Sorge um Sendlinger Tor:"Das Viertel droht zu kippen"

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"Drogen- und Pennerszene terrorisiert Anlieger", hat CSU-Stadtrat Quaas eine Stadtrats-Anfrage überschrieben. Er fürchtet um den Frieden am Sendlinger Tor.

Bernd Kastner

Zustände wie in der Banlieue von Paris herrschen am Sendlinger Tor, glaubt man Richard Quaas: "Drogen- und Pennerszene terrorisiert Anlieger", hat der CSU-Politiker eine Stadtrats-Anfrage überschrieben. Anwohner und Geschäftsleute im Bereich von Sendlinger und Herzog-Wilhelm-Straße litten unter immer schlimmer werdender Belästigung: Bedrohungen, herumliegende Fixerutensilien, weggeworfene Flaschen, tierische und menschliche Exkremente auf den Wegen.

Beschaulich oder bedrohlich? Der Platz am Sendlinger Tor (Foto: Foto: Robert Haas)

Zudem werde "mehr oder weniger offen gedealt", Geschäftsleute beklagten massiven Kundenverlust. Bewohner des Viertels hätten Angst, die Polizei zu rufen, weil die Junkies und "Penner" ihnen dann die "Hölle auf Erden" bereiteten. Quaas fordert schnelle Abhilfe: "Das Viertel droht zu kippen."

Die Polizei bestätigt, dass es Beschwerden gebe. Man sei häufig dort präsent und erteile immer wieder Platzverweise. Viele der Personen seien Substitutionspatienten. Ob die Situation so dramatisch sei wie von Quaas beschrieben, wollte Polizeisprecher Peter Reichl nicht kommentieren.

Alexander Miklosy, Vorsitzender des Bezirksausschusses Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt, sind Beschwerden eher von der anderen Seite des Platzes bekannt: Dort seien es Kneipengäste, die auf der Straße lärmten. Auch Junkies hielten sich am Platz auf. Dass deshalb aber das ganze Quartier absacke, "das ist überspitzt".

Laut Anton Auer, Leiter der Teestube Komm, seien es weniger Obdachlose, als vielmehr "Wohnungsflüchter", die sich am Sendlinger Tor aufhielten: Personen, die psychisch, körperlich und sozial zu verelenden drohten. Dass sie sich zusammen mit Drogenkranken am Sendlinger Tor und auch an der Münchner Freiheit aufhalten, liege an der Vertreibungspolitik von Stadt und Polizei: In Haidhausen wird stärker kontrolliert, zudem wurden am Orleansplatz Kameras installiert.

Nun treffe sich das Klientel eben woanders. Auer kritisiert die Wortwahl des christsozialen Politikers Quaas, der von "Pennern" spricht: "Das ist abwertend. Für mich sind das hilfsbedürftige Münchner Bürger, die Unterstützung brauchen." Quaas dagegen hält den Begriff für angemessen: "Ich möchte die Leute nicht abwerten", sagte er auf Nachfrage. Aber er wisse nicht, wie er es besser formulieren könne.

© SZ vom 11.06.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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