Soccer-Hallen:Der Kick

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Es müssen nicht immer 22 Mann auf dem Rasen sein: Wer in seiner Freizeit Fußball spielen will, kann bei jedem Wetter auf den Kunstrasen einer Soccerhalle ausweichen. Vor allem unter Arbeitskollegen ist das gemeinsame Match nach Feierabend beliebt

Von Christoph Leischwitz

Es sind nicht mehr als 12 500 Quadratmeter Fläche in sieben verschiedenen Hallen, die für Indoor-Soccer in und um München zur Verfügung stehen - das ist weniger als die Fläche von zwei gewöhnlichen Fußballfeldern. Dabei ist das Interesse am wetterfesten Freizeit-Kicken seit Jahren gleichbleibend hoch, jeder der insgesamt 32 Courts zählt jährlich Tausende Besucher. Und deshalb bedarf das Spielen in einer der Hallen einer beträchtlichen Organisation.

Wer spontan mit Freunden nach der Arbeit spielen möchte - die größte Zielgruppe sind tatsächlich Arbeitskollegen, die am Abend noch gemeinsam die Freizeit verbringen -, wagt ein Lotteriespiel. Lohnt es sich wirklich, nun alle Hallen anzurufen und nachzufragen, ob gerade heute eine Gruppe abgesagt hat? Eher nein. "Da braucht man wirklich Glück. Meistens ist ein Platz innerhalb weniger Minuten schon wieder vergeben", sagt etwa Christian Doblinger, Inhaber der "Soccerworld" in Moosach. Die meisten Betreiber empfehlen, drei bis vier Wochen im Voraus zu reservieren, dann ist der gewünschte Termin meist noch frei.

Spiel mit Bande: In der Soccerhalle in Moosach kann man auch nach 23 Uhr noch Tore schießen. (Foto: Robert Haas)

Deutlich einfacher ist es natürlich, wenn man vor 17 Uhr eine Soccer-Gruppe zusammenbekommt, weil da der Andrang weniger groß ist. Dann ist das Spielen zudem meist deutlich günstiger. Selbst an Wochenenden bekommt man leichter einen Platz als zu den Stoßzeiten an Werktagen, die zwischen 17 und 22.30 Uhr liegen. Das liegt auch daran, dass man als Freizeitgruppe in Konkurrenz steht mit Fußballvereinen und -schulen, die aufgrund der bekannten Hallen-Platznot in München oft mit Soccerhallen kooperieren und ihre festen Zeiten haben.

Wer sich rechtzeitig um einen Court kümmert, hat die Auswahl. Preislich sind die Unterschiede gering. So zahlt zum Beispiel eine zwölfköpfige Gruppe (Anfänger mit eher mäßiger Kondition sollten mit Wechselspielern planen) für eine einstündige Platzmiete zwischen 4,50 und fünf Euro pro Person - das ist im Normalfall deutlich günstiger, als etwa mit einer kompletten Freizeitmannschaft einen Rasenplatz anzumieten. Standard sind bei allen Betreibern eine Pfandgebühr für Leibchen oder Bälle, manchmal wird auch eine Leihgebühr fällig. Jede Halle bietet Duschen, anschließende Bewirtung und Großleinwände für den passiven Fußballgenuss an. Auch versprechen alle Betreiber angenehme Temperaturen im Sommer, wo es ohnehin leichter ist, einen Platz zu bekommen.

Fußballtrainer Christoph Schmitt leitet die neue Freizeitsporthalle mit fünf Soccercourts in Kirchheim. (Foto: Stephan Rumpf)

Doch jede Halle hat auch ihre Besonderheiten. Da wäre zum einen der Klassiker, die "SoccArena" im Olympiapark. Einst unter "Soccer5" bekannt geworden, ist die Halle schon eine Soccer-Institution. Gespielt wird auf fünf Courts auf blauem Kunstrasen zwischen gepolsterten Banden. Hier können auch Einzelpersonen recht leicht eine Mannschaft finden oder sich spontan in ein Hallenspiel einkaufen: Im Gästebuch des Online-Auftritts werden regelmäßig Ersatzspieler gesucht. Weil auch hier viele Kicker oft Arbeitskollegen sind, hat man sich dort zusätzlich das Angebot des "Business Kicks" ausgedacht: Dabei wird die SoccArena zum Konferenzraum, in dem die Mitarbeiter zwischen Sporteln und Konferieren hin- und herpendeln können. Auf Wunsch gibt es auch noch Catering.

Wenn die Kondition eher nur für 45 Minuten reicht, ist die Anlage von Sport Scheck in Unterföhring eine gute Adresse. Dort gibt es einen beliebten, Fifa-zertifizierten Kunstrasen und Courts in fünf verschiedenen Größen. So kann zum Beispiel auch eine kleine Gruppe einen zwölfmal sechs Meter kleinen Platz mieten, der relativ oft noch zu haben ist, und Drei-gegen-Drei spielen. Es gibt sogar einen kleinen, runden Käfig, in dem man sich beim Eins-gegen-Eins austoben kann. Zusätzlich zur Online-Buchung findet sich auf der Internetseite ein Link zu einer App für Gruppen und Einzelpersonen. Hilfreich ist zum Beispiel die Warteliste - man wird sofort benachrichtigt, sobald ein Platz in einem Team frei wird. In der weitläufigen Anlage bestehen auch die meisten Möglichkeiten, andere Sportarten als Fußball auszuprobieren. Wer außerdem nach dem Sport Wert legt auf anspruchsvolles Ambiente, ist dort besonders gut aufgehoben: Die Allwetteranlage betreibt ein modern eingerichtetes Restaurant mit Café und Biergarten am Pool.

Ein Online-Buchungssystem wird auch in der "Soccerworld" in Moosach bald eingeführt. Hier geht es ziemlich unkompliziert zu: Wer zu den Hauptzeiten partout keinen Platz findet, kann auch noch von 23 Uhr bis Mitternacht spielen. Die Stunde kostet zwar bis zu 70 Euro, in Abonnements wird das Angebot aber deutlich günstiger. Insgesamt stehen sechs Plätze mit 30 auf 15 Metern zur Verfügung, auf Wunsch können in der neueren Halle mit drei Courts auch die Banden herausgenommen werden. Dann können auch zwei große Teams mit jeweils zehn Spielern gegeneinander antreten.

Die neueste Anlage befindet sich einen Weitschuss entfernt vom S-Bahnhof Heimstetten. Zwar ist hier ab 16.30 Uhr meist auch schon die Hölle los (zumal man auf Wunsch unter Flutlicht und mit lauter Musik spielen kann). Weil der Betrieb im "Sport(t)raum" aber erst im November aufgenommen wurde, besteht für die fünf Courts in verschiedenen Größen zurzeit noch die höchste Wahrscheinlichkeit, bei einer kurzfristigen Buchung erfolgreich zu sein - denn momentan sind noch nicht allzu viele Abos abgeschlossen. Einen für alle einsehbaren Online-Kalender gibt es auf der Homepage bereits. Doch die Besucherzahlen werden sicher auch hier steigen, denn die Anlage ist öffentlich und mit dem Auto gut erreichbar, als reine Soccerhalle (mit angeschlossenen Tennisplätzen, Fitnessstudio und Sauna) zudem sehr funktional, und die Sportsbar recht schick.

Weitere, nicht ganz so stark frequentierte Courts gibt es noch im Tennis Center Keferloh und im Sportzentrum Martinsried, wo der Kunstrasen wie in der "SoccArena" blau ist. Seit der Schließung der Soccerhalle in Aubing muss man vom Münchner Westen aus die längsten Fahrzeiten auf sich nehmen. Eine Alternative ist noch der Amperpark in Emmering, der seit einigen Jahren einen 20-mal elf Meter großen Court für ein Vier-gegen-Vier anbietet. Aber auch hier gilt: Unter einer zeitigen Reservierung versteht man hier eher wenige Wochen im Voraus, und nicht wenige Tage.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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