Sieger gesucht:Die Zocker von Catan

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Am Wochenende treffen sich Brettspiel-Fans zum Wettkampf in Markt Schwaben. Es geht um die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Herbst

Von Franziska Gerlach

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg soll es gern spielen, die Hollywood-Schauspielerin Mila Kunis ebenso. Aber auch Uwe Lorenzen darf man getrost zum Fankreis von "Catan - das Spiel" zählen. Mehr noch: Das Gesellschaftsspiel um die fiktive Insel Catan hat es dem 60 Jahre alten Münchner so sehr angetan, dass er sogar Turniere organisiert. An diesem Sonntag, 19. März, findet ein Ranglisten-Turnier zur Deutschen Meisterschaft in Markt Schwaben statt: Wer mitmachen möchte, kommt einfach ins Gasthaus "Oberbräu", bis um 10.40 Uhr kann man sich anmelden.

Die Deutsche Meisterschaft wird nach bisheriger Planung wieder zur Münchner Spielemesse "Spielwiesn" von 17. bis 19. November ausgetragen, 64 Leute spielen dann um den Titel, es sind die besten aus den 65 bis 70 Vorrundenturnieren, die übers Jahr hinweg in ganz Deutschland stattfinden. Alle zwei Jahre treffen sich die Spieler zur Weltmeisterschaft, die abwechselnd in den USA und in Deutschland stattfindet. In München habe sich seit 2012 eine regelrechte "Catan-Szene" entwickelt, sagt Karsten Höger. Er arbeitet beim Spielezentrum Herne, das die Deutsche Meisterschaft gemeinsam mit dem Stuttgarter Kosmos Verlag ausrichtet.

Bis zum Treffen der Besten ist es allerdings ein weiter Weg: Wer sich Fotos von Lorenzens Vorrundenturnieren aus Grafing oder Markt Schwaben ansieht, der wird darauf das eine oder andere hoch konzentrierte Gesicht erkennen. "Die Siedler von Catan", wie viele Münchner das Spiel nach wie vor nennen, ist aber auch ein geselliges Spiel, bei dem man sich mit den anderen austauschen muss - und geschickt handeln: mit Holz, Lehm, Getreide, Erz oder Wolle zum Beispiel. Denn Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Straßen und Dörfer zu bauen. Gerade diese "soziale Ebene" dürfe man nicht unterschätzen, erläutert Höger, der bei der Deutschen Meisterschaft außerdem als Schiedsrichter fungiert. Schon öfter hat er beobachtet, dass Spieler dazu neigen, wohlwollend mit dem vermeintlich Schwächsten der Runde zu tauschen. "Das hat sich am Ende dann als falsch erwiesen."

Seit das Spiel vor 22 Jahren erschienen ist, hat es eine beachtliche Karriere hingelegt. Bis heute hat es sich mehr als 25 Millionen Mal verkauft und wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Einer der Fans, die dem Spiel seit vielen Jahren die Treue halten, ist der Münchner Tilmann Weigel, 33 Jahre alt. 1997 ist er über Freunde auf das Gesellschaftsspiel aufmerksam geworden, später begann er Turniere zu spielen, 2004 belegte er bei der Deutschen Meisterschaft sogar den zweiten Platz. Der Software-Entwickler scheint es also drauf zu haben. Trotzdem, so sagt er, könne auch er sich noch verbessern. Und das gehe im Turnier, wo man quasi von den Besseren lerne, eben besonders gut. Zumal es auf Dauer doch langweilig sei, immer nur mit denselben Leuten zu spielen, wie er findet.

Weigel spielt am liebsten zu viert, die maximale Spielerzahl beim Grundspiel, denn Konkurrenz belebt bekanntermaßen

das Geschäft. Den Reiz haben die Siedler auch nach so vielen Jahren nicht verloren. Das Spiel verlaufe jedes Mal anders, keine Partie sei wie die nächste. Eine allgemeingültige Strategie? Fehlanzeige. "Eine todsichere Variante gibt es nicht." Turnier-Organisator Lorenzen wiederum gefällt, dass eine schlaue Taktik dann doch nicht alles ist. "Durch das Würfeln gibt es auch eine Glückskomponente", sagt er. Außerdem habe man sehr lange im Verlauf des Spieles noch die Chance aufzuholen. Seine erste Ausgabe hat der Programmierer sich 1995 gekauft, als "Die Siedler von Catan" Spiel des Jahres waren. Zwei, drei Jahre später spielte er sein erstes Turnier, seit 2007 richtet er auch selbst welche aus. Eine Partie dauere im Durchschnitt 30 bis 60 Minuten, schätzt er, nur selten länger. Jeder Turnierteilnehmer spielt drei Spiele, die Gruppen werden ausgelost. Wer gewinnt bei diesem Ranglisten-Turnier, erhält 100 Punkte - und hat somit gute Chancen auf den Einzug ins Finale. Als Organisator muss man daher keine besonderen Qualifikationen vorweisen. "Es reicht, wenn man ein begeisterter Spieler ist", sagt Lorenzen. Damit das Turnier aber überhaupt gewertet werden kann, müssen mindestens 16 Leute daran teilnehmen. Eine Herausforderung, die Lorenzen wohl keine größeren Schwierigkeiten bereiten dürfte. Er hat in Markt Schwaben bereits Plakate aufgehängt, über die Jahre hinweg ist sein E-Mail-Verteiler außerdem auf rund 150 Namen angewachsen. Man kennt sich also. Neue Teilnehmer seien dennoch jederzeit willkommen, betont er. Auch Angst vor verbissenem Ehrgeiz braucht niemand zu haben, bei Lorenzen gilt nämlich: "Wer gut abschneidet bei einem Turnier, der hat gut gespielt. Und wer schlecht abschneidet, der hat einfach nur Pech gehabt."

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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