Skandal im Schlachthof Fürstenfeldbruck:Des saftigen Schnitzels grausame Kehrseite

Lesezeit: 3 min

SZ-Leser sehen in den Unzulänglichkeiten einen Grund, generell über Massentierhaltung, -tötung und Fleischkonsum nachzudenken

"Vorwürfe gegen Brucker Schlachthof" vom 4. Mai, "Brucker Schlachthof stellt Betrieb ein" vom 6. Mai und "Aus für den Schlachthof Fürstenfeldbruck" vom 10. Mai:

"Hochwertige Schlachtung"?

Es blutet einem das Herz und man kann die Berichte über den Brucker Schlachthof kaum lesen, aber man muss trotzdem den Tatsachen ins Auge schauen, sonst ändert sich ja nichts. Die mutigen Leute von der Soko Tierschutz haben es getan und es ist nicht zu glauben, dass vorher niemand dies Zustände gesehen hat, niemand von all den Leuten, die dort täglich ein- und ausgehen, niemand vom Aufsichtspersonal. Obwohl Herr Karmasin anfangs davon sprach, dass das Beweismaterial vor Gericht nicht anerkannt würde, wird jetzt doch seine Behörde zwangsläufig tätig werden. Man kann nur hoffen, dass sich die Zustände wirklich ändern und der schöne Satz auf der Seite des Brucker Schlachthofes - "sachkundige Metzger garantieren eine ethisch vertretbare und hochwertige Schlachtung" - tatsächlich Anwendung findet. Hannelore Hartmann, Eichenau

Kein Appetit auf Fleisch mehr

Es war nur eine Frage der Zeit, wann solche Umstände auch am Brucker Schlachthof aufgedeckt werden. Es ist eben immer noch nicht in den Köpfen der fleischverzehrenden Menschen angekommen, dass das der Alltag an einem Schlachthof ist. Tiere werden in Massen getötet, da bleibt keine Zeit, um irgendwelche Vorschriften einzuhalten. Einem Tier ist durchaus bewusst, wenn es zur Schlachtung abgeliefert wird. Es wird sich deshalb kaum ohne Widerstand in den bevorstehenden Tötungsablauf einreihen. Wenn sich das Tier dann wehren sollte, gibt es in jedem Schlachthof und auch bei Tiertransporten gewisse grausame "Handgriffe", damit der Betrieb dann weitergeht. Wer mit Tieren zu tun hat und sich die Abläufe an einem Schlachthof in den vielen Videos angesehen hat, wird feststellen, welche Angst und Panik in den weit geöffneten Augen der Tiere zu erkennen ist.

Bei einem derartigen Skandal reicht es nicht aus, einen Verantwortlichen zu entlassen. Es wäre eine Lüge zu behaupten, weitere Mitarbeiter oder Verantwortliche hätten davon nichts mitbekommen. Es müssen alle Mitarbeiter und alle Verantwortlichen ihren Hut nehmen. Hätte man diese grausamen Umstände durch die Soko Tierschutz (vielen Dank an die Soko) nicht aufgedeckt, würde alles wie bisher, mit Zustimmung der Verantwortlichen, so weitergehen. Behaupten aber die Verantwortlichen, hiervon nichts gewusst zu haben, dann muss man davon ausgehen, dass sie nicht in der Lage sind, einen solchen Betrieb zu führen.

Dass dieser Schlachthof auch noch über verschiedene Zertifizierungen verfügt, ist ein weiterer Skandal. Ich habe da noch eine hinzuzufügen: Zertifizierung für grausamsten Umgang mit Tieren. Einige der Verantwortlichen stehen dann auch noch am Brucker Bauernmarkt und bieten als Saubermänner ihre Ware an, wie geschmacklos.

Insbesondere ein Bio-Bauer sollte seine Tiere bis zur Tötung begleiten und diese nicht den Schlächtern in der Hasenheide (so heißt ein Gewerbegebiet in der Stadt Fürstenfeldbruck; d. Red.) überlassen. Jeder Schlachthof müsste mit Kameras ausgestattet werden, welche die Abläufe - auch für unabhängige Tierschutzverbände - festhalten.

Ich verzichte schon seit zehn Jahren auf Fleisch und lebe immer noch. Das wird die Welt nicht retten, mir ist aber schon lange der Appetit auf Fleisch vergangen. Es wäre doch so einfach, wenn die Menschen nicht vor solchen Skandalen ihre Augen verschließen würden. Und, liebe Fleischesser, sollte ihr Stück Fleisch demnächst in der Pfanne noch zucken, dann wenden sie sich bitte an den verantwortlichen Schlachthof wegen einer Nachbetäubung! Wie viele Menschen bezeichnen sich als tierlieb und verzehren Fleisch? Welch ein Widerspruch! Tierwohl beginnt bei der Ernährung! Robert Schuster, Fürstenfeldbruck

Das Versagen der Veterinäre

Man muss die Veterinäre am Landratsamt in Schutz nehmen: Diese hatten über Monate damit zu tun, die himmelschreiend skandalösen Zustände im Olchinger Vogelpark zu beanstanden. Da konnten sie sich um solche Nebensächlichkeiten wie im Todeskampf zuckenden Schweine nicht kümmern. Gut, dass auch der Landrat hier die Mitarbeiter voll unterstützt und jetzt nicht mit purem Aktionismus irgendetwas unternimmt . . . Manfred Fratton, Olching

Leserbriefe stellen keine redaktionelle Meinungsäußerung dar, dürfen gekürzt und digital veröffentlicht werden. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Das Leserforum des SZ-Ressorts "München-Region-Bayern" erreichen Sie per E-Mail unter forum-region@sueddeutsche.de, per Fax unter 089/2183-8295.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: