. Es hatte sich in der Schlussphase zunächst erfolgreich gegen die drohende Niederlage gewehrt. Die Münchnerinnen liefen im Schlussviertel stets einem Rückstand hinterher, schafften aber dann nach einem 58:62 eine gute Minute vor Schluss durch Körbe von Jella Molz und der 19 Jahre alten Theresa Spatzier den knappen 65:64-Vorsprung. Zuvor hatte die erst 17-jährige Olivia Borsutzki die Gastgeberinnen im Spiel gehalten.

Spatzier kam schließlich auf 24 Punkte, darunter fünf Dreier. Borsutzki und Molz verbuchten jeweils elf Zähler. Trotzdem fehlte am Ende ein Korb zum Sieg - auch wegen der mangelnden Erfahrung. Drei Siege, fünf Niederlagen und ein Mittelfeldplatz beschreiben die momentane Leistungsfähigkeit des neu formierten Jahn-Teams ganz gut. "Das ist ein Lernprozess, der stattfindet, um besser zu werden", sagt Klusemann: "Zu Saisonbeginn hätten wir das Spiel noch hoch verloren."

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