Geiselnahmen, Entführungen, Erpressungen, das sind die Einsätze, bei denen es die Öffentlichkeit mitbekommt, wenn das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei eingreift. Dabei sind es ja bei Weitem nicht immer die ganz großen, medienwirksamen Fälle, zu denen das SEK gerufen wird. "Ein Angriff mit einem Messer zum Beispiel", sagt Thomas Renner, "wird in der Öffentlichkeit meist unterschätzt."
Und deshalb erklärt der Polizist von den Spezialeinheiten Nordbayern nun, wie das SEK gegen einen mit einem Messer bewaffneten Täter vorgeht: Vier Einsatzkräfte rücken vor, gepanzert mit Kettenhemden, dicken Westen und schützenden Helmen. Einer blockt den Angreifer mit einem Schild, ein zweiter beschäftigt ihn mit einem langen Stab, der dritte hat einen speziell geschulten Einsatzhund dabei. "Und einer sichert ab", sagt Renner. Vor allem die Ausrüstung mit den Kettenhemden ist hilfreich: "Damit kann man in die Klinge fassen, ohne verletzt zu werden."
40 Jahre gibt es nun Spezialeinheiten bei der Bayerischen Polizei, bei einem Festakt bei der Bereitschaftspolizei in der Rosenheimer Straße haben die Beamten deshalb ihre Arbeit und Ausrüstung erklärt und historisch aufgezeigt, wie sich die Einheiten mit neuen Anforderungen immer weiter spezialisiert haben. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte in einer Rede die psychische und physische Leistungsfähigkeit der Einsatzkräfte und nannte sie einen "unverzichtbaren Bestandteil einer modernen Polizeiorganisation".
Wie unverzichtbar die Spezialeinsatzkräfte sind, zeigte sich 1971 bei der ersten Geiselnahme im Nachkriegsdeutschland bei einem Banküberfall in der Prinzregentenstraße in München und bei den Olympischen Spielen 1972, als eine Geiselnahme der israelischen Olympiamannschaft durch palästinensische Terroristen mit 17 Toten endete. "Ausbildungs- und Ausrüstungsstand der Polizei reichten nicht mehr aus, um diesen neuen Erscheinungsformen von Schwerstkriminalität und internationalem Terrorismus Herr zu werden", sagte Herrmann.
Also stellte Bayern Kommandos von Präzisionsschützen, Eingreiftrupps und Observationsbeamten zusammen, die später in die heute gültige Aufteilung der Spezialeinheiten umgegliedert wurden: das Spezialeinsatzkommando, zuständig vor allem für Zugriffe und Schutzmaßnahmen, das Mobile Einsatzkommando (MEK) für Observation und Fahndung und das Technische Einsatzkommando (TEK), das als Aufklärungseinheit arbeitet.