Skibasare:Zweite Runde

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Wenn Vereine oder Sportgeschäfte zum Skibasar einladen, wird auch gebrauchtes Material mit Qualitätsprüfung verkauft. Einen Preis muss man allerdings bezahlen: Manche Kunden stehen schon mal zwei Stunden Schlange

Von Günther Knoll

Bei Sport Kaindl in Bogenhausen haben sie gerade ein Paar Schwimmflossen verkauft, am Nachmittag fast 20 Grad in der Sonne, doch Claudia Daurer ist sich sicher: "Wenn wir am Samstag um neun Uhr öffnen, dann wird wieder eine zweihundert Meter lange Schlange vor der Tür warten." Darauf nämlich, dass sich das Tor zur Aula der Grund- und Mittelschule an der Heimstettner Straße in Kirchheim öffnet, wo der 23. Ski- und Bergsport-Basar des Kirchheimer SC stattfindet. Auch wenn weit und breit kein Schnee in Sicht ist, stehen die Leute für Ski, Board und Zubehör an, für gebrauchtes, gut erhaltenes Material, das für einen günstigen Preis zu haben ist.

Deshalb finden mit Beginn des Herbstes überall ähnliche Flohmärkte statt, veranstaltet von Sportvereinen, Schulen, Nachbarschaftshilfen, Pfarreien. Denn vor allem den Nachwuchs jedes Jahr mit passendem neuem Sportgerät auszustatten, ist teuer. Und außerdem kann man so Schuhe und Brettl, die zu klein oder zu kurz geworden sind, wieder loswerden und bekommt sogar noch Geld dafür. Auch Claudia Saurer kauft seit Jahren auf dem Kirchheimer Basar ein für ihren Sohn, denn der wachse schnell und jedes Mal neue Skier das sei ihr zu teuer. "Austauschen" nennt sie das, und viele Eltern handelten genau so.

Museumsreif und nicht mehr pistentauglich: Alte Ski im Bauernhof- und Wintersportmuseum von Markus Wasmeier in Fischhausen-Neuhaus am Schliersee. (Foto: Manfred Neubauer)

Daurer ist nicht nur Kundin, sie hat die Organisation des Flohmarkts "ererbt", wie sie berichtet. Ihr Vater habe das vorher mehr als 20 Jahre als "Ein-Mann-Show" bewältigt. Seit vergangenem Jahr habe sie das übernommen - aber nur dank der Unterstützung eines rührigen Organisationsteams aus dem Sportverein - und mit Hilfe des Internets. Denn der Kirchheimer SC hat inzwischen auf Elektronik umgestellt: Die Verkäufer kommen mit der Ware, die sie selbst zu Hause schon codieren und auszeichnen. Zum Schluss werde dann einfach alles gescannt, das spare viel Arbeit, sagt Daurer.

Bis zu 25 Teile darf ein Verkäufer zum Basar bringen, das Angebot durchläuft dann eine "Qualitätskontrolle" durch Experten, denn "für den Verkauf muss alles einwandfrei sein", sagt Daurer. Auf dem Basar wird nicht nur Sportgerät angeboten, sondern auch die passende Winterbekleidung - ebenfalls Second Hand. Mehr als 180 Anbieter könne man nicht unterbringen und die Meldeliste sei jedes Mal schnell voll, sagt die Organisatorin. Kommerzielle Händler sind nicht zugelassen. Im vergangenen Jahr wurden von rund 1700 angebotenen Stücken 800 verkauft, das ergab einen Umsatz von rund 13 000 Euro. Ein Teil des Erlöses geht an den Verein, "fürs Rennteam", wie Claudia Daurer sagt. Der SC betreibt engagierte Nachwuchsarbeit im Alpinski-Bereich.

Beim Skibasar kann's auch mal drunter und drüber gehen. Hauptsache, am Ende haben alle, was sie für den möglichst sicheren Spaß im Schnee brauchen. (Foto: Renate Schmidt)

Der Kirchheimer Wintersport-Basar lebe von "Stammkunden, sonst gäb's ihn nicht schon seit 23 Jahren", sagt Daurer. Weil der Vereine über seine Nachwuchssportler, die aus der ganzen Region kommen, auch viel Mundpropaganda betreibe, kämen inzwischen auch Interessenten aus dem weiteren Umkreis. Und die ersten davon stehen schon zwei Stunden vor Öffnung an. An Schlangen vor der Tür hat man sich auch bei Ski & Board Giesing gewöhnt. Die Skischule, die seit mehr als 50 Jahren Kurse anbietet, veranstaltet alljährlich einen Flohmarkt, bei dem sie nicht nur Ware aus ihrem eigenen Verleihbestand anbietet, sondern nach dem Motto "Sie bringen, wir handeln für Sie" auch Gebrauchtes aus privater Hand. An diesem Sonntag ist es wieder so weit, diesmal in Turnhalle der deutsch-französischen Schule, Ungsteiner Straße 50, in Giesing. Der Markt dauert von 9 bis 13 Uhr, "um halb elf ist von neunzig bis hundert Zentimetern fast nichts mehr da" weiß Geschäftsführerin Theresa Hieber. Sie meint damit die besonders gefragten Kinderski. "Wir prüfen alles vorher", deshalb könnten die Kunden sicher sein, einwandfreies Material zu kaufen. Bei dieser Prüfung durch die Skilehrer gehe es vor allem um die Sicherheit. Der Flohmarkt der Giesinger Skischule kann mit einem besonderen Service aufwarten: An diesem Tag ist auch eine "Waxparty" angekündigt, das bedeutet, wie die Geschäftsführerin erklärt, dass man gleich auch noch die Bindung einstellen und die Bretter wachsen lassen könne.

Bei Ski & Board wird auch Sportgerät verliehen, allerdings nur an Kursteilnehmer. Für Anfänger im Kindesalter sei das sinnvoll, sagt Theresa Hieber, weil man ja nicht wisse, ob ihnen das Skifahren Spaß mache. Für Erwachsene sei das Material sowieso inbegriffen, denn in den Kursen werde auch zwischen den Skilängen gewechselt. Bei Gebühren von etwa 50 Euro pro Woche für Kinderski sei das sinnvoller als neues Material zu kaufen, sagen selbst die Fachleute, die am Verkauf interessiert sein müssten. So verleiht Sport Bauer in Aschheim pro Saison mindestens 200 Paar Ski. Das Ausleihen hat einen weiteren Vorteil: Bei der unsicheren Schneelage wie in den vergangenen Wintern bleibt die neue, teure Ausrüstungen im heimischen Keller oder in der Garage. Doch wenn es nicht schneit, macht auch der preiswerteste Einkauf bei einem Skibasar keine Freude. Theresa Hieber bringt auf den Punkt, was wohl alle Wintersportfans derzeit denken: "Wir hoffen, dass es kälter wird und Schnee kommt."

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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