Sparopfer (3): Stadtbibliotheken:Letzter Halt Gasteig

Werden die Stadtteil-Bibliotheken in Berg am Laim und Ramersdorf geschlossen, müssen Leser zum Gasteig fahren. Oder sich das Lesen sparen.

ANTJE WEBER

Noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen. Doch eines ist heute schon sicher: Die Münchner Stadtbibliotheken werden die Einsparungen in den nächsten Jahren besonders hart treffen.

Schon die im Grobkonzept im Frühjahr geforderte Sparsumme bewertete Bibliotheksdirektor Werner Schneider damals in einem Brief als "nahezu unlösbare Aufgabe". Der Lösung ist er heute noch nicht näher gekommen: Schließlich hat der Stadtrat noch keine Beschlüsse gefasst, die es bereits umzusetzen gälte.

Aufgrund der Haushaltssperre hat sich die Lage in den vergangenen Monaten allerdings noch verschärft: Die einzusparenden Summen, sagt Schneider, würden "immer höher". Nach jetzigem Stand hätten die Stadtbibliotheken 4,4 Millionen Euro bis zum Jahr 2006 weniger zur Verfügung.

U-Bahn fahren oder sich das Lesen sparen

Das geht an die Substanz. Da in den Bibliotheken schon seit Jahren Stellen und Mittel gekürzt wurden, sieht Schneider Gebührenerhöhungen und die Schließung von Bibliotheken als letzte Spar-Möglichkeiten. Gegen die befürchtete Schließung der Stadtteil-Bibliotheken in Berg am Laim und Ramersdorf hat es in den vergangenen Monaten zwar viele Proteste insbesondere von CSU-Seite gegeben, doch scheint sie angesichts der geforderten Summen unausweichlich.

Zwar sieht Schneider noch einen "Hoffnungsschimmer", dass die Politiker den Ernst der Lage erkennen. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Ramersdorfer Kinder demnächst mit der U-Bahn zum Gasteig fahren müssen, wenn sie "Harry Potter" lesen wollen. Oder sich das Lesen eben auch gleich sparen.

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