Sicherheitsdebatte:Selber aufpassen

Lesezeit: 2 min

Mehrheit im Stadtrat will Security-Firmen durch eigenen Dienst ersetzen - doch das Kommunalreferat warnt vor hohen Kosten

Von Thomas Anlauf

Sie arbeiten häufig für einen Hungerlohn und doch sind sie auch für die Sicherheit in München zuständig - und das im Auftrag der Stadt. Hunderte Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdiensten sind täglich im Einsatz. Sie sollen nicht nur wertvolle Kunstwerke in Museen schützen, sondern auch Mitarbeiter in städtischen Referaten, allen voran im Sozialreferat. Dennoch gibt es regelmäßig Beschwerden über die Arbeit der schlecht bezahlten Sicherheitsdienste.

Nach Angaben von Stadtrat Stefan Jagel (Linke) verdienen die oftmals kaum ausgebildeten Security-Mitarbeiter gerade mal 11,65 Euro in der Stunde. Zum Vergleich: städtische Mitarbeiter des Kommunalen Außendienstes (KAD), die seit 2018 vor allem rund um den Hauptbahnhof Streife gehen und sowohl freundliche Ansprechpartner für Touristen sind als auch Ordnungskräfte, die Platzverweise erteilen können, erhalten laut Jagel etwa 14 Euro plus kommunale Bezüge. Eine Stadtratsmehrheit aus Grünen, SPD und Linken will deshalb nun schrittweise die privaten Sicherheitsdienste abschaffen und eine städtische Security aufbauen.

Bislang lehnt das für städtische Immobilien zuständige Kommunalreferat den Vorstoß der Fraktionen ab. Für Referentin Kristina Frank (CSU) sind vor allem die deutlich höheren Kosten eines kommunalen Sicherheitsdienstes entscheidend. Ihr Referat rechnet vor, dass eine eigene Security etwa 30,5 Millionen Euro pro Jahr kosten würde, die privaten Sicherheitsdienste verlangen demnach derzeit 13,5 Millionen Euro für ihre Arbeit. Zudem befürchtet Frank, dass es zehn Jahre dauern könnte, bis das städtische Personal steht, sie rechnet mit mindestens 500 Vollzeitstellen.

Doch von heute auf morgen wollen die Stadträte das derzeitige Sicherheitssystem ohnehin nicht umstellen, zumal auch nicht sicher ist, ob das städtische Personal gleichermaßen überall eingesetzt werden kann. Die Aufgaben reichen vom Museumsdienst über nächtliche Bewachung von Gebäuden oder auch Baustellen bis hin zum Dienst in Flüchtlingsunterkünften und Sozialbürgerhäusern. Dort oder auch in anderen kommunalen Einrichtungen könnte nach Ansicht von Grünen und SPD in einem ersten Schritt ein städtischer Sicherheitsdienst eingesetzt werden.

Tatsächlich laufen zwei Verträge mit privaten Security-Firmen Ende Juni 2022 aus, beide am Hauptsitz des Kreisverwaltungsreferats KVR an der Ruppertstraße und der Bavariastraße. Allein das KVR beschäftigt insgesamt 38 externe Sicherheitsleute, in durchaus sensiblen Bereichen. Seit Jahren kommt es dort immer wieder zu Menschenansammlungen vor den Eingängen, weil die Leute dringend Unterlagen benötigen, aber die Wartezeiten zu lang sind.

Nach Ansicht von Grün-Rot soll künftig die städtische Security über den bereits bestehenden Kommunalen Außendienst aufgebaut werden, der unter der Federführung des Kreisverwaltungsreferats steht. Nach Ansicht von Christian Vorländer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von SPD/Volt, bietet der Kommunale Außendienst "die richtigen Strukturen und Kompetenzen, um sein Aufgabenfeld jetzt zu erweitern". Damit würden nicht nur bessere Arbeitsbedingungen geschaffen, sondern auch die Qualität der Dienstleistungen erhöht. Sein Kollege Dominik Krause von den Grünen-Rosa Liste will allerdings zuvor in einer Untersuchung herausfinden, ob die Münchnerinnen und Münchner tatsächlich so zufrieden mit der Arbeit des städtischen KAD sind. Nun soll der Stadtrat abstimmen, ob die Münchner Security künftig aus städtischen Mitarbeitern besteht.

© SZ vom 17.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: