Silvester in München:Jahreswechsel im Lift

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In wichtigen Momenten sollte man immer Treppen steigen - das denken sich jetzt wohl auch 14 Partygäste der Schrannenhalle, die das neue Jahr im defekten Aufzug begrüßen mussten.

Claudia Wessel

Vom Feuerwerk haben 14 Gäste der Silvesterparty in der Schrannenhalle nichts mitbekommen. Sie verbrachten den Jahreswechsel in einem steckengebliebenen Aufzug zwischen Keller und Erdgeschoss. Gegen 22.45 Uhr blieb der laut Feuerwehr für 14 Personen zugelassene Lift prall gefüllt stehen.

(Foto: Foto: ddp)

45 Minuten lang haben die Eingeschlossenen vergeblich versucht, sich bemerkbar zu machen. Die dann alarmierte Feuerwehr traf um 23.33 Uhr ein und öffnete die Notausstiegsklappe, durch die sie Getränke hinunterreichte. Mit einem Trennschleifer wurde diese Luke dann vergrößert, so dass gegen 1.15 Uhr alle Eingeschlossenen über eine Klappleiter herausklettern konnten.

Die meisten von ihnen hatten offenbar gute Nerven und feierten weiter. Ihnen wurde der Eintrittspreis der Party zurückerstattet und sie verbrachten den Rest der Nacht auf Kosten des Hauses.

Rund 100 Brandalarme gingen bei der Feuerwehr ein. Dabei handelte es sich meist um Kleinbrände, die von verirrten Silvesterraketen oder Böllern verursacht worden waren. In einigen Fällen wurden aus Kleinbränden jedoch auch sehr schadensträchtige Feuer.

Ein Feuerwerkskörper, der sich in Unterschleißheim auf einen Balkon und von dort durch die offene Balkontür in die Wohnung verirrte, setzte die gesamte Wohnung in Brand. Es entstanden 200 000 Euro Sachschaden.

100 000 Euro Sachschaden verursachte ein Wohnungsbrand am Hart. Eine Feuerwerksrakete war auf einem auf dem Balkon abgestellten Sofa gelandet. Das entstehende Feuer erreichte schnell eine so hohe Temperatur, dass sowohl die Isolierung der Hausfassade großflächig zerstört wurde als auch die Balkontür zerbarst. 30 000 Euro Schaden verursachte ein Brand durch einen überhitzten Fonduetopf in Harlaching. Ebenfalls durch eine fehlgeleitete Silvesterrakete entstand in der Stösserstraße ein Sachschaden von 20 000 Euro. Auch hier war der Feuerwerkskörper auf Balkonmöbeln gelandet und hatte sie in Brand gesetzt. Das Feuer griff auf den Balkon der darüberliegenden Wohnung über.

Auch die Polizei hatte eine arbeitsame Nacht. Zwischen 20 Uhr am Silvesterabend bis 8 Uhr am 1. Januar wurden 450 Einsätze gezählt (im Vorjahr waren es 550). Die Beamten wurden zu ingesamt 67 Schlägereien, 60 Bränden, 50 "Delikten im Zusammenhang mit unachtsamem Umgang mit Feuerwerk" und 26 Zwischenfällen mit "volltrunkenen Personen" gerufen. "Zu größeren Störungen kam es jedoch nicht", berichtet Polizeisprecher Dieter Gröbner. "Es herrschte ausgelassene und fröhliche Stimmung." Einer der Hauptanziehungsorte für die Feiernden war der Friedensengel.

Dort trafen sich heuer rund 8000 Menschen, so Gröbner. Sonst seien es meist etwa 3000 gewesen.Aufgrund des milden Wetters waren die Straßen ohnehin alle sehr bevölkert, vor allem an klassischen Orten wie Leopoldstraße oder Olympiaberg. Wer den Überblick hatte, wie die Gäste auf der Dachterrasse des Hotels Bayerischer Hof, konnte feststellen, dass zur Begrüßung des Jahres 2007 nicht an Feuerwerk gespart wurde. Dass vor allem junge Leute leider oftmals sehr leichtsinnig im Umgang mit den gefährlichen Raketen seien, beklagt die Polizei. Einige Passanten erlitten Brandverletzungen. Dass es nur leichte waren, war, so die Polizei, pures Glück.

© SZ vom 2.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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