SPD und CSU:Keine Steine, aber Stelen: Was das Rathaus plant

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In der Münchner Stolperstein-Debatte deutet alles darauf hin, dass die Steine auch in Zukunft verboten bleiben - zumindest auf öffentlichem Grund. Die rot-schwarze Rathauskoalition schlägt stattdessen Erinnerungstafeln vor, die an den Fassaden jener Häuser angebracht werden sollen, in denen früher Nazi-Opfer gewohnt haben. Falls die jeweiligen Hauseigentümer die Tafeln ablehnen, sollen auf dem Gehweg vor den Häusern Stelen errichtet werden können, die an die Ermordeten erinnern. Beide Varianten - Tafeln wie Stelen - soll es aber nur dann geben, wenn die Angehörigen der Opfer dies ausdrücklich wünschen. Darauf haben sich die Stadtparlamentarier von SPD und CSU geeinigt. Nach SZ-Informationen bekräftigten sie das am Freitag im Ältestenrat, in dem Vertreter aller Stadtratsfraktionen sitzen.

Zwar schlägt das zuständige Kulturreferat weiterhin vor, auf Wunsch der Angehörigen auch die Stolpersteine zu genehmigen, doch hat das Referat inzwischen auch die Tafeln und Stelen in seinen Beschlussentwurf aufgenommen. Abgestimmt wird über diesen Entwurf dann in der Stadtratsvollversammlung am 29. Juli. Dort ist zu erwarten, dass sich SPD und CSU geschlossen dafür aussprechen, die Stolpersteine aus der Vorlage zu streichen. Unter anderem die Grünen wollen zwar für die Steine stimmen, doch eine Mehrheit haben die Stolperstein-Befürworter nicht hinter sich - auch wenn die SPD-Basis erst vor Kurzem ihre Stadtratsfraktion aufgefordert hat, für das Projekt zu votieren.

Die Stolpersteine sind eine Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Sie sind zehn auf zehn Zentimeter groß und tragen den Namen und einige Lebensdaten eines Nazi-Opfers; vor dessen früherem Wohnhaus werden sie in den Boden eingelassen. Demnig hat nach eigenen Angaben mehr als 50 000 Stolpersteine in 1200 Städten weltweit verlegt. Seit einem entsprechenden Beschluss des Stadtrats im Jahr 2004 jedoch nicht auf öffentlichem Grund in München. Hier sind auf privatem Gebiet bislang 27 verlegt worden sowie gut 250 bereits angefertigt, aber eingelagert.

© SZ vom 27.06.2015 / gla, kast - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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