Soziale Treffpunkte:Die Renaissance des Dorfladens

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Im Landkreis Freising kehren seit ein paar Jahren die kleinen Lebensmittelgeschäfte in Dörfern und Gemeinden zurück. Die Bürger wollen mehr als die üblichen unpersönlichen Großdiscounter.

Im Landkreis Erding beobachtet man seit ein paar Jahren das Aufleben kleiner Lebensmittelgeschäfte in Dörfern und kleinen Gemeinden. Die Sehnsucht nach einem Nahversorger im Ortskern hat Bürger aktiv werden lassen.

109 Dorfläden sind bayernweit in den letzten zehn Jahren entstanden. Einer davon ist der von Gabriele Graf-Sponholtz in Pastetten. Von 2016 an verkaufte sie in ihrem Schreibwarengeschäft auch Backwaren, nachdem die örtliche Bäckerei hatte schließen müssen. Heute findet sich in ihrem Laden alles Notwendige für den Alltagsgebrauch. Graf-Sponholtz legt dabei einen besonderen Wert auf regionale und frische Ware: Alles komme aus der Umgebung und werde wöchentlich oder täglich geliefert. "Das kommt bei den Pastettenern gut an und beschert meinem Laden einen soliden Kundenstamm," sagt sie.

Auch in Wörth und in Langenpreising gibt es seit vergangenem Jahr einen Dorfladen. Beide werden gemeinschaftlich von Dorfgesellschaften geführt, in Wörth sind es 167 Anteilseigner, in Langenpreising 235. In ihrem Sortiment bieten sie alles, was man in einem gewöhnlichen Supermarkt auch findet. Hinzu kommen Cafés, die an den Dorfladen angegliedert sind und in Wörth und Langenpreisng zwei neue soziale Treffpunkte geschaffen haben. "Das Café ist zum Schmückstück des Ladens geworden", sagt die Leiterin des Langenpreisinger Dorfladens Ursula Rieger.

Laut Handelsverband Bayern gibt es im Freistaat nur noch 9000 Lebensmittelgeschäfte. Ein Grund dafür ist, dass aus vielen kleineren Filialen geräumige "Mega-Supermärkte" wurden. Diese sind meist im Gewerbegebiet angesiedelt und locken durch ihre Discounterpreise und ihr breites Angebot die Kundschaft aus den kleineren ortsansässigen Läden. Dadurch entstehen immer größere Versorgungslücken. Dabei ist die Landesregierung verpflichtet, die "fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelläden für alle Bürger des Freistaats zu garantieren", wie es in Artikel 83 Paragraf 1 der Bayerischen Verfassung heißt.

Die Renaissance des Dorfladens in einigen Gemeinden zeigt, dass den Bürgern bei den Großdiscountern etwas fehlt: eine nahe und persönliche Einkaufsmöglichkeit, ein Ort der Gemeinschaft. Dieses Verlangen nehmen engagierte Bürger wie Gabriele Graf-Sponholtz selbst in die Hand. Sie ist davon überzeugt, dass sich das Konzept des Dorfladens halten wird. "Viele wollen zum Ursprung zurück", sagt sie. Außerdem sei es einfacher, Milch und Brot direkt im Dorf zu kaufen, statt mit dem Auto durch die Gegend zu fahren. Mit anderen Worten: einfach mal den Laden im Dorf lassen.

© SZ vom 06.05.2017 / whus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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