Sicherheitsdienst:Jeden Tag eine neue Regel

Lesezeit: 2 min

Kabarettist Helmut Schleich und sein Ärger mit den Ordnern

Interview Von Franz Kotteder

Der Kabarettist Helmut Schleich, bekannt vor allem durch seine Paraderolle als Franz Josef Strauß, ist ein begeisterter Wiesngänger. Oft trifft man ihn in seinem Lieblingszelt, der Augustiner-Festhalle, oder auf der Oiden Wiesn im Herzkasperlzelt. Heuer aber haben ihm die Zugangskontrollen beinahe die Lust an der Wiesn verleidet.

SZ: Herr Schleich, was war denn der Anlass für Ihre Verärgerung?

Helmut Schleich: Heuer ging ich das erste Mal unter der Woche an einem Vormittag um halb elf raus. Da waren um den Haupteingang herum noch einmal so riesige Sperranlagen herumgebaut, da musst du ums Klohäusl rum, wenn du von der U-Bahn kommst, vorbei an einer Art Skizaun und dann im Zickzack zum Eingang. Weil aber kein Mensch weit und breit da war, wollte ich halt an der Seite vorbei. Da sind gleich drei Ordner über mich hergefallen. Ich wollte dann diskutieren, aber dann dachte ich: "Wenn ich jetzt noch einmal widerspreche, dann holen die die Polizei. Dann sitze ich erst mal bei der und nicht im Bierzelt."

Die Sicherheitskontrollen gab's aber auch schon im vergangenen Jahr.

Ja, aber dieses Mal gab's ja noch eine Reihe Ordner vor der zweiten Reihe Ordner. Und noch weitere Absperrungen und teilweise neue Regelungen, zum Teil auch jeden Tag andere. Gestern sagte einer zu mir: "Es gibt jetzt neue Bestimmungen!" Ich sagte dann: "Was gibt's denn jetzt noch für neue Bestimmungen? Das Oktoberfest ist doch fast rum." Nein, sagte der, "diese Tasche dürfen Sie nicht mehr mit reinnehmen!" Dabei bin ich schon fünfmal damit auf dem Fest gewesen. Wir sind dann zu seinem Chef gegangen, der meinte, ich müsse die Tasche abgeben. Die dürfe ich auch nicht einfach in meine Jacke stecken, weil er mir dann einen mitgeben müsste, der darauf aufpasse, dass ich sie nicht wieder herausnehme. Also, was sind denn das für Diskussionen ! (Lacht.)

Viele sagen aber auch, die Ordner wären in diesem Jahr ausgesprochen freundlich.

Das kommt wohl drauf an, wen man gerade erwischt. Klar, da gibt's auch Nette, aber ich habe auch schon richtig Unangenehme erlebt. Vor allem, wenn du dich nicht genau daran hältst, was die dir sagen. Und ich habe ja ohnehin ein Autoritätsproblem.

Wo hört denn der Spaß auf?

Bei den Familien, finde ich. Es geht ja schon fast so weit, dass es heißt, kleine Kinder haben auf einem Volksfest nichts verloren. Wenn du kleine Kinder hast und darfst keinen Rucksack mitnehmen, wird's schon schwierig. Da musst du halt dann jede Limo für Dreifuchzig kaufen und jede Wurstsemmel für fünf Euro, klar. Der nächste Schritt sind dann Schleusen wie am Flughafen oder Nacktscanner. Das Problem an diesem ganzen Sicherheitsdenken ist natürlich: Wenn du dich ganz darauf einlässt, haben die anderen eh schon gewonnen. Dann siehst du an jeder Ecke schon die Bombe stehen. Und zwar nicht nur auf der Wiesn, sondern überall.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: